Mugello ist für Jorge Lorenzo und Marc Marquez Feindesland. Nirgendwo anders auf der Welt sind die Fans von Valentino Rossi so leidenschaftlich und in der Überzahl wie beim Heim-GP des Doktors. Dementsprechend eisig fällt auch die Behandlung seiner Gegner aus, allen voran den Feindbildern Lorenzo und Marquez. Diese wurden von den Rossi-Fans während des gesamten Wochenendes ausgepfiffen. Die Reaktionen der beiden Weltmeister hätten kaum unterschiedlicher sein können.

Der Ärger ging bereits vor Beginn des Wochenendes los. Die Dorna fürchtete um die Sicherheit der beiden MotoGP-Giganten und heuerte für jeden einen eigenen Bodyguard an. Schon darüber teilten sich Lorenzos und Marquez' Meinungen. Der amtierende Weltmeister wirkte fast desinteressiert, Marquez sprach sich dagegen aus. Ähnlich klar waren auch die Fronten bezüglich der Fan-Reaktionen geteilt. "Ich interessiere mich nicht für die Reaktionen der Leute auf meinen Sieg", stellte Lorenzo klar. "Rossi und ich sind wie Feinde, das ist so. Wir haben jedes Jahr mit ähnlichen Reaktionen zu kämpfen, aber wir konzentrieren uns hier und fahren unser Rennen."

Lorenzos Aussagen stimmen, ein gutes Verhältnis gab es zwischen den beiden Yamaha-Piloten nie. Diese Abneigung hat sich auf die Fans übertragen, nach den Geschehnissen im Vorjahr mehr als je zuvor, wie der Spanier feststellte: "Die Reaktion der Leute ist in diesem Jahr nur so extrem, weil sie Valentinos Theorie aus dem Vorjahr glauben." Als erfahrener MotoGP-Pilot und Mann von fast 30 Jahren kann mit dieser offen zur Schau gestellten Ablehnung scheinbar eher umgehen als der 23-Jährige Marquez.

In Mugello wurde es zwischen Lorenzo und Marquez eng, Foto: Yamaha
In Mugello wurde es zwischen Lorenzo und Marquez eng, Foto: Yamaha

Marquez auf dem Podium zurückhaltend

Dieser zeigte sich von den Reaktionen der Tifosi ehrlich geknickt. " Die Reaktionen der Fans sind hier nicht gut, deshalb habe ich auf dem Podium auch wirklich gefeiert", gab Marquez zu. Trotzdem schrieb der Honda-Pilot fleißig Autogramme für seine italienischen Fans. In früheren Jahren war sogar der Fanclub des Spaniers in Mugello vor Ort, 2016 entschieden die Verantwortlichen aber früh, diesen GP ausfallen zu lassen. Die Gründe dafür sind offensichtlich. Ihr Fahrer konnte durch Security-Maßnahmen geschützt werden, die Fans auf den Tribünen jedoch nicht.

Trotz des gelben Meeres an der Strecke versuchte Marquez selbst jedoch, auch die positiven Seiten des Italien GPs zu sehen. "Die ganze Strecke ist zwar gelb, aber ich denke, dass die Fans die letzten Runden trotzdem genossen haben. Die Show war gut und dass ist das Wichtigste." Zumindest die Fans, die bis zu den letzten spannenden Metern durchhielten, bekamen eine grandiose Show geliefert. Nach Rossis vorzeitigem Aus waren viele Besucher allerdings schon auf dem Heimweg. Ein Rennen ohne ihr Idol war einigen Fans dann nicht mal das Pfeifen wert.