Das erste Rennen der Superbike-Weltmeisterschaft am Moscow Raceway begann unglaublich dramatisch. Es wurde als Dry Race gestartet, auf der Strecke nieselte es allerdings an einigen Stellen leicht. Chaz Davies erwischte den besten Start und ging vor Polesitter Davide Giugliano in Kurve eins. Bereits in Kurve zwei kollidierten Carlos Checa und Jules Cluzel. Beide stürzten, Cluzel konnte sein Rennen aber fortsetzen. Auch Vittorio Iannuzzo und Lorenzo Savadori gingen bereits in Runde eins zu Boden. Tom Sykes konnte sich unterdessen von Startplatz neun nach seinem Sturz in der Superpole auf Rang fünf am Ende des ersten Umlaufs nach vorne kämpfen. Gleichzeitig war das Rennen für Polemann Giugliano gelaufen. Er stürzte und war somit bereits der fünfte Pilot der vorzeitig die Segel streichen musste.

Richtig heiß wurde das Rennen für WM-Leader Tom Sykes in Runde vier, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Seine Kawasaki verlor den Vortrieb und plötzlich explodierte der Motor seiner ZX-10R. Öl und Feuer schossen aus der Verkleidung und Sykes musste von seinem Bike springen. Möglicherweise könnte er sich bei seinem Sturz in der Superpole am Samstag einen Schaden an der Ölversorgung seiner Maschine geholt haben, die zu diesem Defekt führte. Der Regen wurde währenddessen ständig stärker und in Runde sechs wurden weiße Flaggen geschwenkt, um die Piloten zu warnen. Chaz Davies fuhr bei diesen Verhältnissen ein sensationelles Rennen an der Spitze. Er konnte bald einen Vorsprung von rund acht Sekunden auf seinen zweitplatzierten Teamkollegen Marco Melandri herausfahren.

Durch den heftigen Regen verschlechterten sich die Rundenzeiten im zehnten Umlauf um mehr als zehn Sekunden im Vergleich zur Startphase. Eine Runde später wechselten auch die ersten Piloten nach der Flag-to-Flag-Regel auf die Regenreifen. Michel Fabrizio und Leon Camier kamen an die Box und ließen die Regenpneus auf ihre Maschinen aufziehen.

Hinter den BMW-Piloten Chaz Davies und Marco Melandri formierte sich eine fünf Mann starke Gruppe, die um den dritten Rang kämpfte. Eugene Laverty, Jonathan Rea, Leon Haslam, Loris Baz und Ayrton Badovini battelten sich auf der regennassen Fahrbahn. In Runde 16 verabschiedeten aber sich zwei der fünf Fahrer in dieser Verfolgergruppe. Eugene Laverty und Leon Haslam flogen in derselben Kurve ab. Einen Umlauf später wechselte auch Federico Sandi auf die Regenreifen und Sylvain Guintoli und Max Neukirchner entschieden sich mit noch fünf zu fahrenden Runden für einen Boxenstopp.

Die Strecke war nun auf Trockenreifen kaum mehr zu bewältigen und so mussten in Runde 21 auch die Spitzenpiloten Chaz Davies, Marco Melandri, Ayrton Badovini und Jonathan Rea in die Boxenstraße. Lediglich Kawasaki-Pilot Loris Baz blieb auf der Strecke. Davies verlor beim Stopp seinen gesamten Vorsprung von über neun Sekunden und musste auf der Outlap seinen Teamkollegen Marco Melandri ziehen lassen. Baz hatte auf den Regenreifen in diesem Wolkenbruch keine Chance und Melandri ging schon eine Runde später am Franzosen vorbei, der sein Motorrad nur noch um die Strecke tragen konnte und drei Runden vor Ende ebenfalls stoppen musste, wodurch Jonathan Rea seinen dritten Platz erbte. Im vorletzten Umlauf ging Ducati-Pilot Ayrton Badovini auf der Start-Ziel-Geraden an Rea vorbei und fuhr somit auf Podestkurs, während Leon Camier in den Kies musste, sein Rennen aber fortsetzen konnte. Max Neukirchner lag zu diesem Zeitpunkt auf Rang sechs, musste aber eine Ride-Through-Penalty hinnehmen.

Nach 25 unglaublich schwierigen Runden wurde Marco Melandri als Erster abgewunken. Sein Teamkollege Chaz Davies fuhr auf Rang zwei und bescherte BMW somit einen Doppelsieg. Ayrton Badovini holte als Dritter den ersten Podiumsplatz für die Ducati Panigale. Jonathan Rea musste sich mit Rang vier begnügen. Dahinter folgten Michel Fabrizio und Sylvain Guintoli. Der Franzose, der sich im Vorfeld des Rennens bei einem Mountainbikesturz eine Schulterverletzung zugezogen hatte, konnte somit wieder die Führung in der Weltmeisterschaft von Tom Sykes übernehmen. Max Neukirchner wurde trotz seiner Strafe starker Siebter vor Loris Baz und Leon Camier. Jules Cluzel kam auf Position zehn und Federico Sandi war als Elfter der letzte Fahrer, der das Rennen beenden konnte.