Fabio Quartararo wollte seinen Fans beim Heimrennen im Le Mans etwas bieten, doch schon am Freitag gab es den ersten Dämpfer. Der Franzose kam in der kombinierten Zeitenliste nicht über Rang 12 hinaus und muss damit am Samstag im Q1 antreten. Yamahas Krise in der MotoGP-Saison 2023 scheint sich nahtlos fortzusetzen, Quartararos Teamkollege Franco Morbidelli kam gar nur auf Rang 16.

Der Weltmeister von 2021 ist mittlerweile komplett ratlos. Kein Ansatz zur Besserung scheint in Sicht: "Es gibt keinerlei Erklärung. Ich habe keinerlei Gefühl auf dem Bike. Es ist super aggressiv, es lenkt nicht mehr so ein wie gewohnt. Wir verlieren alle unsere Stärken. Selbst als wir weniger Leistung hatten, gab es zumindest andere Bereiche mit Stärken. Jetzt finden wir etwas in einem Bereich, aber das macht uns in anderer Hinsicht schlechter. Es gelingt uns nie, mehrere Sachen gleichzeitig zu verbessern. Es sieht so aus, als könnten wir etwas mehr Motorleistung dazubekommen, aber dann verlieren wir viel mehr Zeit in der Fahrbarkeit."

Yamahas Technikabteilung ist bemüht, aber neue Teile sind alle 'nutzlos'

Ex-Ferrari-Ingenieur Luca Marmorini wurde letztes Jahr verpflichtet, um dem Yamaha-Motor mehr Pferdestärken zu verleihen. Der Starpilot der Japaner vermutet, dass diese Rechnung nicht so einfach aufgeht: "Natürlich hoffe ich auf mehr Motorleistung in der Zukunft, aber wenn uns das jedes Mal so viel Zeit kostet, das Bike wieder hinzubekommen, dann ist das unglaublich. Vielleicht ist das der Charakter des Motors, dass er das Bike so aggressiv macht."

Für den 24-Jährigen reihen sich die Motoren-Updates nahtlos in Yamahas Stillstand ein: "Rückentwicklung ginge zu weit, aber wir Verbessern uns nicht ein bisschen und den anderen gelingt das. Wir verbessern uns beim Motor und das macht die Balance schlechter, oder etwas anderes." Und die Liste der Fehlschläge ist mittlerweile lang, wie er vom Test in Jerez zu berichten wusste: "Nichts machte einen Unterschied. Wir tauschten den Auspuff, die Aerodynamik, das Chassis und die Elektronik, nichts davon hat funktioniert. Vielleicht haben wir einen kleinen Fortschritt beim Setup gemacht, aber die neuen Teile waren nutzlos."

Quartararo hilflos: Bike so schlecht, dass keine Rückmeldung mehr möglich ist

Die Situation erscheint ausweglos, denn Quartararo hat nicht das Gefühl, dass er selbst noch etwas zur Verbesserung der M1 beitragen könnte: "Normalerweise bin ich ein Fahrer, der recht leicht sagen kann, wo wir Defizite haben. Im Moment bewegt sich das Bike aber so stark, dass ich gar nicht weiß, was ich sagen soll. Ich kann gar nicht sagen, wo das Bike instabil ist. Wenn ich aus der Kurve komme, dann schüttelt es mich die ganze Zeit durch. Du kannst nicht sagen, das Bike bewegt sich hier stark, denn es bewegt sich überall. Rückmeldung zu geben ist also sehr schwierig."

Dem Vizemeister der Vorsaison bleibt im Moment nur, den eigenen Frust im Zaun zu halten. "Ich habe entschieden, nicht mehr wütend darüber zu sein. Jedes Mal, wenn ich das bin, macht das die Sache nur noch komplizierter. Wir erleben die härteste Zeit, seit ich bei Yamaha bin. Nach acht Rennen, die Sprints gehören für mich da dazu, haben wir noch keine Lösungen gefunden. Wir haben keinerlei Basis und keinen Speed", lautet das vernichtende Fazit nach Tag Eins beim Heimrennen. Die Hoffnungen der französischen Fans scheinen auf den Schultern von Pramac-Pilot Johann Zarco zu liegen.