Dani Pedrosa und Marc Marquez sind die strahlenden Sieger des Spanien-GP 2017, für das Yamaha-Team um Maverick Vinales und Valentino Rossi hingegen setzte es eine vernichtende Niederlage. Vinales kam als Sechster ins Ziel, Rossi nur als Zehnter. Bester Yamaha-Pilot war Satelliten-Fahrer Johann Zarco mit Platz vier. Der Franzose hielt lange mit Marquez und später mit Jorge Lorenzo mit, hatte am Ende jedoch nicht mehr die nötigen Mittel dazu. In unserer Renn-Analyse zeigen wir, wieso die Honda so viel stärker waren und warum Dani Pedrosa den Repsol-internen Kampf für sich entschied.

Pedrosa diktiert: Die Highlights vom Jerez-GP 2017 (01:33 Min.)

Jerez: Die Gründe für das Yamaha-Debakel

1. Traktion in den Linkskurven: Das ganze Wochenende über waren die Linkskurven die Achillesferse der Yamaha-Piloten. Maverick Vinales und Valentino Rossi klagten über zuviel Wheelspin in den Linkskurven - die Traktion aus den schnellen Ecken drei, vier, sieben und acht ließ also deutlich zu wünschen übrig. Vinales dazu am Samstag: "Ich bin Dani gefolgt und in den Linkskurven ist es unglaublich, wie viel Traktion sie haben. In den Rechtskurven aber konnte ich die Lücke wieder etwas schließen. Einige Male bin ich in den Linkskurven stark herum gerutscht und so war es schwer, eine gute Rundenzeit zu fahren."

Dieses Problem, das alle vier Yamaha-Fahrer heimgesucht hatte, konnte bis zum Rennen jedoch nicht gelöst werden. Auch ein komplett umgekrempeltes Setup half Rossi nicht: "Wir hatten gravierende Probleme mit Wheelspin beim Herausbeschleunigen, das war das ganze Wochenende über unser Hauptproblem. Für das Rennen haben wir die Balance verändert, um das Durchdrehen zu verringern. Aber am Ende hat es das nur noch schlimmer gemacht." Der Schuss ging also für Rossi nach hinten los. Kein Wunder also, dass der Doktor bis auf Platz zehn durchgereicht wurde.

Rossi und Vinales waren nach dem Rennen bedient, Foto: Yamaha
Rossi und Vinales waren nach dem Rennen bedient, Foto: Yamaha

2. Kein Gefühl für das Motorrad: Zu den Wheelspin-Problemen kam noch dazu, dass die Yamaha-Piloten im Rennen keinerlei Gefühl für die Front hatten. Dieses Problem wurde immer wieder durch Fehler beim Anbremsen und weite Linien demonstriert. So wäre Vinales etwa fast gestürzt, als er in Kurve 13 Andrea Iannone ausbremsen wollte. Nur mit Mühe konnte sich Vinales auf der Yamaha halten und hätte bei der Gelegenheit Iannones Suzuki fast mit abgeräumt. "Ich möchte mich an dieser Stelle auch gleich für die Aktion mit Iannone entschuldigen, aber ich habe in dieser Situation die Front verloren", erklärte Vinales nach dem Rennen.

Später im Rennen musste Rossi unter anderem nach Verbremsern Andrea Dovizioso und Aleix Espargaro den Vortritt lassen. Bei ihm traten die Probleme deutlicher zu Tage als bei Vinales: "Ich habe das Gefühl für die Front verloren. Das Rennen war so auf der Bremse und am Kurveneingang äußerst schwierig, und zwar überall dort, wo wir im Training noch besser waren. In den letzten Runden hatte ich dann auf der linken Seite noch heftige Vibrationen und musste daher langsamer machen. Ich kann aber nichts über die Abnutzung sagen, denn ich hatte nie Grip."

3. Falsche Tyre Allocation in Jerez: Die beiden oben genannten Probleme lassen unterm Strich nur eine Schlussfolgerung zu: Die Michelin-Reifen für Jerez haben überhaupt nicht mit der Yamaha harmoniert. "Der Medium-Reifen hat rechts die gleiche Mischung wie der weiche Reifen links. Und mit dem Medium-Reifen habe ich wirklich guten Grip rechts, aber wenn ich den weichen Reifen aufziehe, habe ich in allen Linkskurven überhaupt keinen Grip", rätselte Vinales bereits am Samstag. Das Dilemma für ihn und Rossi: Die harten Reifen waren für das Rennen zu hart, der weiche Reifen hätte die Distanz bei 41 Grad Streckentemperatur nicht durchgehalten.

