Die MotoGP wird derzeit von europäischen Herstellern dominiert, wie noch selten zuvor. Die bestimmenden Ducatis können am ehesten noch von KTM und Aprilia herausgefordert werden. Die Bike-Riesen aus Japan fahren hingegen eine Schlappe nach der anderen ein. Honda und Yamaha stehen in der Konstrukteurs-Wertung auf den letzten beiden Positionen.

In Silverstone gab es den nächsten Tiefpunkt für die beiden japanischen Hersteller. Im Sprint am Samstag gingen die beiden erfolgreichsten Marken der MotoGP-Geschichte nicht nur leer aus, sondern schafften es erst gar nicht in die Nähe der Punkte. Yamaha kam nicht über einen 15. Platz von Franco Morbidelli hinaus, bei Honda sorgte Joan Mir mit P17 für die beste Platzierung.

Mit Comeback-Mann Pol Espargaro (P16) und Raul Fernandez (P19) durchbrachen überhaupt nur zwei Piloten im verregneten Silverstone-Sprint die Phalanx der Japaner am Ende des Klassements. Vor allem bei den beiden ehemaligen Weltmeister Marc Marquez und Fabio Quartararo sitzt der Frust über die fehlende Konkurrenzfähigkeit tief.

Pleitensamstag für Fabio Quartararo: Letzter und Vorletzter

Quartararo wollte nach P21 im Sprint nichts schönreden. Er sagte gegenüber Motorsport.com: "Es war nicht einer (der Fahrer eines japanischen Herstellers) an der Spitze und die anderen ganz hinten. Wir alle liegen zurück. Also machen wir mit Sicherheit etwas falsch." Bei Quartararo begann die Fehlerserie schon im Qualifying, als er nach einem Sturz an die Box kam, dort aber niemand bereitstand.

Dadurch brachte er in Q1 kein richtiges Outing mehr zustande und qualifiziert sich auf dem letzten Rang. Dennoch hatte er sich im nassen Sprintrennen mehr ausgerechnet als nur P21. "Ich weiß, wie man im Regen fährt. Aber uns fehlt vor allem der Grip am Heck und ausreichend Leaning Angle", kritisierte er sein Bike. Seine Unzufriedenheit mit der Yamaha YZR-M1 nimmt von Rennen zu Rennen zu. Er betonte in Silverstone, dass die derzeitige Schwächephase sich für ihn schlimmer anfühle als seine wenig erfolgreiche Zeit in der Moto2.

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Morbidellis Fazit zu seinem Bike viel trotz einer besseren Platzierung kaum schmeichelhafter aus. Er konnte im Qualifying noch ein besseres Gefühl entwickeln, "im Rennen brach das Potenzial aber in sich zusammen", ärgerte er sich. "In einer Gruppe ist es schwierig zu kämpfen und seinen Speed zu zeigen", ergänzte er. Sein einziger Trost blieb, dass er der beste Fahrer auf einem japanischen Bike war.

Bei Honda war die Ausgangslage mit Marc Marquez auf Startplatz 14 etwas besser. Punkte waren dennoch außer Reichweite, weshalb Marquez schon bald den Sprint zu einer Trainings-Session degradierte. "Ich versuchte mit den anderen Hondas zu fahren, um zuzuschauen und etwas zu lernen", wurde Marquez in der Presseaussendung zitiert.

Marc Marquez: Honda-Sprint wird zu Testsession

Marquez ließ sich also freiwillig hinter Teamkollege Mir zurückfallen. Seine größte Erkenntnis war, dass die Honda vor allem in der Beschleunigungsphase viel auf die Konkurrenz verliert. Takaaki Nakagami, der nur auf der 20. Position landete sagte, dass die Pace der Honda für ihn schockierend gewesen sei. "Wir haben viele Probleme, wenn wir das Bike im Neigungswinkel anbremsen müssen. Aber es zeigt keine Reaktion und keinen Drive", kritisierte er.

In Summe verloren alle Hondas im Rennverlauf von gerade einmal zehn Runden beinahe 30 Sekunden auf Sprint-Sieger Alex Marquez, also durchschnittlich etwa drei Sekunden pro Runde. Joan Mir äußerte die Vermutung, dass die nassen Bedingungen im Sprint die Schwächen der Honda noch hervorgehoben hätten. Hoffnung auf ein besseres Ergebnis im Hauptrennen besteht also, aber eine Wunderheilung der japanischen Bikes kann man auch am Sonntag nicht erwarten.