Es kommt nicht oft vor, dass sich in der MotoGP alle Piloten, die die Zielflagge sehen, über Weltmeisterschaftspunkte freuen dürfen. Beim Grand Prix von Australien war das aber der Fall. Nur 14 Fahrer überstanden die 27 Runden auf Phillip Island, neun mussten vorzeitig die Segel streichen. Dabei hatte lediglich der Ausfall von Lokalmatador Broc Parkes technische Gründe, die restlichen Piloten mussten aufgrund von Stürzen oder Kollisionen aufgeben.

Auffällig dabei sind sowohl die Art und Weise der Stürze wie auch die Streckenpassagen an denen sie passierten. Die Crashes waren nämlich durchwegs Fehlern beim Anbremsen geschuldet und passierten allesamt in den engen Rechtskurven vier und zehn. Motorsport-Magazin.com hat für euch alle wichtigen Fakten zu den Stürzen der MotoGP-Stars und ihre Stimmen nach dem Rennen gesammelt.

5. Runde: Karel Abraham / Kurve 10

Karel Abraham eröffnete die Serie an Stürzen, Foto: Milagro
Karel Abraham eröffnete die Serie an Stürzen, Foto: Milagro

Als erster Pilot kam Karel Abraham zu Sturz. Ohne Feindeinwirkung ging der Tscheche im letzten Sektor vor Danilo Petrucci zu Boden. "Ich weiß nicht, was genau in dieser Kurve passiert ist", gestand Abraham. Sein Sturz war allerdings atypisch für die Crashes in diesem Rennen, da Abraham nicht über das Vorderrad stürzte. "Es war ein Highsider, den die Elektronik nicht abfangen konnte. Den genauen Grund dafür kenne ich leider nicht." Als einer von nur zwei Piloten (der andere war Mike di Meglio) war Abraham auf symmetrischem Soft-Vorderreifen und weichem Hinterreifen unterwegs.

6. Runde: Andrea Iannone & Dani Pedrosa / Kurve vier

Andrea Iannone fand sich nach dem Kontakt mit Dani Pedrosa neben der Strecke wieder, Foto: Milagro
Andrea Iannone fand sich nach dem Kontakt mit Dani Pedrosa neben der Strecke wieder, Foto: Milagro

Beide Piloten hatten keinen guten Start erwischt und fanden sich in der Anfangsphase in einer Acht-Mann-Gruppe ab Rang vier recht weit hinten wieder. Iannone war nach den ersten drei Kurven der sechsten Runde nur Elfter und bremste Turn vier mit dem Messer zwischen den Zähnen an. Dadurch steuerte er seine Ducati viel zu schnell in die Kurve, touchierte Pedrosas Hinterrad und stürzte selbst in die Auslaufzone.

"Ich habe nicht nur zu hart gebremst, der erste Gang wollte leider zu diesem Zeitpunkt auch nicht hineinspringen. Wenn du gezwungen bist Boden gut zu machen, musst du mehr Risiko eingehen", rechtfertigte sich Iannone. Eineinhalb Runden später musste Pedrosa aufgeben. "Das Bike war so schwer beschädigt, dass an Weitermachen nicht zu denken war", sagte der Katalane. Iannone hatte die Felge und den Reifen Pedrosas zu schwer beschädigt.

18. Runde: Marc Marquez / Kurve zehn

Marc Marquez verspielte einen sicher geglaubten Sieg, Foto: Milagro
Marc Marquez verspielte einen sicher geglaubten Sieg, Foto: Milagro

Der Weltmeister sah schon wie der sichere Sieger aus und hatte sich nach fast zwei Drittel der Renndistanz schon um vier Sekunden von seinen Verfolgern abgesetzt. Die TV-Kameras konzentrierten sich bereits auf das Duell zwischen Lorenzo und Rossi, als man plötzlich Marquez und seine Honda im Kies sah. In Turn zehn hatte er die Kontrolle verloren und war über das Vorderrad gestürzt.