Und der (asymmetrische) Medium-Reifen verursachte bei der Yamaha M1 eben jene Wheelspin- und Grip-Probleme auf der linken Flanke. Genau das war der große Unterschied zu Honda. Marc Marquez wusste bereits am Samstag: "Die Reifen reagieren dieses Jahr sehr empfindlich auf die Temperaturen." In der Hitze von Jerez passten sie offenbar besser zur Honda als zur Yamaha, und so konnte man auch die RC213V besser darauf abstimmen. Doch eine Frage steht noch im Raum: Wieso war Pedrosa im Rennen für Marquez nicht zu knacken? Auch hierfür gibt es ein paar Faktoren.

Honda-Duell: Darum behielt Pedrosa gegen Marquez die Oberhand

1. Jerez ist eine Pedrosa- und keine Marquez-Strecke: Immer, wenn es nach Jerez geht, blüht Dani Pedrosa auf und hat Marc Marquez seine Schwierigkeiten. Das ist eine Faustregel, die bis auf wenige Ausnahmen schon seit vielen Jahren gilt. Pedrosas Jerez-Statistik ist nahezu unschlagbar: In elf MotoGP-Rennen stand der ältere der beiden Repsol-Spanier zehn Mal auf dem Podium, darunter drei Mal (2008, 2013 und 2017) ganz oben. Aber auch Marquez' Bilanz kann sich sehen lassen.

Seit dem MotoGP-Aufstieg 2013 standen beim spanischen Grand Prix die Plätze zwei, eins, zwei, drei und zwei für den Weltmeister zu Buche. Doch Marquez gibt selbst zu, so seine Probleme mit der engen Bahn in Jerez zu haben: "Das ist normalerweise eine der schwierigsten Strecken für meinen Fahrstil. Dieses Jahr konnte ich immerhin bis zur vorletzten Runde pushen, dann habe ich mich mit dem zweiten Platz zufrieden gegeben. Die Rennen bis Barcelona sind aber nicht gerade meine Lieblingsrennen." Daher nahm Marquez auch den zweiten Platz gerne an.

Pedrosa hielt sich Marquez erfolgreich vom Leib, Foto: Repsol
Pedrosa hielt sich Marquez erfolgreich vom Leib, Foto: Repsol

2. Pedrosas Reifenwahl: Der Schlüssel zum Erfolg war wohl Pedrosas Reifenwahl. Zwar setzte er, wie Marquez, vorne auf den harten Reifen, doch hinten pokerte Pedrosa mit der Medium-Mischung. Mit Erfolg, wie sich herausstellen sollte. Denn Pedrosa nutzte den sogenannten initial grip des Reifens perfekt aus. Er gewann den Sprint zur ersten Kurve und baute in den ersten drei Runden ein Polster von gut 1,5 Sekunden auf. Marquez musste in dieser Phase seinen harten Hinterreifen erst einmal auf die richtige Betriebstemperatur bringen. "Ich habe zwei Runden gebraucht, um die Reifen richtig aufzuwärmen", so Marquez hinterher.

3. Überragendes Reifen-Management von Pedrosa: Im weiteren Rennverlauf schaffte es Pedrosa, seinen Sicherheitsabstand nach hinten perfekt zu verwalten. Nur zwei Mal, nach Runde eins und nach Runde 24, lag Marquez weniger als eine Sekunde hinter Pedrosa. Pedrosa war sich im Klaren darüber, dass er seinen weicheren Hinterreifen nicht zu schnell verheizen darf, will er auch in der Schlussphase noch gegen Marquez bestehen.

"Am Anfang konnte ich eine Lücke heraus fahren. Ich wollte sie aber nicht zu groß werden lassen, denn ich wollte meine Reifen nicht zu sehr beanspruchen. Dass er am Ende stark sein würde, wusste ich ja", merkte Pedrosa an. Doch es sollte reichen. Dani Pedrosa holt seinen ersten Saisonsieg und schnappt sich damit gleichzeitig einen Rekord für die Ewigkeit von Valentino Rossi. Gegen die Kombination Honda-Pedrosa war in Jerez einfach kein Kraut gewachsen.