Die MotoGP-Karriere von Stefan Bradl ist Geschichte, sein Weg führt ihn nun in die Superbike-WM, die ab 2017 sein neues Zuhause bildet. Damit beginnt eine neue Zeitrechnung in der Karriere des 26-Jährigen. Motorsport-Magazin.com blickt auf Bradls Karriere in der Motorrad-WM zurück:

Die Anfänge: Die 125er-Klasse

Den Eintritt in die Motorrad-Weltmeisterschaft schaffte Bradl im Jahr 2005, mit drei Wildcard-Einsätzen in Katalonien, Deutschland und Tschechien. Zeitgleich startete er als KTM-Werkspilot in der Internationalen Deutschen Meisterschaft, die er in diesem Jahr als Meister beendet. Im Jahr darauf folgte der Aufstieg in die Weltmeisterschaft, als Pilot im KTM Junior Team der 125er-Klasse.

Nach kurzen Umwegen ins Rennfahrer-Aus stieg Bradl im Jahr 2007 als Wildcard-Pilot immer wieder in die WM ein, bis er die letzten sechs Rennen als Stammfahrer bestreiten konnte. Parallel setzte er sich in der spanischen Meisterschaft mit acht Punkten Vorsprung gegen seinen Kontrahenten Scott Redding durch und sicherte sich somit den zweiten Meister-Titel seiner Karriere.

Noch im selben Jahr unterschrieb Bradl einen WM-Vertrag mit Kiefer Racing für die Saison 2008, die er auf einer Aprilia bestritt. Das Jahr sollte sein bisher erfolgreichstes in der Weltmeisterschaft werden, von 17 Rennen stand Bradl sechs Mal auf dem Podium und erzielte in Brünn und Japan zwei seine ersten Siege in der WM. Im Jahr 2009 ging der Deutsche ein viertes Mal in der kleinsten GP-Klasse an den Start, jedoch weniger erfolgreicher als im Vorjahr. Seine besten Ergebnisse waren zwei vierte Plätze.

Bis 2009 fuhr Stefan Bradl in der 125er-Klasse, Foto: Milagro
Bis 2009 fuhr Stefan Bradl in der 125er-Klasse, Foto: Milagro

Das Highlight: Die Moto2

Trotz der Schwierigkeiten entschieden Kiefer Racing und Bradl sich dafür, im Jahr 2010 mit Fahrwerkslieferant Suter in die Moto2 aufzusteigen. Auch hier hatte der Deutsche mit Startschwierigkeiten zu kämpfen, fing sich aber über die komplette Länge der Saison wieder und fuhr seinen ersten Moto2-Sieg im portugiesischen Estoril ein. Das folgende Jahr sollte für Bradl und sein Team noch erfolgreicher werden. Die Umstellung begann mit dem Fahrwerkswechsel von Suter zu Kalex. Bradl hatte bereits bei den Testfahrten gute Ergebnisse erzielte und entschied das erste Saisonrennen in Katar souverän für sich.

So sollte es in Zukunft weitergehen, im Jahr 2011 stand Bradl insgesamt elf Mal auf dem Podium, darunter heimste er auch vier Siege in Doha, Estoril, Barcelona und Silverstone ein. Während Bradl den Saisonbeginn dominierte, erstarkte Rivale Marc Marquez zur Saisonmitte. Zeitweise konnte er sogar die WM-Führung übernehmen, aber drei Rennen vor Ende der Saison schlug Bradl zurück. In Australien und Malaysia ergatterte er zwei zweite Plätze, während Marquez aufgrund von Verletzungen in Sepang und beim Saisonfinale in Valencia ausfiel. Das brachte Bradl seinen ersten und bisher letzten WM-Titel ein.

