Die WEC-Saison 2015 wird als eine der spannendsten in die Geschichte des Automobil-Langstreckensports eingehen. Motorsport-Magazin.com wirft noch einmal einen ausführlichen Blick zurück auf ein Jahr, das geprägt wurde von den Zweikämpfen zwischen Audi und Porsche, einer deutschen Glanzstunde beim Klassiker in Le Mans und einem kaum an Dramatik zu überbietendem Finale. Dazu präsentieren wir euch auch alle Highlight-Videos zu den acht Langstrecken-Rennen der Saison 2015.

6h Silverstone: Audi holte beim Saisonauftakt in Großbritannien einen wichtigen Sieg. Die Ingolstädter ließen sich von Telemetrie-Problemen und einer verpassten Stopp-Gelegenheit bei der ersten Full Course Yellow nicht ausbremsen. Am Ende erkämpften sich Fässler/Lotterer/Tréluyer den Sieg nach einem knallharten Zweikampf gegen den Porsche #18 von Dumas/Jani/Lieb. Die Bilder des Audi-Porsche-Infights werden den WEC-Fans wohl noch lange im Gedächtnis bleiben. Den dritten Platz holten die Weltmeister von 2014, Buemi/Davidson gemeisam mit Kazuki Nakajima im Toyota #1.

6h Spa-Francorchamps: Auch das zweite Rennen der Saison 2015 bestritt der Audi #7 siegreich. Fässler/Lotterer/Tréluyer rangen mit einer riskanten Strategie (zweieinhalb Stints auf einem Reifensatz!) den Porsche #18 von Dumas/Jani/Lieb nieder. Dritter wurden Bernhard/Webber/Hartley im Porsche #17. Die Stuttgarter dominierten noch im Qualifying und landeten mit allen drei eingesetzten 919 Hybrid ganz vorne. Doch sowohl dem Webber- als auch dem Hülkenberg-Porsche ereilten Probleme verschiedener Art im Rennen, die beiden weiteren Audis und die Toyotas kamen ebenfalls nicht reibungslos über die Distanz.

24h Le Mans: Ein deutsches Märchen wurde bei DEM Langstrecken-Klassiker schlechthin wahr: Nico Hülkenberg holt sich mit dem Porsche 919 Hybrid den Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans zusammen mit Earl Bamber und Nick Tandy. Die Sieger hielten sich anfangs vornehm zurück, doch eine Reihe von Zwischenfällen und Safety Car Phasen spülte den Porsche #19 zurück in den Kampf um den Sieg. Die Vorentscheidung fiel am frühen Morgen, als auch der letzte Audi seine Sieghoffnungen begraben musste. Hülkenberg/Bamber/Tandy gewannen am Ende vor den Markenkollegen Bernhard/Webber/Hartley und dem Audi #7 von Fässler/Lotterer/Tréluyer.

6h Nürburgring: Porsche feierte beim Comeback der WEC in Deutschland einen triumphalen Doppel-Heimsieg. Dumas/Jani/Lieb eilten der Konkurrenz zu Rennbeginn davon, drei Stop-and-Go-Strafen von insgesamt 95 Sekunden kosteten den Porsche #18 aber die reelle Siegchance. #17 sprang in die Bresche. Bernhard/Webber/Hartley hatten zwar zu Beginn mit einem defekten Splitter zu kämpfen, nach einem Tausch der Frontpartie war das Trio jedoch nicht mehr aufzuhalten und dominierte nach Belieben. Porsche #18 fiel durch die Strafen hinter die Audis zurück, rang beide Ingolstädter Boliden trotz eines Rückstands von zwischenzeitlich knapp einer Minute noch nieder. Bernhard/Webber/Hartley gewannen vor Dumas/Jani/Lieb und Fässler/Lotterer/Tréluyer.

