Das erste Superbike-Rennen des Jerez-Wochenendes wurde bei milden, sonnigen 20 Grad und nahezu windstillen Verhältnissen gestartet. Pole-Mann Eugene Laverty erwischte einen Blitzstart und blieb Erster, gefolgt von WM-Leader Tom Sykes. Marco Melandri schob sich mit einem guten Start vorbei an Landsmann Davide Giugliano auf Rang drei nach vorne, während der dritte WM-Aspirant im Feld, Sylvain Guintoli seinen fünften Platz behielt. Der Franzose, der zwingend zumindest auf das Podium kommen musste, um seine kleine WM-Chance am Leben zu halten, drückte jedoch sofort aufs Gas und schob sich noch in Runde eins an Giugliano vorbei auf Rang 4. Auch Toni Elias überholte Giugliano gleich zu Beginn, dahinter reihten sich Chaz Davies, Leon Camier, Javier Fores und Mark Aitchinson in die frühen Top-Zehn ein.

Der Mann des Rennanfangs war ohne Zweifel der am Knöchel verletzte Melandri, der nach seinem guten Start in Runde zwei auch an Sykes vorbei ging und sich anschickte, Laverty an der Spitze einen heißen Kampf zu liefern. Dieser kontrollierte das Rennen jedoch clever von der Spitze weg, ohne zu viel Risiko zu gehen. Guintoli lag in den Anfangsrunden knapp 1,2 Sekunden hinter Sykes zurück und schaffte es nicht, dem großen WM-Rivalen näher zu kommen. Sykes, dem Rang drei zum Titel reichte, fuhr ohne großes Risiko mit Sicherheitsabstand von rund einer Sekunde hinter der Spitze und versuchte, sich aus allen Scharmützeln herauszuhalten.

Nach einigen Runden zeichnete sich ein klares Bild im Feld ab. Die ersten Fünf Laverty, Melandri, Sykes, Guintoli und Elias fuhren dem Rest des Feldes etwas davon, Giugliano, Davies, Camier und Atchinson, der Fores Mitte des Rennens überholte, folgten auf den Plätzen. Nach exakt der Hälfte des Rennens hatte sich das Top-Duo bereits einen großen Vorsprung von rund 2,5 Sekunden auf Sykes herausgefahren. Guintoli lag eine weitere halbe Sekunde zurück, kam trotz größter Anstrengung jedoch nicht am Rivalen vorbei.

Leon Haslem musste in Runde elf seine Honda mit einem Defekt an der Box abstellen, während das Spitzenduo sich weiter vom Feld absetzte und bereits rund 3,5 Sekunden Vorsprung herausgefahren hatte. Zu diesem Zeitpunkt war Guintoli effektiv aus dem Titelrennen ausgeschieden, musste jedoch zwingend an Sykes vorbei, um zumindest seinem in Führung liegenden Teamkollegen Laverty noch die Chance auf den Titelgewinn im zweiten Rennen zu ermöglichen.

In Runde 13 ging Fores am Ende der Top-Zehn wieder an Aitchinson vorbei auf Rang neun, während der Deutsche Max Neukirchner nach schlechtem Start und langer Fahrt auf Rang 19 nach einigen Überholmanövern bereits auf den letzten Punkterang 15 nach vorne gefahren war. Nach rund zwei Dritteln des 21 Runden langen Rennens erhöhte Melandri den Druck auf Laverty enorm und lag nur noch innerhalb von 0,2 Sekunden auf den Führenden. Da Guintoli sich immer weiter die Zähne an Sykes ausbiss, schien der WM-Titel mit jedem weiteren Umlauf immer mehr vergeben zu sein.

Rund fünf Runden vor dem Ende machte Neukirchner auf Rang fünfzehn mächtig Druck auf den vor ihm fahrenden Federico Sandi, kam aber nicht in die Position, überholen zu können. In Runde 17 schob sich Neukirchner schließlich vorbei und fand nun Ayrton Badovini, Sylvain Barrier und Jules Cluzel auf den Punkterängen außerhalb der ersten Zehn vor sich. Das Duell an der Spitze verschärfte sich währenddessen immer weiter. Melandri drückte und gab mit dem Messer zwischen den Zähnen alles, Laverty zeigte jedoch einen abgeklärten Auftritt und hielt seine letzte WM-Chance weiter am Leben. Sykes auf Rang drei setzte sich derweil immer weiter von Guintoli ab und hatte rund drei Runden vor dem Ende einen Vorsprung von knapp 1,5 Sekunden - der WM-Titel war nur noch durch einen technischen Defekt oder einen Sturz zu verhindern.

In der vorletzten Runde dann das scheinbar rennentscheidende Manöver: Melandri drückte sich am Ende einer Geraden beim Anbremsen vor einer Rechtskurve innen an Laverty vorbei und musste nun eineinhalb Runden von der Spitze wegfahren. Zunächst riss Melandri eine kleine Lücke - Laverty drückte, kam aber nicht näher. Damit war auch der Titel für Sykes sicher, da selbst ein Überholmanöver Guintolis gegen Sykes Laverty nun nichts mehr genützt hätte. Sensation dann jedoch in der letzten Kurve vor Start und Ziel: Laverty zog in der letzten Linkskurve außen an Melandri vorbei und sicherte sich doch noch den bereits verloren geglaubten Sieg. Sykes jedoch fuhr sicher als Dritter über die Linie und sicherte sich somit seinen ersten Superbike-Weltmeistertitel. Aprilia sicherte sich die Hersteller-Meisterschaft.