Yamaha verließ am Sonntag als Sieger die Motorradarena von Mugello. Jorge Lorenzo hatte Marc Marquez auf den letzten Metern noch abgefangen, seinem Arbeitgeber den 100. Sieg in der MotoGP-Ära beschert und die WM-Führung ausgebaut. Alles eitel Wonne war bei Yamaha deshalb aber auf keinen Fall. Valentino Rossi rollte nach nur acht Runden ausgerechnet bei seinem Heimspielt und in Hochform mit einem kapitalen Motorschaden aus. Der Doktor hätte an diesem Sonntag definitiv zu den Sieganwärtern gezählt. Besonders tiefe Sorgenfalten wird dieser Defekt Yamaha aber bereiten, weil es nicht der einzige an diesem Tag war.

Schon im morgendlichen Warm Up ging Lorenzo im letzten Umlauf der Motor hoch. "Solche Probleme sind sehr ungewöhnlich bei uns. Hoffentlich ist unser Pech damit für heute aufgebraucht", meinte Yamaha-Motorsportchef Lin Jarvis da noch. Sein Wunsch sollte nicht in Erfüllung gehen, wenige Stunden später zog Rossi im Rennen eine dicke Rauchfahne hinter sich her. Zwei Motorschäden innerhalb weniger Stunden also, nachdem man im Yamaha-Werksteam zuvor jahrelang ohne einen einzigen Triebwerksdefekt ausgekommen war. Was die Gründe für die plötzliche Pannenserie sind, weiß man bei Yamaha selbst noch nicht. Oder man wollte es zumindest noch nicht verraten. Vermutungen, man habe für die lange Gerade in Mugello etwas mehr Leistung freigeben wollen, um nicht zum Opfer der Topspeed-Raketen von Ducati zu werden, gibt es aber freilich schon.

In den ersten Rennrunden funktionierten die Yamaha-Motoren perfekt, Foto: Yamaha
In den ersten Rennrunden funktionierten die Yamaha-Motoren perfekt, Foto: Yamaha

Was darf Yamaha am Motor ändern?

Neben Vermutungen gab es aber auch Sorgen der Yamaha-Fans, dass diese Defekte nun aufgrund des Reglements zum Alltag werden könnten. Das Regelwerk der MotoGP verbietet es ja den drei führenden Herstellern der letzten Jahre - Yamaha, Honda und Ducati - ihre Motoren während der Saison weiterzuentwickeln. Honda beispielsweise kriegt aufgrund dieser fehlenden Weiterentwicklungsmöglichkeit seit Jahresbeginn seinen viel zu aggressiven Motor nicht in Griff. Sieben Exemplare werden pro Fahrer vor Katar versiegelt und dürfen nur in dieser Form verwendet werden. Im Klartext heißt das, dass eigentlich kein Teil im Motor mehr verändert werden darf.

Die Betonung liegt aber auf dem Wort 'eigentlich', denn es gibt eine Ausnahme. Wie in Paragraph 2.4.3.1.4b des MotoGP-Reglements festgeschrieben ist, gilt diese Bestimmung nicht für Teile, die nur die Sicherheit betreffen und keinen Performance-Gewinn versprechen. Das heißt: Wenn Yamaha den Grund für die Motorendefekte an einem schadhaften Teil in seinem Motor festmachen kann, dann darf dieses verändert und bei allen Triebwerken - egal ob bereits verwendet oder noch völlig neu - ausgetauscht werden, weil es sich um ein eindeutiges Sicherheitsrisiko handelt. Dieser Umbau muss aber unter der Aufsicht des Technischen Direktors der MotoGP erfolgen. Yamaha benötigt für die Veränderung zwar auch die Zustimmung des Herstellerbündnisses MSMA, doch dabei handelt es sich um eine reine Formalangelegenheit.

Rossi war nach seinem Ausfall am Boden zerstört, Foto: Milagro
Rossi war nach seinem Ausfall am Boden zerstört, Foto: Milagro

Lorenzo und Rossi fordern daher mit Nachdruck eine möglichst schnelle Überprüfung der Triebwerke. "Irgendwas müssen die Motoren gehabt haben, denn meiner hatte sogar noch weniger Laufleistung als der von Jorge. Jetzt müssen wir sie aufmachen und checken, was da genau passiert ist", meinte Rossi. Lorenzo stimmte zu: "Das kann kein Zufall sein. Ich hatte heute nur Glück. Wäre ich im Wam Up eine Runde weniger gefahren, wäre mein Motor wohl auch im Rennen kaputt gegangen. So etwas macht mir Sorgen und wir müssen schnellstmöglich eine Lösung finden."