Es war der Aufreger am MotoGP-Donnerstag in Misano. Remy Gardner, der in Spielberg die Nachricht erhielt, er werde 2023 nicht für KTM in der Königsklasse fahren, setzte zu einer wahren Wutrede gegen seinen Noch-Arbeitgeber an. KTM habe ihm sein Herz gebrochen, man habe ihn 'verarscht' und in eine 'beschissene' Situation gebracht.

Gardner erklärte, KTM habe sich ihm gegenüber damit gerechtfertigt, dass sich der MotoGP-Rookie unprofessionell verhalten habe. Eine genauere Erläuterung dieses Vorwurfes habe es nicht gegeben. Motorsport-Magazin.com traf am Freitag in Misano KTM-Motorsportchef Pit Beirer und befragte ihn zu den Vorwürfen Gardners.

Motorsport-Magazin.com: Pit, was hast du zu den harten Worten von Remy Gardner zu sagen?
Pit Beirer: Nicht viel. Du wirst wahrscheinlich enttäuscht sein, aber ich will mich jetzt nicht auf ein Spiel mit Remy einlassen, ihm meine Meinung in der Öffentlichkeit sagen und auf seine Reaktion warten. Er ist ein toller Junge. Ich würde nur gerne eine formale Sache klarstellen, die ich gesehen habe. Es heißt, sie hätten diese schlechte Nachricht erst im August erhalten, aber wir haben seine Option nicht gezogen, welche schon im Juni ausgelaufen ist. Das war die klare 'Business-Case-Answer', als der Vertrag nicht verlängert wurde. Es war klar, dass in Zukunft alles offen ist. Diese Information erreichte sein Umfeld also nicht Ende August. Mehr möchte ich darüber nicht sagen, aber es war mir wichtig das festzuhalten, denn da ist ein großer Unterschied zwischen Juni und August. Ich hoffe, dass er irgendwo einen guten Platz findet und dass wir uns noch verbessern können, es sind ja noch einige Rennen zu fahren. Ich weiß, dass er mehr leisten kann. Wir wollen versuchen, in diesen letzten Rennen noch etwas finden.

Motorsport-Magazin.com: Remy hat gesagt, dass ihr ihm unprofessionelles Verhalten als Grund genannt habt, warum sein Vertrag nicht verlängert wird. Er konnte uns aber nicht genau erklären, was damit gemeint ist. Kannst du es?
Pit Beirer: Nein, kann ich nicht. Es gibt zwei Manager, die seine Vertragspartner sind, vielleicht auch drei. Einmal Herve Poncharal, einmal Jens Heinbach als unser Road-Racing-Verantwortlicher und ich selbst. Keiner von uns dreien hat ihm diesen Vorwurf gemacht. Schade, dass das jetzt so in dieser Form ausgetragen wird. Ich weiß nicht, wer ihm das zugetragen hat und wo dieser Ausspruch herkommt, aber er kommt nicht von einem offiziellen KTM-Verantwortlichen. Die Enttäuschung ist verständlich, aber ich kann nichts zu diesem Thema sagen, weil ich ihm nicht vorgeworfen habe, dass er unprofessionell ist. Er ist mir gegenüber immer ein anständiger, netter Kerl gewesen, deshalb versuche ich das jetzt trotzdem in aller Freundschaft und Würde zu beenden.

KTM unter Beschuss: Sie haben mich verar****! (06:48 Min.)

Motorsport-Magazin.com: Ihr habt für den Fall Gardner und generell für euer Fahrer-Management eine Menge Kritik geerntet, sowohl im Paddock als auch von den Fans. Ihr werdet als der Fleischwolf der MotoGP bezeichnet. Wie geht es euch damit?
Pit Beirer: Letzten Endes werden wir immer noch an der besten KTM im Feld gemessen und die ist momentan nicht gut genug. Punkt! Von dort weg hast du mit jedem Fahrer andere Diskussionen und Kritik und diese Kritik ist ja zum größten Teil auch berechtigt. Dieser Verantwortung wollen wir uns nicht entziehen. Es ist wichtig, dass wir für die Zukunft trotzdem auf das Projekt schauen und überlegen, was uns mittelfristig helfen kann, das Projekt auf der einen Seite zu beruhigen und auf der anderen Seite auch erfolgreicher werden zu lassen. Es ist nicht unser Anspruch, einen Topfahrer wie Brad Binder unter Vertrag zu haben und dann nur um den siebten Platz in der WM zu fahren. Wir wollen mehr und haben hier noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Deshalb sind die Kommentare in der Presse wahrscheinlich berechtigt, aber die müssen wir aushalten. Wir müssen besser werden, das liegt an uns.