Lass uns auf deine Saison zurückblicken. Du hast sehr stark begonnen, doch dann kam zur Mitte der Saison ein Durchhänger. Was hat sich verändert?
Mads Östberg: Das ist sehr schwierig zu sagen. Auch zu Beginn der Saison war der ein oder andere Moment dabei. In Mexiko ist mir ein dummer Fehler unterlaufen und ich kann niemand anderen dafür beschuldigen. In Argentinien kamen ebenfalls Probleme hinzu, aber dennoch war die erste Saisonhälfte recht gut. In Polen begannen dann die Probleme. Ich habe einen Felsen getroffen - wie viele andere Fahrer auch. Bei mir war danach aber der Überrollkäfig beschädigt.

Genau das gleiche Problem hattest du in Finnland doch ebenfalls?
Mads Östberg: Ja, genau. Dort habe ich nach einem Sprung irgendetwas auf der Strecke getroffen und mir erneut den Überrollkäfig beschädigt. Ich bin dann im Service ausgeschieden. Es ist schwierig zu erklären, wieso ich so viel Pech hatte. Aber manchmal passieren einfach viele schlechte Dinge hintereinander, ohne dass es eine wirkliche Erklärung dafür gibt. Aber normalerweise passiert so etwas einmal in zwei Jahren, aber bei mir war es in vielen Rallyes hintereinander.

Mads Östberg erlebte 2014 eine durchwachsene Saison, Foto: Citroen
Mads Östberg erlebte 2014 eine durchwachsene Saison, Foto: Citroen

Damit hätten wir zwei Rallyes abgehakt, du hast aber zwischen Polen und Frankreich insgesamt nur 14 Punkte geholt.
Mads Östberg: Da gab es zum Beispiel noch meine Lebensmittelvergiftung bei der Rallye Deutschland, die ich mir auf dem Flug eingehandelt habe. Das war das letzte, das ich gegessen hatte, bevor ich krank wurde. Das war am Montag und es zog sich durch das gesamte Recce, den Shakedown und den Anfang der Rallye. Ich konnte kaum schlafen und hatte kaum Energie. Ich hatte in meinem ganzen Leben erst zwei Mal eine Lebensmittelvergiftung und dann genau während einer Rallye.

In Australien hatte ich dann Probleme mit dem hinteren Differential und zudem ist etwas an der hinteren Radaufhängung gebrochen. So ging es auch in Frankreich weiter. Ich war zuerst sehr happy mit dieser Rallye, doch dann hatte ich Probleme mit dem vorderen Differential und schließlich mit dem hinteren. Damit musste ich sechs Prüfungen fahren. Irgendwie ist einfach alles passiert, was passieren konnte.

Also würdest du sagen, dass alles dieses Jahr nur am Pech lag?
Mads Östberg: Es gibt immer eine Erklärung, aber alles, was dir normalerweise nie passiert, ist mir zum unglücklichsten Zeitpunkt passiert - in Polen, Finnland, Deutschland, Australien und Frankreich. Es sind viele Dinge passiert, die schwierig zu erklären sind. Es ist schwierig zu sagen, dass ich fünf Mal hintereinander Pech in fünf Rallyes hatte. Aber von Glück kann man auch nicht gerade sprechen.

Mads Östberg und Teamkollege Kris Meeke, Foto: Sutton
Mads Östberg und Teamkollege Kris Meeke, Foto: Sutton

Zu Beginn der Saison hast du als der deutlich erfahrenere Citroen-Pilot gegolten. Gerade zur Saisonmitte hatte dann Kris im Team deutlich die Oberhand. Wie hart war das?
Mads Östberg: Um ehrlich zu sein, hatte ich mit Kris kein Problem. Er hat einen guten Job gemacht und es war nichts, was ich kontrollieren konnte. Ich war einfach nur froh, dass ein anderer Fahrer dem Team den Erfolg eingebracht hat.

Aber das ist doch etwas geflunkert. Jeder Rennfahrer möchte immer der Beste sein - vor allem vor seinem Teamkollegen?
Mads Östberg: Natürlich, aber das war ja nicht mein Problem. Wenn ich alle Rallyes ohne Probleme absolviert hätte und er dann vor mir gewesen wäre, wäre das sehr ärgerlich gewesen. Aber das war ja nicht der Fall, daher ist es eine andere Geschichte. Aus fahrerischer Sicht war das in der Gesamtwertung auch nicht korrekt. Nicht auf Kris bezogen, sondern auch auf die anderen Fahrer. Es war sehr frustrierend, aber bereits in Frankreich haben wir begonnen, das alles zu drehen.

Das war ein schwieriger Prozess, aber manchmal scheint es egal, was du machst oder egal, wie viele Tage und Wochen du dich auf eine Rallye vorbereitest, nach drei Prüfungen ist die Rallye aus. Du musst einfach weitermachen. Manchmal denkst du, du musst etwas Besonderes tun, da die normale Herangehensweise nicht funktioniert. Machst du es dann, wird alles nur noch schlimmer. Deshalb ist die Devise: Du musst einfach normal weitermachen und eines Tages schaffst du es wieder, drei Tage ohne Probleme durchzufahren.

Mads Östberg glaubt für 2015 an einen Vorteil, Foto: Sutton
Mads Östberg glaubt für 2015 an einen Vorteil, Foto: Sutton

In der kommenden Saison stehen deine Chancen tatsächlich deutlich besser, wieder vorne dabei zu sein. Das Reglement sieht vor, dass der WM-Führende die ersten beiden Tage einer Rallye eröffnen muss. Bist du mit dieser Lösung einverstanden?
Mads Östberg: Ja, das bin ich. Kris und ich hatten das der FIA bereits früh in der Saison vorgeschlagen. Natürlich ist das eine harte Sache, aber ich denke, es ist sehr wichtig, um die Spannung in der WM aufrecht zu erhalten. Es bedeutet, dass der beste Fahrer als Erster auf die Strecke muss, das wird die Weltmeisterschaft ein bisschen offen halten.

Einige Fahrer sind aber der Ansicht, dass diese Regeländerung nicht fair ist?
Mads Östberg: Ich weiß genau, wer das sagt. Aber wir hatten ein Meeting mit allen Fahrern und damit wissen auch alle, wer die Idee unterstützt und wer nicht. Abgesehen davon ist es auch kein großes Geheimnis. Ich bin nicht besorgt, meine Meinung zu sagen. Ich liege nicht immer richtig, aber ich unterstütze diese Regeländerung komplett.