Ein repräsentativer Querschnitt: Die Rallye Argentinien vereint in sich verschiedene Charakteristiken, die typisch für mehrere andere Schotter-Events im WM-Kalender sind. So driften die WRC-Piloten am kommenden Wochenende über schnelle Passagen, navigieren durch kurvenreiche Abschnitte, lassen es über zahlreiche Sprunghügel im wahrsten Sinne des Wortes fliegen und müssen es in Passagen mit groben Steinen im Sinne der Werterhaltung ihrer Fahrzeuge geradezu vorsichtig angehen. Man könnte fast sagen, dass die Protagonisten der Rallye-WM bei ihrer Tour durch die argentinische Pampa abwechselnd einen Abstecher nach Mexiko, Sardinien und Griechenland unternehmen.

"Diesem breiten Anforderungsprofil müssen natürlich auch die Reifen entsprechen", erklärt Aimé Chatard, bei BFGoodrich verantwortlich für das Rallye-Engagement. "Die Wertungsprüfungen in Argentinien führen über ebene Strecken in den Höhenlagen - die sich bei Nässe ausgesprochen rutschig präsentieren -, sandigen Abschnitten in den Tälern sowie einigen extrem steinigen Passagen. Die Reifen müssen daher sehr vielseitig und verschleißresistent sein, um auf den bis zu 80 WP-Kilometern zwischen den Service-Punkten optimale Leistung abliefern zu können."

Im Vergleich zum Vorjahr wurde der Termin der Rallye Argentinien vom Monat Juli auf Ende April vorgelegt. Der derzeit auf der Südhalbkugel vorherrschende Herbst kann mit Wetterkapriolen für zusätzliche Würze sorgen. Bei plötzlichen Regenschauern können sich beispielsweise die für Argentinien so typischen Wasserdurchfahrten durch die vielen Flüsse zu noch eindrucksvolleren Spritztouren verwandeln - eher zum Vergnügen der Zuschauer als zur Freude der Piloten. Wenig Spaß dürften die Lenkradartisten auch auf den höher gelegenen Wertungsprüfungen haben, die zum Teil bis auf 2.200 Meter über den Meeresspiegel nach oben führen. Durch den geringeren Sauerstoff-Anteil in der Luft verlieren die nominell 300 PS starken Zweiliter-Turbomotoren der World Rally Cars in diesen Gefilden bis zu 30 Prozent ihrer üblichen Leistung.

Die Rallye Argentinien aus Sicht von BFGoodrich

Als einen der Schlüssel zum Erfolg sehen die Verantwortlichen bei BFGoodrich die Wertungsprüfungen 2 bis 6, die über besonders raues Gelände führen. Nach der WP 1 am Donnerstagabend, einer 2,2 Kilometer langen Super Special ohne allzu großen sportlichen Wert, stellen die fünf Prüfungen am Freitagmorgen einen ersten Härtetest für Mensch und Material dar. "Über diese exakt 80 Kilometer lange Schleife ohne zwischenzeitlichen Service müssen Reifen und Aufhängung in perfekter Harmonie zusammenarbeiten", beschreibt Patrick Letort, Chefingenieur bei BFGoodrich. "Die Pneus sind das letzte Glied in der Fahrwerkskette und haben unmittelbaren Kontakt mit dem Untergrund. Wenn das Feder-Dämpfer-System nicht optimal abgestimmt ist, kann das zu einem Grip-Verlust durch Wheelspin und damit in der Konsequenz zu einem höheren Verschleiß führen."

Wie wichtig der richtige Umgang mit dem "schwarzen Gold" vor allem am ersten Tag der Rallye Argentinien ist, verdeutlichen einige Zahlen: "Auf diesen Prüfungen lagen die Verschleißraten in den Vorjahren bei bis zu 80 Prozent", so Letort. "Die rund 23 Kilometer lange WP 4 ,Capilla del Monte - San Marcos' führt rund 16 Kilometer über in den Boden eingegrabene Felsbrocken."

In den vergangenen Wochen arbeiteten die Ingenieure von BFGoodrich daran, die Lenkpräszision des bereits bei der Rallye Mexiko siegreichen Schotter-Experten BFGoodrich g-Force Gravel auf losem Untergrund weiter zu verbessern. Diese zu realisieren, ohne dabei Kompromisse in anderen Bereichen eingehen zu müssen, erweist sich traditionell als anspruchsvoll. Jüngste Tests in Spanien lieferten jedoch ausgesprochen positive Ergebnisse.

Die Fahrer der M1- und M2-Kategorie dürfen während der Rallye Argentinien aus einem 55 Pneus umfassenden persönlichen Reifen-Pool wählen. Insgesamt 40 davon dürfen während des Shakedowns und der Rallye tatsächlich zum Einsatz kommen. Ihre Auswahl mussten die Piloten bereits bis spätestens 17. April der obersten Motorsportbehörde FIA melden. Da die Rallye Argentinien zu den fünf so genannten Übersee-Veranstaltungen zählt, hätten die Fahrer bis zum vergangenen Freitag die Chance gehabt, bis zu zwölf Reifen ihres ursprünglich ausgewählten Kontingents noch einmal auszutauschen. Insgesamt steht diese Option jedem Piloten drei Mal zur Verfügung. Für die Rallye Argentinien wurde sie von keinem der BFGoodrich Partner gezogen.