Für Valentino Rossi endet sein Heimrennen in einem Drama. Acht Runden lang duelliert sich der neunfache Motorrad-Weltmeister in Mugello mit Jorge Lorenz um den Sieg, ehe er wegen eines technischen Problems zunächst eine Kurve verpasst und ihm wenige Minuten später der Motor seiner Yamaha M1 in Rauch aufgeht.

Rossi selbst suchte nach einem der bittersten Ausfälle seiner Karriere nach Worten: "Es fällt mir schwer, etwas dazu zu sagen. Es ist immer extrem schade, wenn dich im Rennen ein technischer Defekt ereilt. Diesmal tat es aber besonders weh, weil die Atmosphäre hier in Mugello heute einfach nur fantastisch war. Ich war das gesamte Wochenende sehr stark und heute im Rennen war ich richtig schnell. Ich hätte mit Sicherheit um den Sieg kämpfen können. Doppelt schade, da ich einem Sieg in Mugello schon Jahre lang hinterher laufe."

Seit 2008 hatte Rossi das Rennen in Mugello nicht mehr gewonnen. Und an diesem Sonntag wäre eigentlich alles für die perfekte VR46-Party angerichtet gewesen. Die Stimmung war schon seit den Morgenstunden beeindruckend, die Ränge bis zum Bersten gefüllt. Während der italienischen Hymne vor dem Rennen wurden die ersten bengalischen Feuer gezündet, die die großen Naturtribünen in gelben Nebel hüllten.

Rossi sicher: Hätte um Sieg kämpfen können

Der Doktor gab sich ebenfalls siegessicher. Acht Runden lang hatte er Lorenzo belauert, die Strategie darauf ausgelegt, Lorenzo in den finalen Runden zu attackieren. "Ich hatte heute die bessere Pace und hätte meine Taktik durchziehen können. Ich habe nur ein einziges Mal versucht, Lorenzo zu überholen: Am Ende der ersten Runde. Dort unterlief mit leider ein Fehler, weil ich zu spät gebremst habe. Ich habe ihn danach nicht mehr attackiert, weil ich auch so mit ihm mithalten konnte."

Das musste selbst Erzrivale Jorge Lorenzo nach dem Renne einsehen. "Wilco (Teammanager Zeelenberg) hat mir nach dem Rennen gesagt, dass es so aussah, als hätte Valentino locker an mir dran bleiben können. Er hätte also wohl um den Sieg gekämpft." Kurios: Im Warm-Up war Jorge Lorenzo wenige Minuten vor dem Ende der Motor seiner Yamaha um die Ohren geflogen.

Yamaha jagt zwei Motoren in die Luft

"Wäre ich im Warmup auch nur eine Runde weniger gefahren, wäre mein Motor genau im Rennen explodiert. Ich hatte also großes Glück", gab sich Lorenzo einsichtig. Zwei Motorschäden an einem Tag - das sieht für den japanischen Hersteller nicht gut aus. Teamchef Massimo Meregalli erklärte unmittelbar nach dem Ausfall Rossis: "Es gab keine Warnung. Er hat einfach nur versucht, Jorge zu folgen und den Abstand zu Marc auszubauen. Es sieht so aus, als hätte er dann das gleiche Problem bekommen wie Jorge heute Morgen. Wir müssen uns das genau ansehen."

Zwei Motorschäden binnen weniger Stunden bereiteten auch den beiden Fahrern Sorgen. "Es kann kein Zufall sein, dass zwei Motoren an einem Tag kaputtgehen", ist sich Lorenzo sicher. "Wir müssen die Motoren jetzt aufmachen und checken, was genau geschehen ist. Irgendetwas muss da sein", sagte Rossi.

Rückschlag im WM-Duell gegen Lorenzo

In der WM-Wertung erhält der Italiener einen herben Rückschlag. Von Pole Position gestartet, hatte er sich nach einem starken Rennwochenende berechtigte Hoffnungen darauf gemacht, seinen Punkterückstand von zwölf Zählern auf Jorge Lorenzo zu verringern. Stattdessen vergrößerte der Weltmeister seinen Abstand zu Rossi durch seinen dritten Saisonsieg auf 37 Punkte.

"37 Punkte Rückstand sind sehr viel. Wir alle drei haben schon Fehler in dieser Saison gemacht, aber das heute war der heftigste Rückschlag. Seit Misano 2007 hat mich kein Defekt mehr aus einem Rennen geworfen", ärgerte sich der 37-Jährige.

Doch es wäre nicht Rossi, wenn er den Tag nicht mit einem flotten Spruch auf den Lippen beendet hätte: "Im Englischen sagt man wohl: Shit happens! Das beschreibt meinen Tag perfekt." Und die Gunst seiner zigtausenden Fans an der Strecke war ihm auch in einer der bittersten Stunden gewiss.