Ihr fahrt hier zum ersten Mal mit dem überarbeiteten Auto. Es scheint ein guter Schritt nach vorne zu sein, oder?
Richard Lietz: Beide Autos sind komplett neu und zum ersten Mal auf einer Rennstrecke. Wir haben die Sachen mit unseren Testautos getestet und man erkennt das Auto hier auf der Strecke wieder, wie bei den anderen Tests. Das heißt, es reagiert sehr ähnlich, was ein positiver Schritt ist und ich hoffe, dass wir die Nachteile des alten Autos jetzt nicht mehr haben werden. Ich erwarte ähnliche Kurvengeschwindigkeiten mit einer besseren Balance über die Distanz und eine höhere Endgeschwindigkeit, weil es weniger Luftwiderstand gibt.

Worin liegt der größte Fortschritt?
Richard Lietz: Ich hoffe, dass wir mit der Balance die Hinterreifen mehr schonen, die größere Felge sollte dabei auch helfen. Der Topspeed ist in dieser Kategorie so wichtig, weil man auch die Amateurautos schneller überholen kann. Wir sind mit unseren Autos an den Amateuren nicht vorbeigekommen, sondern nur, wenn die wollten. Man verliert dann im Rennen zwei, drei Runden, weil man ein paar Sekunden kämpft. Außerdem glaube ich, dass wir auch im Windschatten mitfahren können und sobald man das kann, kann man mit den anderen auch kämpfen und das war mit dem alten Auto eigentlich sinnlos. Daher glaube ich, war es ein Schritt in die richtige Richtung.

Seid ihr hier in Bahrain schon siegfähig?
Richard Lietz: Je nachdem wie lange die Geraden sind und wie stark die Reifen auf der Strecke belastet werden, glaube ich, haben wir einen Schritt von drei bis vier Zehnteln gemacht. Das hat uns bei den letzten Rennen gefehlt und somit ist es möglich, um das Podium zu kämpfen. Der Sieg wäre beim ersten Antreten ein bisschen optimistisch, aber ich glaube, dass wir mitfahren können.

Könnt ihr schon etwas über den Reifenverschleiß sagen? In Shanghai konntet ihr ja nicht einmal einen Stint fahren...
Richard Lietz: Wir sind keinen einzigen ganzen Stint gefahren. Wir sind 45 Minuten gefahren und mussten dann die Reifen wechseln. Es ist nach wie vor der gleiche Reifen und wir haben versucht, das Auto besser abzustimmen, aber Bahrain ist eine Strecke, die den Reifen auch sehr stresst, deshalb gehe ich davon aus, dass wir Single-Stints fahren werden, aber diese durchfahren können und nicht wie in Shanghai früher wechseln müssen.

Richard Lietz gibt weiterhin für Porsche Gas, Foto: DPPI
Richard Lietz gibt weiterhin für Porsche Gas, Foto: DPPI

Befürchtest du, dass für andere hier Doppel-Stints möglich sind?
Richard Lietz: In der Nacht vielleicht, aber am Tag glaube ich, dass die anderen auch kämpfen werden. Es wäre ein hohes Risiko, weil wenn der Reifen einzubrechen beginnt, geht das so schnell, dass man Zeit verlieren kann. Wenn man dann einen halben Stint fährt, ist es schlecht, weil man vielleicht noch einen Extra-Stopp einlegen muss. Das Risiko ist hoch, andererseits muss man reagieren. Wenn es die anderen machen, werden wir es auch probieren, aber ich gehe davon aus, dass jeder Single-Stints fährt.

War es sicher, dass Porsche mit zwei Autos weiterfährt oder ist das für euch schon eine Beruhigung?
Richard Lietz: Es war nicht sicher. Wir haben es ein bisschen vorher erfahren, aber das endgültige okay kam vor zwei Stunden. Es ist natürlich für alle Werksfahrer eine Erleichterung, denn nach der Ankündigung, dass Christensen Junior wird, haben wir erhofft, etwas zu erfahren. Die WEC ist neben der amerikanischen Serie die höchste Kategorie, in der man fahren kann, daher ist es perfekt, dass wir uns engagieren.

Wurde schon entschieden, ob du auch nächstes Jahr in der WEC fährst?
Richard Lietz: Der Chef und ich haben seit längerer Zeit über den Vertrag geredet und ich habe auch etwas vorliegen. Wir beide müssen noch unterschreiben, aber im Endeffekt sind wir uns einig. Im Vertrag steht nur GT-Sport und weltweite Einsätze.

In welcher Serie würdest du lieber fahren?
Richard Lietz: In der WEC habe ich in den letzten Jahren alle Strecken kennengelernt und könnte den Vorteil vielleicht besser einsetzen als in Amerika, wo ich einige Strecken nicht kenne. Allerdings ich lerne gerne weitere Strecken und wenn mich Porsche nach Amerika schickt, mache ich das auch. Es wird ein ganz besonderes Jahr mit dem LMP1, daher wäre mein Wunsch, dass ich vielleicht doch hier bleiben kann.

Wäre es möglich, in beiden Serien ein paar Rennen zu fahren?
Richard Lietz: Ich denke, so wird es kommen. Weil sich Sebring und Daytona zu Saisonbeginn nicht überschneiden und man wegen der Länge noch einen zusätzlichen Fahrer braucht, ebenso das Petit Le Mans. Man muss schauen, was sich überschneidet. Es würde richtig viel Arbeit geben für uns in Amerika und ich gehe davon aus, dass sie ein paar Fahrer brauchen.