Latvala tankt Selbstvertrauen: Endlich ist er da: der zweite Sieg im Polo R WRC. Und diesmal bei Highspeed und nicht im taktischen Geschlängel bei der Akropolis. Für Latvala ein mehr als besonderer Sieg, denn an gleichem Ort feierte er 2008 seinen ersten Erfolg in der WRC. Auf den ersten Blick bleibt ein fader Beigeschmack: Wie schon in Griechenland musste erst Weltmeister Ogier patzen, dass Latvala an die Spitze kam. Auf den zweiten Blick allerdings wird deutlich: Der als Crash-Pilot verschriene Finne meisterte die schwierigen Bedingungen in Schweden ohne große Patzer - das gelang Ogier nicht.

Mikkelsen König von Norwegen: Harald der V. von Norwegen muss sich warm anziehen, denn am Wochenende machte ein ganz anderer seine Ambitionen deutlich: Andreas Mikkelsen. Am Freitag bog die Ralle Schweden für vier Prüfungen nach Norwegen ab und Mikkelsen verzückte sein Heimatland. Wären diese vier Prüfungen als gesonderte Rallye Norwegen ausgefahren worden, hätte der Norweger den Heimsieg gefeiert.

Andreas Mikkelsen ist der neue König der Norweger, Foto: Sutton
Andreas Mikkelsen ist der neue König der Norweger, Foto: Sutton

Endwertung der 'Rallye Norwegen'
1. Andreas Mikkelsen, Volkswagen 29:06.9
2. Sebastien Ogier, Volkswagen 29:10.1
3. Jari-Matti Latvala, Volkswagen 29:13.5
4. Ott Tänak, M-Sport 29:17.9
5. Mikko Hirvonen, M-Sport 29:19.9
6. Mads Östberg, Citroen 29:23.3
7. Henning Solberg, M-Sport 29:24.3
8. Thierry Neuville, Hyundai 29:25.7

Die Rallye der ersten Male: Zum zweiten Mal fand die Rallye Schweden unter Beteiligung von Volkswagen statt und wieder war es eine Rallye der ersten Male. 2013 feierte die Truppe aus Wolfsburg den ersten Triumpf seit der Rückkehr in die WRC, 2014 legte VW noch einen drauf: Doppelerfolg. Das alleine ist zwar nichts Ungewöhnliches, neu ist aber, dass zum ersten Mal zwei Volkswagen-Piloten auf dem Podest standen und keiner davon Sebastien Ogier hieß.

Volkswagen feiert doppelt und Sebastien Ogier ist nicht dabei - eine Premiere, Foto: Sutton
Volkswagen feiert doppelt und Sebastien Ogier ist nicht dabei - eine Premiere, Foto: Sutton

Ebenfalls Premiere: Das erste Podest von Andreas Mikkelsen. "Zum ersten Mal auf dem Podium! Dieses Resultat habe ich mir so sehr gewünscht. Es erreicht zu haben, und das direkt vor meiner Haustüre, ist der Hammer", jubelte Mikkelsen komplett ausgelassen. Gleiches galt für Sieger Latvala. Der Schweden-Erfolg ist beim drittem Mal zwar schon fast ein alter Hut, aber auch der erfahrene Finne erlebte etwas ganz Neues: Zum ersten Mal in seiner Karriere steht er an der Spitze der Weltmeisterschaft: Damit ebenfalls neu: Nach mehr als einem Jahr änderte sich der Name auf Tabellenplatz eins.

Kubica außer Rand und Band: Aller guten Dinge sind drei - außer vielleicht bei Robert Kubica. "Ich machte am Freitag mit einer ungeschickten Landung nach einem Sprung einen dummen Fehler. Danach wurde es umso schwieriger. Ich machte zwei Fehler, die ein bisschen verrückt waren", so das Fazit von Kubica nach einer mehr als durchwachsenen Rallye.

Nach nur zwei Testtagen auf Schnee und äußert schwierigen Bedingungen in Schweden bleibt für den M-Sport-Piloten lediglich Rang 24 und Frust. "Ich habe mich darauf gefreut, das Ziel zu erreichen und das haben wir geschafft, wenn auch nicht in der Weise, wie wir uns das gewünscht haben." Nun heißt es für den Polen: Volle Attacke in Mexiko. Zwar kennt er diese Rallye ebenso wenig, aber immerhin hat er bereits 2013 beweisen, dass auf Schotter absolut mit ihm zu rechnen ist.

Hyundai - doppelt hält besser: Das Fluchen war zwar nicht zu hören, aber jeder konnte es sich vorstellen. In Schweden sollten endlich Kilometer auf den i20 und vielleicht sogar noch gute Punkte auf das Hyundai-Konto. Stattdessen der erneute Frust. Lesjöfors 1: Thierry Neuville raus. Lesjöfors 2: Hänninen raus.

Für Hyundai lief nur wenig nach Plan, Foto: Hyundai
Für Hyundai lief nur wenig nach Plan, Foto: Hyundai

Zwar durften beide am finalen Tag unter Rallye2-Reglement nochmals mitfahren, aber die Plätze 19 und 28 waren sicher nicht das, was sich Hyundai vorgestellt hatte. "Wir haben Rally2 genutzt, um weiterzufahren, das bedeutete eine große Zeitstrafe. Aber wir haben nie aufgegeben, nicht einmal, als in der vorletzten Wertungsprüfung ein Reifenschaden auftrat", zeigte sich Neuville kämpferisch. Immerhin landeten die ersten acht Punkte für die Hersteller-WM auf dem Hyundai-Konto. Sicher besser als nichts, aber enttäuschend, denn mit der knapp verpassten Bestzeit von Neuville auf WP5 hat das Team gezeigt, was möglich gewesen wäre.

Generationen-Duell: Henning Solberg und Pontus Tidemand. Stiefvater und Stiefsohn. Siebter und Achter. Wer hätte gedacht, dass am Ende der 41-jährige Solberg gegen seinen 23-jährigen Stiefsohn und schwedischen Rallye-Champion von 2011 die Oberhand behält. Am Ende setzte sich die Erfahrung durch und Solberg landete 50.7 Sekunden vor Tidemand.

Colin's Crest Award: Seit 2008 wird in jedem Jahr der Preis für den weitesten Sprung in der Prüfung Vargasen verliehen. Die 'Sprungschanze' ist nach dem verstorbenen Weltmeister Colin McRae benannt. 2014 sicherte sich Hyundai-Pilot Juho Hänninen mit 36 Metern die Trophäe. Mit seinem Sprung auf 41 Meter stellte Sebastien Ogier in der zweiten Durchfahrt zwar einen neuen Rekord auf, für die Trophäe zählte diese Runde aber nicht mehr. Die führenden Piloten wie Jari-Matti Latvala oder Mads Östberg ließen es eher ruhig angehen, um nicht auf den letzten Metern noch das Auto zu zerstören.