Drei Tage scheinen für Jorge Lorenzo exakt die Zeitspanne zu sein, die er benötigt, um sich auf der für ihn immer noch ungewohnten Ducati Desmosedici auf einer neuen Strecke zurechtzufinden. So war es Anfang Februar in Sepang und so war es auch in dieser Woche auf Phillip Island. In Malaysia schraubte Lorenzo seinen Rückstand damals von 1,3 auf 0,4 Sekunden, in Australien nun von 1,4 auf Sekunden auf acht Zehntel.

Der Spanier zeigte sich am Freitag aufgrund seines Fortschritts sichtlich erleichtert. "Das war ein wirklich wichtig Schritt nach vorne", atmete er auf. "Ich verstehe das Motorrad jetzt wesentlich besser, wie schon am letzten Tag in Sepang. Dementsprechend stark konnte ich auch meine Rundenzeiten verbessern." Lorenzo sah sein Leistungsvermögen mit Platz acht und 0,8 Sekunden Rückstand sogar noch gar nicht voll widergespiegelt, da er am Vormittag bei idealen Bedingungen keine schnelle Runde auf dem weicheren Reifen drehen konnte. "Da hätte ich mich wohl noch einmal um drei Zehntelsekunden steigern können", glaubt Lorenzo, der damit im Bereich von Dani Pedrosa auf Rang drei gelegen wäre.

Ducati-Feeling für Lorenzo wichtiger als Zeiten

Zeiten stehen für den dreifachen MotoGP-Weltmeister ohnehin aber nicht im Vordergrund: "Wichtig ist für mich, dass mein Gefühl auf dem Motorrad stimmt und ich verstehe, wie ich damit am effizientesten fahren kann." Eine Aufgabe, die Lorenzo an Tag 3 auf Phillip Island laut eigener Einschätzung schon deutlich besser gelöst hatte als zuvor. "Mir ist es noch nicht gelungen, das Limit mit diesem Bike zu finden. Ich muss in allen Bereichen zulegen, also in den Kurven, beim Anbremsen und beim Beschleunigen", musste er noch am Mittwoch enttäuscht feststellen.

In den Kurven sieht Lorenzo bei Ducati die größten Schwächen, Foto: Ducati
In den Kurven sieht Lorenzo bei Ducati die größten Schwächen, Foto: Ducati

Ein Bereich, mit dem Lorenzo ganz und gar nicht zufrieden war, blieb aber auch nach dem für ihn positiven dritten Tag bestehen. "Wir müssen das Motorrad wendiger machen", fordert Lorenzo von Ducati und bohrt damit bei den Italienern in alten Wunden. Jahrelang galt das Turning als große Schwachstelle der Desmosedici, das erst mit Beginn der Winglet-Ära behoben werden konnte. Das Fehlen dieser Flügel bedauert Lorenzo, der in den letzten Jahren bei Yamaha ohnehin mit dem vielleicht besten Handling der MotoGP verwöhnt wurde, umso mehr.

Ducati schwächelt an der Aero-Front

Bei Yamaha, Suzuki und Aprilia hat man bei den Wintertests dem Winglet-Verbot ja bereits ein Schnippchen geschlagen, indem man die Flügel kurzerhand mit einer zweiten Verkleidungsschicht verdeckt und so regelkonform gemacht hat. Doch Lorenzos Arbeitgeber Ducati, das eigentlich als Pionier in dieser neuen Aerodynamikschlacht gesehen wurde, hält sich bisher vornehm zurück. Pokern die Italiener oder hat man tatsächlich keine neue Verkleidung auf Lager? "Ich glaube nicht, dass wir bei den Testfahrten noch eine dieser neuen Verkleidungen bringen werden. Wir bleiben bei diesem normalen Design", erklärte Ducati-Renndirektor Paolo Ciabatti am Freitag auf Phillip Island. Sollte das tatsächlich der Fall sein, muss sich Lorenzo etwas einfallen lassen.