6h Austin: Nach dem Sieg auf dem Nürburgring holten Bernhard/Webber/Hartley auf dem Circuit of the Americas den zweiten Sieg in Folge. Porsche #17 profitierte dabei von dem Pech, das das Schwesterauto ereilte: Dumas/Jani/Lieb standen kurz vor Schluss für einige Minuten in der Boxengasse, um Elektronikprobleme beheben zu lassen. Damit erbte Audi die beiden letzten Plätze auf dem Podest. Der R18 e-tron quattro #7 mit Fässler/Lotterer/Tréluyer arbeitete sich auf Rang zwei nach vorne, vor dem Schwesterauto von Di Grassi/Duval/Jarvis.

6h Fuji: Das für die Region um den Fujiyama berühmt-berüchtigte Regenwetter spielte auch beim 6h-Rennen in diesem Jahr die Hauptrolle. Porsche ließ sich nach der Startfreigabe von der Konkurrenz überrumpeln und fiel zwischenzeitlich sogar hinter Audi und Toyota zurück. Mit abnehmender Feuchtigkeit auf der Strecke kämpften sich beide 919 Hybrid wieder allmählich an die Spitze vor. Am Ende beorderte die Teamleitung den 919 Hybrid #17 wegen der Titelchancen am Schwesterauto vorbei, sodass Bernhard/Webber/Hartley letztlich den Sieg davon trugen. Audi sprach ebenfalls eine Stallorder aus, um die #7 von Fässler/Lotterer/Tréluyer auf das Podium zu hieven.

6h Shanghai: Die Bedingungen für das WEC-Feld waren in China alles andere als einfach. Bei immer wieder zu- und abnehmendem Regen war neben einer guten Pace und den Fähigkeiten im Verkehr die Reifenwahl der Schlüssel zum Erfolg. Bernhard/Webber/Hartley meisterten die Verhältnisse am besten und holten den vierten Sieg in Serie. Auf Platz zwei landete nach hartem Kampf das Schwesterauto mit der #18 von Dumas/Jani/Lieb, das sich gegen den Audi #7 von Fässler/Lotterer/Tréluyer am Ende durchsetzen konnte, obwohl Audi in der Schlussphase früher zurück auf Slicks wechselte und so wieder Boden gut machte.

6h Bahrain: Nichts für schwache Nerven war das Saisonfinale in Bahrain. Bernhard/Webber/Hartley hätte Rang vier zum Titelgewinn gereicht. Doch dann schlug das Rennpech gleich zwei Mal beim Porsche #17 zu, sodass der 919 Hybrid zwei Reparaturstopps im Laufe des Rennens über sich ergehen lassen musste. Am Ende quälte sich das Trio auf Platz fünf, was für den WM-Titel reichte, da das Schwesterauto von Dumas/Jani/Lieb das Rennen nach einem herzhaften Zweikampf gegen den Audi #7 von Fässler/Lotterer/Tréluyer für sich entschied. Happy End auch für Toyota: Wurz/Sarrazin/Conway fuhren als Dritte auf das Podest. Damit beschließt Alexander Wurz seine lange Karriere mit einem Platz auf dem Treppchen.

WEC: Was erwartet uns 2016?

Porsche drückte der abgelaufenen WEC-Saison eindrucksvoll seinen Stempel auf. Bereits in der zweiten Saison seit dem Comeback in den Langstrecken-Sport gewannen die Zuffenhausener eigentlich alles, was man gewinnen kann: Den WM-Titel bei Fahrern und Herstellern sowie die 24h von Le Mans. Die Konkurrenz von Audi und vor allem Toyota wurde vernichtend geschlagen. Besonders eindrucksvoll: In der ersten Startreihe standen in der gesamten Saison 2015 nur Boliden aus dem Hause Porsche!

Bei Audi und Toyota brennt man natürlich darauf, 2016 die Scharte aus diesem Jahr auszuwetzen. Audi hat seinen komplett überarbeiteten R18 e-tron quattro bereits der Weltöffentlichkeit präsentiert und auch Toyota arbeitet fieberhaft an seinem brandneuen LMP1-Auto, dem TS050 Hybrid. Was es Porsche nicht einfacher macht, ist die Tatsache, dass mit den 6h von Mexiko ein zusätzliches Rennen im Kalender für 2016 steht. Doch bevor sich der Vorhang zum Jahr 2015 endgültig schließt, zeigen wir euch noch einmal zusammengefasst die Highlights der Saison in Video-Form: