Nach der rund siebenwöchigen 'zweiten Winterpause' startet der Superbike-Tross quasi ein weiteres Mal in die Saison 2014. Im spanischen Motorland Aragon - der ersten von insgesamt neun europäischen Stationen - stehen am Sonntag das dritte und vierte Rennen des Jahres auf dem Programm. Im Gegensatz zum Saisonauftakt auf Phillip Island dürfen sich Fans und Veranstalter dabei über ein zumindest zahlenmäßig vollständiges Starterfeld freuen. Sollte die Bimota BB3-Maschine, die vergangene Woche in Portimao zu ersten Testeinsätzen kam, homologiert werden, könnte das Team Alstare mit Ayrton Badovini und Christian Iddon gar zwei zusätzliche Starter stellen.

Davies-land Aragon zum Zweiten?

Im vergangenen Jahr waren die Rennen, die seit 2011 in der autonomen spanischen Gemeinde Aragon in der Nähe von Alcaniz ausgetragen werden, fest in walisischer Hand. 2013 noch für das BMW-Werksteam aktiv, sicherte sich Chaz Davies mit zwei Husarenritten den Sieg in beiden Läufen. Nach dem Rückzug BMWs als offizielles Werk geht Davies nun für das Ducati Superbike Team auf die Jagd nach weiteren Siegen. Auf der Panigale machte er bereits bei den Winter-Tests an Ort und Stelle eine gute Figur, und darf somit definitiv zum Favoritenkreis gezählt werden.

Den Platz an der Spitze streitig machen wollen Davies in erster Linie die Aprilia-Piloten Sylvain Guintoli und Marco Melandri, die mir stark verbesserter RSV4 anreisen. Guintoli, WM-Führender und Sieger des zweiten Laufs auf Phillip Island, hofft, seinen beeindrucken Saisonstart mit zwei Podien auch beim Europa-Start nahtlos fortsetzen zu können. Doch auch die Verfolgergruppe, angeführt von Kawasaki-Pilot Loris Baz und Melandri, rechnet sich gute Chancen auf viele Punkte aus. Hinter ihnen tummelt sich im hochklassigen Starterfeld der Superbike-WM reichlich Prominenz.

Sylvain Guintoli führt nach den ersten beiden Rennen die Superbike-WM an, Foto: Aprilia Racing Team
Sylvain Guintoli führt nach den ersten beiden Rennen die Superbike-WM an, Foto: Aprilia Racing Team

Davies' Ducati-Teamkollege Davide Giugliano - Schnellster beim privaten Test in Jerez -, Suzuki-Pilot und erster Rennsieger 2014 Eugene Laverty sowie Kawasakis Weltmeister Tom Sykes liegen ebenfalls in Schlagdistanz zur Spitze, womit die Bühne für spannende Rennen eröffnet wäre. Vor allem Laverty, der im zweiten Rennen in Australien mit einem technischen Defekt ausfiel, hat im Motorland Aragon noch eine Rechnung offen. Im Vorjahr stoppten den damals noch für Aprilia auf Punktejagd gegangenen Pilot ein technischer Defekte sowie ein früher Crash im zweiten Rennen, was ihn letztlich den WM-Titel gekostet haben könnte.

Aragon-Premiere für Alex Lowes, EVO-Klasse mit neuem Hinterreifen

Der britische Supersport-Champion Alex Lowes, seines Zeichens Teamkollege Lavertys auf Suzuki, gibt hingegen sein persönliches Debüt auf der spanischen Traditionsstrecke. Nach lediglich einem dreizehnten Rang beim Auftaktwochenende hofft der Engländer trotz noch nicht gänzlich verheilter Knöchelverletzung auf eine deutliche Steigerung. Ebenfalls durchbeißen will sich EVO-Kawasaki-Pilot David Salom, der nach wie vor an einer Handverletzung laboriert, die er sich bei den Tests in Jerez vergangene Woche zugezogen hat.

Definitiv fehlen wird hingegen Sylvain Barrier. Der Franzose des BMW Motorrad Italia Superbike Teams hatte sich vor drei Wochen bei einem schweren Verkehrsunfall verletzt. Leon Camier steht bereits als Ersatz fest. Grillini-Kawasaki-Pilot Michel Fabrizio, der auf Phillip Island noch verletzt passen musste, wird in Aragon nun definitiv an den Start gehen. Reifenhersteller Pirelli bringt für das Rennwochenende einen extra weichen Reifen für die Piloten der EVO-Klasse an die Strecke, der den Vorteil der Werksbikes reduzieren soll.

World Supersport: Kevin Wahr in Lauerstellung

Auch die Supersport-WM nimmt am Wochenende in Aragon die zweite Station der neuen Saison in Angriff. Topfavorit ist trotz seines selbstverschuldeten Ausfalls auf Phillip Island der dreifache Weltmeister Kenan Sofuoglu. Der Kawasaki-Pilot, der nach Abgang von Champion Sam Lowes als heißester Anwärter auf seinen vierten Titel gilt, muss vor allem Auftaktsieger Jules Cluzel in Schach halten. Allerdings steht für den erfolgsverwöhnten Türken in Aragon lediglich Platz fünf als beste Karriereplatzierung zu Buche. Yakhnich-Motorsport-Pilot Cluzel zählt nicht nur in Aragon, sondern ebenfalls im WM-Kampf zum engen Favoritenkreis.

Kevin Wahr startet 2014 erstmals in der Superbike-WM, Foto: Honda
Kevin Wahr startet 2014 erstmals in der Superbike-WM, Foto: Honda

Große Hoffnungen auf die Fortsetzung seines gelungenen Saisonstarts machen sich ebenfalls Kev Coghlan auf Yamaha sowie Raffaele De Rosa auf Honda, die in Australien beide aufs Podest fuhren. Nach seinem sensationellen sechsten Rang zum Auftakt macht sich der Deutsche Yamaha-Pilot Kevin Wahr Hoffnung auf ein noch besseres Abschneiden. Allerdings profitierte Wahr in Australien vom frühen Ausfall der Toppiloten Sofuoglu und Pata Hondas Michael van der Mark sowie auch vom um fünf Runden verkürzten Rennens, weswegen die Chance auf ein gutes Ergebnis bei normalem Verlauf deutlich erschwert werden dürfte.