Dass Marc Marquez ein harter Hund ist, dürfte jedem MotoGP-Fan bekannt sein. In den letzten Jahren kämpfte er aber mehr mit seiner Honda als mit seinen Konkurrenten. Das hat sich durch den Wechsel auf die Ducati von Gresini schlagartig geändert. Die Kollision zwischen Marquez und Bagnaia in Portimao war dabei nur die Spitze. Auch davor gab es in nur zwei Rennwochenenden schon beinharte Duelle zu sehen. Gehen die Ducati-Fahrer den Superstar härter an, jetzt wo er WM-taugliches Material hat?

Keine Honda mehr: Marquez eine Gefahr für den Ducati-Starkader

Als wäre der Kader von Ducati nicht ohnehin schon mit vielen Hochkarätern bestückt, so stößt dieses Jahr auch noch Marc Marquez hinzu. Außerdem sollte beachtet werden: Enea Bastianini ist zurück, wie er mit Pole-Position und Rang Zwei in Portimao bewies. Fabio Di Giannantonio hat im Verlaufe des Vorjahres eine gewaltige Entwicklung durchgemacht und fährt schon lange nicht mehr hinterher. Einzig Marco Bezzecchi hat Probleme mit dem Bremsverhalten der GP23 und ist derzeit nicht mehr so stark wie im Vorjahr. Dennoch lässt sich klar festhalten: Der Ducati-interne Konkurrenzkampf ist so hart wie nie zuvor.

Marc Marquez vor Fabio di Giannantonio im Katar GP der MotoGP
Marc Marquez und Fabio di Giannantonio duellierten sich in Katar, Foto: LAT Images

Und Marc Marquez war in diesem Kampf von Anfang an mittendrin. Schon im Sprint von Katar lieferte er sich in der ersten Runde ein heißes Duell mit Fabio di Giannantonio. Der Italiener konterte mehrfach und scheute kein Risiko im Kampf um Rang sechs. Solche Duelle in den ersten Runden kennen wir auch aus den Vorjahren, aber es besteht ein entscheidender Unterschied. Auf der Honda qualifizierte sich Marquez durch sein Windschattenfahren häufig auf Startplätzen, auf denen die RC213V eigentlich nichts zu suchen hatte. Dass er dann im Rennverlauf auf das eigentliche Niveau der Honda zurückfallen würde, war allen seinen Konkurrenten klar. Es konnte also auch etwas zurückhaltender gegen ihn agiert werden.

Harte Duelle: Mit Martin geht es gerade noch gut, mit Bagnaia krachts

2024 ist Marquez im Rennen bisher auf dem Vormarsch, und auch das wissen seine Kontrahenten. Und in Portugal war es bereits nicht mehr Di Giannantonio, mit dem er sich anlegte, sondern die beiden Ducati-Alphatiere. Im Sprint bremste sich Marquez in der letzten Runde im Kampf um Rang Zwei knallhart an Jorge Martin vorbei. Die Aktion hatte eine Vorgeschichte. Martin hatte Marquez sechs Runden zuvor ebenfalls mit einem extrem späten Manöver nach außen gedrängt. In beiden Fällen hätte es krachen können, doch beide Male gab der jeweils äußere im letzten Moment nach.

Marc Marquez vor Jorge Martin im Sprint der MotoGP in Portimao
Im Portimao-Sprint konnte Marquez sich gegen Jorge Martin durchsetzen, Foto: LAT Images

Das war dann beim mittlerweile berüchtigten Vorfall im Portimao-Rennen nicht mehr der Fall. Weder Marc Marquez noch Francesco Bagnaia wollten irgendwie nachgeben und das Ergebnis waren zwei Ducatis im Kiesbett sowie keine Punkte. "In den ersten Runden musst du aggressiv sein. In den letzten Runden kannst du vielleicht im Kampf um den Sieg noch aggressiv sein, aber heute war das nicht der Augenblick so zu fahren", kritisierte Marquez den Weltmeister. Am Vortag hatte dieser Grundsatz ihn selbst allerdings noch wenig interessiert, wie sein Manöver gegen Martin zeigte.

Marquez sieht sich nicht im Fadenkreuz: Die fahren einfach um ihre Position!

Doch zurück zur Ursprungsfrage. Gehen die anderen Ducati-Piloten ihn wirklich härter an als noch auf der schwächelnden Honda? Marquez gibt eine überraschend nüchterne Antwort: "Ich glaube nicht, dass das so ist. Sie kämpfen einfach um die Position." Auch sein Gespräch mit Bagnaia nach der Kollision änderte nichts an dieser Einschätzung: "Pecco [Bagnaia] sagte mir, dass er einfach an zwei Punkte mehr dachte und seine Position verteidigen wollte." Fakt ist allerdings auch: Zwischen Bagnaia und Martin hatte es im gesamten Vorjahr trotz WM-Kampf nie derartig gekracht.