Wir schreiben das Jahr 2011. Rallye-Dominator Sébastien Loeb ist unterwegs zu seinem achten WM-Titel. Zweifel daran herrschen keine, bei niemandem. Wie in Stein gemeißelt scheint das Drehbuch der Saison bis zur erneuten Krönung Loebs... scheint! Denn ausgerechnet der junge aufstrebende Citroen-Nachwuchsfahrer Sébastien Ogier schickt sich an, den unantastbaren Teamkollegen vom Thron zu stoßen. Als es gegen Ende der Saison Spitz auf Knopf zwischen den beiden steht, greift Citroen ein und macht Ogier zu Loebs Adjutanten, der helfen soll, dessen achten Titel in Folge sicher nach Hause zu bringen.

Ogier begehrt auf, ist erzürnt, fügt sich aber vorerst in sein Schicksal. Zwischen den beiden Ausnahmepiloten herrscht seitdem Eiszeit. Gekränkt durch seine Degradierung flüchtet Ogier Ende 2011 zu Volkswagen und geht in der Saison 2012 mit einem Skoda Fabia S2000 in der gleichnamigen Klasse an den Start - und somit einem Duell mit Loeb unfreiwillig aus dem Weg.

Gewohnte Pose für Sébastien Loeb und Daniel Elena: bei drei Starts 2013 stand das Erfolgsduo zweimal ganz oben auf dem Treppchen., Foto: Sutton
Gewohnte Pose für Sébastien Loeb und Daniel Elena: bei drei Starts 2013 stand das Erfolgsduo zweimal ganz oben auf dem Treppchen., Foto: Sutton

Wir schreiben das Jahr 2013. Sébastien Ogier dominiert die Rallye-Weltmeisterschaft wie einst Namensvetter Loeb zu seinen besten Zeiten. Beim vergangenen WRC-Lauf in Deutschland hätte er mit etwas Pech der Konkurrenten Thierry Neuville und Jari-Matti Latvala bereits frühzeitig den Titel klarmachen können - vier Rallyes vor Saisonende! Jedoch kam alles anders, Ogier verunfallte und sammelte lediglich drei Pünktchen. Dass Ogier Weltmeister wird, daran gibt es keinen Zweifel. Die Frage ist nur: wann?

Bei 75 Punkten Vorsprung auf Neuville müsste er dem schnellen Belgier beim nächsten Lauf in Australien Mitte September neun Punkte abnehmen, um sich den Titel zu sichern. Schafft Ogier dies nicht, "droht" dem neuen Super-Seb der Gewinn des Titels auf heimischem Boden bei der Rallye Frankreich. Ein Segen, wie man meinen möchte... wäre da nicht der alte Erzfeind Loeb, der just bei der Rallye Frankreich seinen endgültigen Abschied aus der WRC-Szene feiert, bevor er im nächsten Jahr in der WTCC für Citroen an den Start geht.

Bei drei Rallye-Einsätzen 2013 schlug Kurzarbeiter Loeb den Dominator Ogier zwei Mal, was diesen mit Sicherheit ordentlich wurmt! Dass Ogier seinen ersten Titel gerne gegen Loeb - zweifelsfrei der beste Rallyefahrer der Geschichte - gewonnen hätte, ist kein Geheimnis. Schlägt Loeb Ogier nun ausgerechnet bei dessen Krönung zum dritten Mal in dieser Saison, dürfte der Titel nicht nur für Ogier einen faden Beigeschmack haben.

Denn trotz seiner dominanten und nahezu fehlerfreien Saison würde stets die eine Frage zurückbleiben: "Was wäre gewesen, wenn...?" Glücklicherweise hat Ogier sein Schicksal diesbezüglich jedoch selber in der Hand. Schlägt er Loeb in Frankreich und sichert sich dort den Titel, wäre es zumindest die "Light-Version" seines Wunschtraums - und eine, mit der auch der ehrgeizige Ogier sehr gut leben könnte.