So hat man sich den ersten Tag im MotoGP-Feld wohl eher nicht vorgestellt bei KTM. Wildcard-Pilot Mika Kallio landete in beiden Trainings zum Valencia-GP mit rund drei Sekunden Rückstand auf dem 22. und letzten Platz. Auf den vorletzten Platz büßte Kallio am Vormittag eine halbe Sekunde ein, im FP2 war man gar eine geschlagene Sekunde vom Rest der Welt entfernt. Dabei war man bei den Testfahrten am Red Bull Ring noch auf Augenhöhe mit Aprilia. Zeit, für eine erste Bilanz nach 90 Minuten freiem Training.

Kallio und KTM am Freitag in Valencia: Die Zeiten

2,940 bzw. 3,111 Sekunden betrug Mika Kallios Rückstand am Ende von FP1 bzw. FP2 auf Spitzenreiter Jorge Lorenzo. Ein Abstand, mit dem man bei KTM nicht unbedingt gerechnet hat. "Die Lücke nach vorn war viel zu groß. Drei Sekunden Rückstand hat uns absolut überrascht. Wir dachten, wir könnten näher an den schnellsten Jungs dran sein, daher sind wir mit dem Ergebnis auch nicht zufrieden", schüttelt Kallio mit dem Kopf. Mit einem Blick auf den Zeiten-Verlauf im FP2 relativiert sich dieser Rückstand jedoch ein bisschen. Denn Kallio war lange Zeit dran am Vorletzten, Esteve Rabat. Erst in der finalen Zeitenjagd fing sich KTM den großen Rückstand ein.

Kallio und KTM am Freitag in Valencia: Die Schwachpunkte

  • Grip am Hinterrad: Am meisten litt KTM unter dem fehlenden Grip am Hinterrad. Ein Problem, das sich durch sämtliche Bereiche einer Kurve hindurch zog. "Ich hatte hinten überhaupt keinen Grip. Ich habe alle möglichen Setting probiert und bin mit beiden Bikes und beiden Reifen-Optionen gefahren, aber das Problem war stets dasselbe", zeigt sich Mika Kallio frustriert. "Ich hatte viel Spinning und bin im Prinzip oft quer gefahren. Schon beim Einlenken habe ich irgendwie den Kontakt zum Hinterreifen verloren, und der Kontakt ist nie wirklich wieder zurückgekommen. Da habe ich sehr viel Zeit verloren", präzisiert der Finne weiter.
  • Turning: Eine weitere Schwachstelle liegt im Einlenkverhalten der RC16, wie man in den beiden Sessions bemerkt hat. Hier wartet man bei KTM allerdings ab, welchen Input die zukünftigen Einsatzpiloten Bradley Smith und Pol Espargaro liefern. "Wie alle anderen müssen wir uns beim Turning verbessern, denn da holt man die meiste Zeit. Wir haben viele Ideen, aber wir müssen noch auf die neuen Fahrer warten, denn unsere Ideen entsprechen möglicherweise nicht ihren Vorstellungen. Es wird wahnsinnig interessant werden, über den Winter Fortschritte zu machen und nächstes Jahr mit neuen Ideen rauszugehen", freut sich Kallios Crewchief Paul Trevathan bereits auf diese Herausforderung.
  • Top-Speed: Eine direkte Folge des fehlenden Grips am Hinterrad ist auch der mangelnde Top-Speed am Ende der langen Start-Ziel-Geraden von Valencia. Am Schnellsten fuhr in beiden Sessions Andrea Iannone durch die Lichtschranke, er wurde mit 322,3 Stundenkilometern (im FP1) bzw. 322,1 km/h (im FP2) geblitzt. Mika Kallio kam hingegen nur auf einen Spitzenwert von 313,3 km/h, den er am Vormittag aufstellte. In den Top-Speed-Listen kam er in beiden Sessions auf Platz 20. Kallio ist aber zuversichtlich, dass sich dafür eine Lösung finden lässt: "Wenn wir für das Heck eine Lösung finden, dann können wir auch besser aus der letzten Kurve herausbeschleunigen. Dann wird der Top-Speed auch besser.

Kallio und KTM am Freitag in Valencia: Die Stärke

Bei all den Schwächen, die man bei KTM am Trainings-Freitag aufdeckte: Eine Stärke hat man dann doch noch gefunden. Denn der Motor entpuppte sich als Prunkstück des Bikes. "Die Motor-Performance ist outstandig", schwärmt Kallio-Crewchief Trevathan nach dem Trainingsfreitag. "Damit hatten wir keine Probleme und deshalb konnten wir auch sehr viele Runden drehen. Dadurch sind wir genau da, wo wir jetzt sind." Doch das ist nicht der einzige positive Aspekt am Triebwerk der KTM RC16: "Auch das Motor-Management ist einfach fantastisch, was uns die Arbeit mit der Elektronik wesentlich leichter macht", erklärt Trevathan mit leuchtenden Augen.

Kallio und KTM am Freitag in Valencia: Der Ausblick

Zwei freie Trainings, ein Qualifying und eine Warm-Up-Session bleiben Kallio und KTM noch, und die gegenwärtigen Problemzonen einigermaßen in den Griff zu kriegen. Auf diese Trainingszeit legt man auch seine Hoffnungen. "Es gibt noch viele Dinge, die wir verbessern können. Auf jeden Fall war das jetzt erst der erste Tag, und uns bleiben noch zwei Tage übrig, um darüber nachzudenken, was wir noch tun und wie wir die Dinge verbessern können", blickt Kallio nach vorn. Besonders die Renn-Pace stimmt den Finnen zuversichtlich, dort sei man wesentlich näher an den anderen Jungs dran. Es kann also nur nach vorne gehen für KTM.