"Wir haben heute viele Stürze gesehen und fast alle sind auf die gleiche Weise passiert: über ein blockierendes Vorderrad. Die Temperaturen waren sehr niedrig - das war sicherlich ein Faktor", ist Marquez überzeugt. Seine Reifenwahl (asymmetrisch Soft vorne) dürfte ebenfalls eine Rolle gespielt haben, zudem legte Marquez das Rennen anders an als zuletzt. "Ohne Druck bin ich die Sache diesmal anders angegangen und habe vom Start weg gepusht, damit ich früh eine Lücke auffahren kann." Dieses Experiment wurde letztlich nicht belohnt.

20. Runde: Stefan Bradl & Aleix Espargaro / Kurve vier

Stefan Bradl knallte ins Hinterrad von Aleix Espargaro, Foto: Milagro
Stefan Bradl knallte ins Hinterrad von Aleix Espargaro, Foto: Milagro

Für Stefan Bradl wäre auf Phillip Island ein wirklich gutes Ergebnis möglich gewesen, kämpfte er doch lange in einer Gruppe mit Bradley Smith, der schließlich Dritter wurde. Doch der LCR-Honda-Pilot brachte sich einmal mehr durch einen unnötigen Schnitzer um die Früchte seiner Arbeit und riss mit einem Sturz auch noch Aleix Espargaro aus dem Rennen. "Leider habe ich einen Fehler gemacht, als ich den Fahrer vor mir (Andrea Dovizioso, Anm.) in der Haarnadel überholen wollte. Ich konnte nicht stark genug bremsen und mein Vorderrad hat Aleix' Bike getroffen. Deshalb bin ich gestürzt und Aleix musste auch aufgeben. Es tut mir sehr leid für ihn und seine Crew", nahm Bradl die Schuld für die Kollision zu 100 Prozent auf seine Kappe.

Bei Aleix Espargaro saß der Frust nach dem Rennen natürlich tief: "Ich bin sehr enttäuscht, denn wir waren nahe dran an einem sehr guten Resultat. Das ganze Rennen über habe ich mit den Jungs an der Spitze um eine Podiumsplatzierung gekämpft. Leider wurde mein Motorrad beim Unfall mit Bradl stark beschädigt und ich musste aufgeben."

25. Runde: Pol Espargaro / Kurve vier

Pol Espargaro war nach seinem Sturz maßlos enttäuscht, Foto: Milagro
Pol Espargaro war nach seinem Sturz maßlos enttäuscht, Foto: Milagro

Auch Pol Espargaro lag lange Zeit im Spitzenfeld, doch zwei Runden vor Ende klappte ihm in Kurve vier das Vorderrad ein. Der Tech3-Pilot beklagte mangelnde Temperatur in seinem Vorderreifen: "Die Streckentemperatur hat leider etwas nachgelassen, was bei der späten Startzeit von 16 Uhr eigentlich keine große Überraschung ist. Ich finde das nicht ideal, aber natürlich waren die Bedingungen für alle gleich. Ich habe es leider nicht geschafft, die Vorderreifen auf Temperatur zu halten und das hat mich letztlich zu Fall gebracht."

27. Runde: Cal Crutchlow / Kurve vier

Cal Crutchlow warf Platz zwei in der letzten Runde weg, Foto: Milagro
Cal Crutchlow warf Platz zwei in der letzten Runde weg, Foto: Milagro

Den vielleicht bittersten Ausfall des Tages legte Cal Crutchlow hin. Er fuhr ein bärenstarkes Rennen, ließ sogar Jorge Lorenzo hinter sich und war zu einem zweiten Platz unterwegs. Doch in der letzten Runde erwischte es auch ihn in Kurve vier. Der Ducati-Pilot hatte zu früh das Tempo gedrosselt. "Ich habe während des Rennens nur einmal etwas Tempo herausgenommen und das war in der letzten Runde. Dabei ist der Vorderreifen aber offensichtlich zu kalt geworden. Ich habe den asymmetrischen Slick gewählt, was natürlich mit einem gewissen Risiko verbunden war. Es ist einfach nur schade, dass mein einziger Fehler war, langsamer zu werden, anstatt in der letzten Runde auch noch weiter zu pushen", ärgerte sich der Brite.