Die MotoGP setzt ab Silverstone um, was schon lange angekündigt war. Seit Saisonbeginn 2023 sollten Minimaldrücke bei den Reifen gelten, doch Konsequenzen hatte das bisher keine. Dementsprechend hielt sich auch niemand daran. Nun ist ein neues System zur Messung des Reifendrucks bereit. Bei Überschreitungen drohen schon ab dem Großbritannien GP schwerwiegende Konsequenzen.

So funktioniert die Reifen-Überwachung

Bisher hatten die MotoGP-Teams ihre eigenen Sensoren in Sachen Reifendruck. Dies ist ab Silverstone vorbei. Das neue System ist ein Einheitssystem und für alle Bikes verpflichtend. In der ersten Einsatz-Phase müssen die Sensoren vor und nach dem Rennen noch überprüft werden, um die korrekte Funktionsweise sicherzustellen. Das System wurde bereits seit 2022 getestet und nun als ausgereift angesehen.

Ein Reifendrucksensor auf einer Felge, Foto: LAT Images
Ein Reifendrucksensor auf einer Felge, Foto: LAT Images

Die Sensoren überprüfen, ob der von Reifenhersteller Michelin vorgegebene Minimaldruck nur in einer Minderheit der Runden unterschritten wird. Diese Minimalwerte bestimmt Michelin bei jedem Rennen neu. Sie unterscheiden sich bei Vorder- und Hinterreifen und je nach Strecke. Zur Anwendung kommt die Überprüfung nur in Sprint und Rennen, für alle anderen Sessions gibt es keine Konsequenzen. Für die Überschreitungen in Sprint und Rennen werden Zeitstrafen ausgesprochen. Im Folgenden seht ihr den Schlüssel, den die FIM-Stewards bekannt gegeben haben.

Der Strafenschlüssel bei Reifendruckunterschreitung

Anzahl ÜberschreitungenStrafe
1Warnung
23 Sekunden
36 Sekunden
412 Sekunden

Dieser Schlüssel wird vorerst für Sprint und Rennen zur Anwendung gebracht, bis die Teams sich an die neuen Begebenheiten beim Reifendruck gewöhnt haben. Sobald die Stewards diesen Moment als gekommen sehen, gilt bei einer Überschreitung die Disqualifikation. Ab welchem Rennen dies jedoch der Fall sein wird, ist noch nicht entschieden.

MotoGP-Reifendruckstrafen: Kontroversen drohen

Da es unmöglich vorherzusehen ist, ob und wie gut sich die Teams an die neuen Gegebenheiten in Sachen Reifendruck anpassen können, steht die MotoGP vor ungewissen Zeiten. In Assen gab es bereits einen großen Aufschrei, als KTM-Pilot Brad Binder nach Sprint und Rennen einen Podestplatz aufgrund einer Zeitstrafe nach Track-Limit-Verstößen verlor. Die seit einigen Jahren eingeführten Longlap-Strafen bringen sofort sichtbare und nachvollziehbare Konsequenzen auf der Rennstrecke. Die Strafen für die Reifendruckvergehen können gemäß des Strafenkatalogs aber erst nach der Zieldurchfahrt auf die Gesamtzeit aufgerechnet werden. Mit anderen Worten: Der MotoGP könnten Rennen bevorstehen, bei denen der Zieleinlauf ganz und gar nicht dem Endresultat entspricht. Bei den Zuschauern könnte dies für Unverständnis sorgen.

Außerdem gibt es ein weiteres Problem. Die Fahrer rebellierten bereits gegen die neue Regelung. Ihrer Ansicht nach sind die von Michelin angestrebten Mindestdrücke viel zu hoch. Sie würden das Sturzrisiko erhöhen und das Überholen noch schwieriger machen, als es ohnehin schon ist. Außerdem variiere der Druck je nach Rennsituation viel zu stark. Wer auf dem Minimaldruck startet, könnte im Verkehr viel zu hohe Reifendrücke bekommen und über das Vorderrad stürzen. Wer unter dem Minimaldruck losfährt, der riskiert, sich bei freier Fahrt Strafen einzuhandeln. Die Debatten um die neue Regelung werden daher mit Sicherheit noch hochkochen.