Im Jahr 2011 wurde Stefan Bradl Moto2-Weltmeister, Foto: Ozan Kutay
Im Jahr 2011 wurde Stefan Bradl Moto2-Weltmeister, Foto: Ozan Kutay

Die Anfänge in der MotoGP: Die LCR-Zeit

Als frischgebackener Weltmeister trat der Deutsche nun den Gang in die Königsklasse an. Die HRC hatte ein Auge auf Bradl geworfen und brachte ihn für die Saison 2012 im LCR-Team von Lucio Cecchinello unter. Bradls Rookie-Saison verlief nicht schlecht, im Laufe der Zeit freundete er sich immer mehr mit der Honda RC213V an und konnte in Mugello mit einem vierten Rang sein bestes Saisonergebnis einfahren. Insgesamt wurde Bradl mit 135 Punkten WM-Achter.

Im Folgejahr sollte es noch besser für Bradl und sein Team laufen. Seine ersten Führungskilometer in der Königsklasse spulte er auf dem Sachsenring ab, aber Laguna Seca sollte alles bisher Dagewesene toppen. Nicht nur, dass sich der Deutsche dort die erste Pole Position seiner MotoGP-Karriere holte, sondern gleichermaßen auch sein erstes Podium. Einen Bradl-Sieg verhinderte nur Marquez, der am LCR-Piloten vorbeizog. Am Ende des Jahres wurde Bradl mit 156 Punkten Siebter in der Gesamtwertung.

Wie nicht anders zu erwarten, verlängerte Bradl seinen Vertrag mit LCR um ein weiteres Jahr, doch nachdem die erwarteten Ergebnisse in diesem Jahr ausblieben, verlor man bei Honda das Interesse an dem Deutschen. Cecchinello selbst wollte mit Bradl weitermachen und hatte bereits private Geldgeber aufgetrieben, die die Kosten decken würden. Der Zahlinger stand zu diesem Zeitpunkt allerdings schon bei Forward Yamaha unter Vertrag, sodass zur Saison 2015 Cal Crutchlow Bradls Platz bei LCR übernahm.

Mit LCR stand Stefan Bradl das einzige Mal in der Königsklasse auf dem Podium, Foto: Repsol Honda
Mit LCR stand Stefan Bradl das einzige Mal in der Königsklasse auf dem Podium, Foto: Repsol Honda

Das Ende: Die Jahre 2015 und 2016

Während Crutchlow zu LCR stieß, ging es für Bradl auf neuen Wegen Richtung Forward Yamaha. Bis zu seinem Sturz in Assen zur Saisonmitte, bei dem er sich das Kahnbein brach, fuhr Bradl mit seiner neuen Maschine nur zweimal in die Punkte, in Argentinien wurde er 15. und in Barcelona Achter. Als Folge seines Bruchs musste er seinen Heim-GP am Sachsenring 2015 ausfallen lassen und wurde durch Claudio Corti ersetzt. Wenig später kündigte Bradl seinen Vertrag mit Forward, da dem Team nach der Festnahme von Besitzer Giovanni Cuzari eine ungewisse Zukunft bevorstand.

Seine neue GP-Heimat fand Bradl im Aprilia-Werksteam, dass im Jahr 2015 gerade erst in die MotoGP zurückgekehrt war und sich von Marco Melandri getrennt hatte. Dessen Platz übernahm Bradl ab dem GP von Indianapolis bis hin zum Ende der Saison 2016. Auch hier fiel es dem Deutschen und seinem Teamkollegen Alvaro Bautista schwer, auf Ergebnisse zu kommen. Die WM 2015 beendete Bradl nur als 18., nur vier Mal konnte er überhaupt Punkte sammeln. In der aktuellen Saison geht es zwar wieder aufwärts für Bradl, die Würfel bei Aprilia sind allerdings schon längst gefallen. Das italienische Team setzt auf Sam Lowes und Aleix Espargaro, statt die Fahrerpaarung Bradl/Bautista zu behalten. Für Bradl geht es jetzt in die Superbike-WM, am 13. November bestreitet er in Valencia seinen 173. und (vorerst) letzten Einsatz in der Motorrad-WM.