Es war einer der kuriosesten Auswüchse des #SepangClash, also der folgenschweren Auseinandersetzung zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez im Rahmen des Grand Prix von Malaysia. Knapp zwei Wochen nach der Kollision der beiden Superstars im Rennen von Sepang, für die Rossi beim Finale auf den letzten Startplatz zurückversetzt wurde, hatte Honda am Donnerstag in Valencia eine Pressekonferenz anberaumt, bei der man die Telemetriedaten des Crashs von Marc Marquez öffentlich machen und so Valentino Rossi als Schuldigen identifizieren wollte.

Um 14 Uhr war die gesamte Meute an Journalisten, die sich zum großen Finale in Valencia eingefunden hatte, zur Pressekonferenz in die Honda-Hospitality geladen. Mit Spannung wurde die Veröffentlichung erwartet und es passierte - nichts! "Wir wollten eigentlich die uns vorliegenden Daten präsentieren. Aber nach einiger Überlegung haben wir uns dagegen entschieden", eröffnete der sonst knallharte HRC-Teammanager Livio Suppo damals etwas kleinlaut das kuriose Event. Er erklärte aber gleichzeitig, diese Entscheidung habe nur damit zu tun, dass man das zu diesem Zeitpunkt noch laufende Berufungsverfahren von Rossi gegen seine Strafe vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS nicht beeinflussen wollte. "Wenn die ganze Situation etwas abgekühlt ist, werden wir die Daten aber präsentieren", stellte Suppo selbstbewusst fest.

Suppo und Co. wurden von der FIM zurückgehalten, Foto: Milagro
Suppo und Co. wurden von der FIM zurückgehalten, Foto: Milagro

Bis heute ist das nicht passiert und allem Anschein nach wird die gesamte MotoGP-Welt auch für immer auf einen stichhaltigen Beweis für eine Schuld Rossis verzichten müssen. Dafür verantwortlich ist der Motorradweltverband FIM. "Honda hat uns beim Saisonfinale in Valencia darüber informiert, dass sie alle Telemetriedaten des Unfalls haben", erläutert FIM-Präsident Vito Ippolito in einer am Mittwoch versandten Pressemitteilung. "Die Daten befinden sich jetzt in unserem Besitz und wir haben zusammen mit Honda entschieden, sie nicht öffentlich zu machen."

Ippolito erklärt auch, warum man diese Entscheidung traf: "Am Saisonende 2015 hat die Polemik rund um die Rossi-Marquez-Sache ein Ausmaß angenommen, dass wir so bisher nicht gesehen haben. Also haben wir alle Beteiligten Personen, also auch das Teampersonal, darum gebeten, sich aus jeglicher Art von Kontroversen rauszuhalten." Das gelte auch für den Fall der Telemetriedaten. "Wir wollen nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen", stellt Ippolito klar.

Über den #SepangClash darf weiterhin spekuliert werden, Foto: Milagro
Über den #SepangClash darf weiterhin spekuliert werden, Foto: Milagro

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Der Motorradweltverband FIM will also den Krieg Rossi gegen Marquez betreffend kein Öl mehr ins Feuer gießen. Durchaus verständlich, ist man doch um ein sauberes Image des Sports bemüht und davon war die MotoGP im Finale 2015 in etwa so weit entfernt wie Rossi in Valencia von der ersten Startreihe. Die Art und Weise, wie man eine Deeskalation erreichen will, mutet aber doch kurios an. Die Daten der Kollision von Sepang werden unter Verschluss gehalten, obwohl sie allen Spekulationen endgültig den Gar ausmachen könnten. So wird Verschwörungstheorien, von denen es seit vergangenem Oktober ohnehin bereits genug gab und nach wie vor gibt, ein idealer Nährboden bereitet. Die Strategie der FIM könnte so zu einem Schuss ins eigene Knie werden. (Markus Zörweg)

Liebe Motorsport-Magazin.com-Leser, jetzt seid ihr an der Reihe. Was ist eure Meinung zu der Verschlusstaktik der FIM? Hat der Motorradweltverband mit dieser Maßnahme die richtige Entscheidung getroffen? Glaubt ihr an ein erneutes Aufflammen der Verschwörungstheorien? Oder seid ihr gar selbst der Meinung, dass hier etwas vertuscht werden soll? Teilt uns eure Meinung im Kommentarbereich mit!