In den vergangenen beiden Jahren war Valentino Rossi jeweils MotoGP-Vizeweltmeister. Für einen erfolgsverwöhnten Piloten wie ihn nur der Platz als erster Verlierer. Klar ist, dass Rossi vor allem nach der bitteren Niederlage 2015 in der kommenden Saison endlich seinen so heiß ersehnten zehnten Weltmeistertitel, den achten in der MotoGP, einfahren will. Mental hat er jedenfalls bereits einen Neustart vorgenommen.

"Ich bin über die Enttäuschung hinweg", meinte Rossi im Rahmen der Präsentation seiner 2016er-Yamaha am Montag in Barcelona. "Natürlich war das Saisonende 2015 hart für mich, aber es ist wie es ist. Das ist die Vergangenheit. Für mich war es dennoch eine tolle Saison, in der ich viel Spaß hatte. Immerhin konnte ich ja bis zum letzten Rennen um den Titel kämpfen. Heute beginnt aber eine neue Saison!"

Neue Elektronik und Reifen für Rossi und Co.

Eine Saison, die mehr Unbekannte liefert als jemals eine zuvor in der MotoGP-Geschichte. Mit Michelin liefert ein neues Unternehmen die Reifen der Königsklasse, zudem müssen die Hersteller nun auf ihre komplexen Elektroniklösungen verzichten und auf ein Einheitssystem von Magneti Marelli zurückgreifen. Eine Konstellation, die das Kräfteverhältnis der MotoGP kräftig durcheinanderwürfeln könnte, glaubt auch Rossi: "Letztes Jahr hatten wir einen fantastischen Start, aber diese Saison lässt sich gar nichts voraussagen. Wir starten praktisch bei null und jeder muss erst verstehen, wie nun die Rennwochenenden und besonders die Grands Prix am Sonntag ablaufen."

Im Vorjahr hatte Rossi ja den Saisonauftakt in Katar gewonnen und lag erst nach dem Finale von Valencia erstmals punktemäßig hinter Teamkollege Jorge Lorenzo zurück. Eine Leistung, an die er natürlich gerne anschließen will. Prognosen traut sich Rossi aber nicht zu. "Es wird sicher eine Menge Einsatz von mir erfordern, um wieder auf dem Niveau der letzten beiden Jahre zu sein. Das ist aber natürlich mein Ziel. Ich war 2015 fast überall konkurrenzfähig, aber wir müssen erst sehen, ob ich auch in diesem Jahr um Siege kämpfen kann", so der Doktor. Aktuell sei alles möglich: "Es kann besser sein, gleich oder schlechter. Nach dem ersten Test wissen wir vielleicht mehr."

Anfang Februar wird erstmals seit Valencia im November wieder getestet, Foto: Yamaha
Anfang Februar wird erstmals seit Valencia im November wieder getestet, Foto: Yamaha

Rossis Erfahrung als Trumpf

Als Ass im Ärmel Rossis könnte sich seine unglaubliche Erfahrung erweisen. Seit 1996 ist er in der Motorrad-Weltmeisterschaft aktiv, seit dem Jahr 2000 in der Königsklasse. "Natürlich versucht man mit zunehmendem Alter, seine Erfahrung immer mehr auszuspielen", gesteht der 36-Jährige. "Das ist schon ein interessanter Aspekt, aber das Rennfahren und die restliche Arbeit bleibt dennoch die gleiche. Das Wichtigste ist, dass ich motiviert und konzentriert bin, denn meine Gegner sind unheimlich stark."

Sollten sie für Rossi zu stark werden, könnte 2016 die letzte Saison des Superstars werden. "Ich muss sehen, ob ich noch konkurrenzfähig bin", erklärt er. "Dann werde ich mich wohl nach drei bis vier Rennen entscheiden, ob ich noch einmal um zwei Jahre verlängere." Das vierte Saisonrennen 2016 wird der Spanien-Grand-Prix in Jerez am 24. April sein.