Herr Nissen, können Sie erklären, warum sich Volkswagen für die WRC entschieden hat?
Kris Nissen: Weil die WRC weltweit in vielen unserer Kernmärkte Rennen austrägt. Weil Volkswagen ein Global Player ist, mit über 10.000 Händlern und ungefähr fünf Millionen Kunden weltweit. Deswegen ist es wichtig für uns, in unserem Motorsportprogramm ein Programm zu haben, in dem wir nicht nur einmal im Jahr auftreten, wie das bei der Dakar der Fall ist.

Es ist im Prinzip eine Verlängerung unseres erfolgreichen Dakar-Einsatzes. Die Dakar ist eine der besten Marken, die es gibt. Die ganz großen Namen sind: Le Mans, Indy 500, Formel 1, Dakar und World Rallye Car. Wir haben dort unsere Dieseltechnologie gezeigt und gesiegt. Wir hatten weltweit von der medialen Seite und vor Ort in Südamerika einen riesigen Return. Jetzt möchten wir an einer Rennserie teilnehmen, bei der wir die Medien weltweit dabei haben - sprich Print und Elektronik. Wo wir aber auch die Möglichkeit haben, vor Ort große Events zu bestreiten und viele Leute einzubinden.

Denken Sie, dass andere Hersteller Volkswagen nun in die WRC folgen werden?
Kris Nissen: Das kann ich nicht beantworten, aber ich freue mich jetzt schon auf die Konkurrenz von Mini, Ford und Citroen. Und ich glaube, eine Weltmeisterschaft mit vier Herstellern ist schon mal eine sehr starke Meisterschaft.

Hatte der Eintritt von Mini in die WRC Einfluss auf Ihre Entscheidung?
Kris Nissen: Er hat es attraktiver gemacht und wir freuen uns, dass sie da sind. Auf der anderen Seite gibt es jetzt einen Gegner mehr, den wir schlagen müssen.

Der Polo R WRC hat die ersten Testfahrten bereits hinter sich, Foto: VW Motorsport
Der Polo R WRC hat die ersten Testfahrten bereits hinter sich, Foto: VW Motorsport

Mit wie vielen Autos planen Sie in die WRC anzutreten?
Kris Nissen: Wir werden genauso viele Autos bringen, wie wir Fahrer haben. Wenn Sie nun wissen wollen, wie viele Fahrer wir haben werden, kann ich nur antworten: So viele Fahrer, wie wir Autos haben werden.

Es gab Gerüchte, dass VW Gespräche mit Sebastien Loeb geführt haben soll. Können Sie grundsätzlich etwas dazu sagen, Loeb im Team zu haben?
Kris Nissen: Ich kenne ihn nicht persönlich. Aber wenn jemand sieben Mal hintereinander Rallye-Weltmeister wird, dann hat er nicht Glück gehabt, sondern ist sehr gut gefahren und hat eine tolle Leistung gebracht. Wir werden abwarten und Tee trinken. Ich bin überzeugt, dass Volkswagen für viele Fahrer, Fahrerinnen und Beifahrer interessant sein wird. Aber wir lassen uns Zeit.

Können Sie etwas zu Nasser Al-Attiyah als potentiellem Fahrer sagen?
Kris Nissen: Ich kann sagen, dass er ein guter Fahrer und ein netter Kerl ist und, dass er mit Sicherheit sehr viel Interesse daran hat, mit uns zu arbeiten. Auch wir haben viel Interesse daran, mit ihm zu arbeiten. Trotzdem haben wir uns im Moment noch nicht festgelegt, wer 2013 für uns an den Start gehen wird.

Von vielen Seiten war zu hören, dass VW mit einem enormen Budget in die WRC kommen wird. Citroen-Teamchef Olivier Quesnel meint, dass nicht nur das Budget über Siege entscheidet. Wie sehen Sie das?
Kris Nissen: Er hat zu 100 Prozent Recht. Man braucht das Budget, das notwendig ist, und der Rest hängt von den Menschen ab. Die Zahlen, die genannt wurden, sind viel, viel, viel größer, als was wir in der Realität tatsächlich brauchen und nutzen. Aber das kann ja jeder sehen, wie er will. Ich bin der Meinung, egal wie viel oder wenig Geld man hat, die Leistung von Citroen kann man nicht wegwischen. Dieses Team ist das Maß der Dinge im Rallye-Sport, ein tolles Team, mit tollen Fahrern. Wer sie schlagen möchte, muss auch gut arbeiten, egal wie viel Geld er hat. Ich glaube, die ersten, die Citroen schlagen können, werden die Ford sein, da sie schon länger dabei sind. Dann werden wir sehen, ob 2013 Citroen und Ford, oder nur Ford, oder nur Citroen die Hürde sein werden. Wobei wir auch Mini nicht vergessen dürfen, die ein starkes Team haben.

Wie sehen Ihre Ziele für die WRC aus? Wann hoffen sie, um Siege und Titel mitfahren zu können?
Kris Nissen: Hoffen und Träumen passt nicht zum Motorsport. Denn Motorsport ist ein technischer Sport, ein Teamsport. Und unsere Ziele sind, von Anfang an zu zeigen, dass wir ein gutes Auto und Team haben. Wo wir dann im Starterfeld stehen werden, kann ich jetzt noch nicht sagen. Was ich aber sagen kann, ist: Egal wo wir stehen, wir werden alles daran setzen, um zu gewinnen und vorne zu sein. Wenn wir das am Anfang nicht sind, haben wir viel Arbeit vor uns. Sollten wir am Anfang vorne sein, haben wir viel Arbeit vor uns, dort zu bleiben.

Das Interview mit Kirs Nissen stammt aus der Printausgabe des Motorsport-Magazins. Mehr Technikhintergründe, Interviews und Reportagen lesen Sie im Motorsport-Magazin - im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder am besten direkt online zum Vorzugspreis bestellen: