Mit fünf Stürzen in ebenso vielen Sessions erlebte Marc Marquez am Sachsenring ein Horror-Wochenende. Nach einem Highsider im Warm Up musste er sich sogar vom Grand Prix auf seiner einstigen Paradestrecke zurückziehen. In Assen ist er zurück, kämpft aber weiterhin mit der Honda RC213V. Am Freitag stürzte er erneut beim Versuch, eine schnelle Runde zu fahren. Im Qualifying folgte der nächste Abflug - diesmal jedoch nicht, weil er mit seinem Arbeitsgerät über dem Limit unterwegs war.

Im Gegenteil: In der Schlussphase von Q1 hatte sich Marquez an das Hinterrad von Bastianini gesetzt, um sich vom Ducati-Piloten bestenfalls in Q2 ziehen zu lassen. Die erste fliegende Runde brach Bastianini nach Turn 1 jedoch sofort wieder ab. Marquez tat es ihm gleich und blieb hartnäckig, er ließ sich nicht abschütteln. Zu Beginn der zweiten Runde musste Bastianini schließlich durchziehen, um seine Chancen auf Q2 nicht zu gefährden.

Dabei wollte der Italiener in Turn 1 jedoch zu viel: Er verlor beim Einlenken kurzzeitig die Front und konnte einen Sturz nur dank eines Supersaves verhindern. Die Runde war damit jedoch gelaufen, er nahm Tempo raus. Marquez tat es ihm erneut gleich, weil noch genug Zeit war, um eine letzte fliegende Runde zu starten. In Turn 3 verließen beide Piloten die Ideallinie, um die nachfolgenden Fahrer auf der Innenbahn ungestört passieren zu lassen.

Dabei passte Marquez jedoch nicht richtig auf, er blickte nach hinten und krachte währenddessen in das Heck von Bastianinis Ducati. Während der Italiener sitzen blieb, ging Marquez zu Boden. Das Qualifying war für ihn damit beendet. Bastianini konnte noch eine weitere fliegende Runde starten, erzielte aber keine Verbesserung mehr. Damit schieben beide Piloten vorzeitig in Q1 aus und gehen kurioserweise in Sprint und Grand Prix direkt nebeneinander ins Rennen. Sie starten von den Plätzen 17 und 18.

Stewards untersuchen Vorfall: Strafe für Marc Marquez?

Direkt nach Sessionende auf den Vorfall angesprochen zeigte Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti im Livestream von 'MotoGP.com' wenig Verständnis, hielt sich aber zurück: "Wir wollen uns die Bilder erst noch etwas genauer anschauen. Ich glaube, dass Enea zuvor die Front verloren hat, deshalb war er neben der Linie. Marc ist immer sehr nah hinter dem vorausfahrenden Fahrer, aber ich will momentan kein Urteil abgeben. Ich will erst die Bilder anschauen und die Situation besser verstehen. Ich weiß nicht, was exakt passiert ist."

Die Stewards kündigten bereits während dem Qualifying eine Untersuchung an, haben bislang allerdings noch kein Urteil verkündet. Im Ducati-Lager ist der Ärger über Marquez offensichtlich, aber wünscht man sich auch eine Bestrafung? "Das ist etwas, was Marc immer macht, wenn er in schwierigen Situationen steckt. Dann folgt er anderen Fahrern. Das ist nichts Neues. Wir sprechen erst mit Enea und dann mit Euch", sagte Ciabatti erneut zurückhaltend.