Die Ergebnisse der Phillip Island-Testfahrten der Königsklasse sprechen eine deutliche Sprache: Die MotoGP scheint nur auf Jonas Folger gewartet zu haben. Überzeugte er bereits an den beiden ersten Tagen, so steigerte er seine Leistungen am Freitag um ein vielfaches und wurde dafür mit einem vierten Rang in der Gesamtwertung belohnt. Damit ist der Tech3-Pilot selbstverständlich der schnellste Rookie des Tages und ließ so manchen erfahrenen Kollegen hinter sich.

Seine Bestzeit von 1:29.042 fuhr Folger bereits in Runde zwölf zu Beginn der Session und holte sich zu diesem Zeitpunkt damit sogar Rang drei. Danach wollte es keinem Piloten mehr so recht gelingen, Folgers Zeit einzustellen - bis auf Dani Pedrosa, der sich kurz vor Ablauf der Testzeit um 0.190 Sekunden vor den Tech3-Piloten quetschte und ihn damit auf Rang vier verdrängte. Ärgerlich, aber sicher kein Drama, denn der Rückstand von 0.493 Sekunden auf den Tagesschnellsten Maverick Vinales kann sich sehen lassen.

Zum Vergleich: Folgers Teamkollege Johann Zarco, der ebenfalls ein Rookie in der Königsklasse ist, konnte am letzten Testtag nur auf Rang 15 landen. Dem Franzosen fehlen 1.121 Sekunden auf Vinales, seine schnellste Zeit ist eine 1:29.670. Der Sieg des teaminternen Duells geht für die Zeit des Sepang-Tests also definitiv an Folger. Lediglich Rookie-Kollege Alex Rins auf der Suzuki kam mit Rang sechs nahe an die Leistung des Deutschen heran. Während Zarco 0.628 Sekunden hinter Folger liegt, sind es beim Spanier nur 0.061 Sekunden.

Mit einem solchen Ergebnis in der Tasche ist ein bisschen Eigenlob dann auch erlaubt: "Für den Moment können wir zufrieden sein, denn mein Rhythmus war gut, meine Rundenzeit schnell, wir haben einige Dinge ausprobiert und haben vieles ausschließen können", stellt Folger nach den Tests fest. "Heute Morgen haben wir gleich mit unserer Arbeit weitergemacht, sodass ich meine Rundenzeit verbessert habe." Sogar um 0.622 Sekunden, im Vergleich zum Vortrag.

Doch bei so viel positiver Entwicklung bleiben kleine Rückschritte nicht aus. "Später habe ich eine Rennsimulation angefangen, aber nach drei oder vier Runden bin ich in Kurve sechs gestürzt", erklärt der Tech3-Pilot. Der erste Schreck war aber schnell verflogen, nach einer kurzen Scooterfahrt in die Box ging es gleich weiter - und das sogar noch ertragsreicher als zuvor. "Ich bin mit dem zweiten Bike und einem anderen Setting auf die Strecke zurückgekehrt und nach ungefähr elf Runden habe ich mich wieder wohl gefühlt. Ich konnte immer schneller und schneller fahren", freut sich der Deutsche. "Jetzt wissen wir, in welche Richtung wir gehen müssen und werden das in Katar auch versuchen."

Schritt für Schritt nach vorn

Neben einem unerwarteten vierten Rang am letzten Testtag ist es aber vor allem Folgers konstante Entwicklung über alle drei Tage, die Mut auf gute Ergebnisse macht. Schaffte er am ersten Testtag den Sprung in die Top-10, fuhr er an Tag zwei auf den siebten und am Freitag schließlich auf den Vierten Platz. Die konstante Steigerung spiegelt sich jedoch nicht nur in den Platzierungen wieder, sondern auch in Folgers Zeiten. Am Mittwoch kam er nicht über eine mittlere 1:30er Zeit hinaus, am Folgetag war es bereits eine 1:29.664, bis es am Freitag schließlich für eine 1:29.042 reichte. "Wir können mit einem guten Gefühl nach Hause gehen und uns darüber freuen, was wir auf Phillip Island erreicht haben", lobt Folger sich und sein Team deshalb.