"Ich denke, Erfahrung, Gefühl, Wissen. Und Leidenschaft. Letztendlich ist es Leidenschaft. Ich liebe es, Motorräder zu fahren. Das habe ich getan, seit ich drei oder vier Jahre alt war. Nicht, dass ich nichts anderes kann. Es ist einfach das, was ich mache. Am Ende wird dich Leidenschaft immer in die richtige Richtung führen", sagte Colin Edwards gegenüber GPWeek darüber, wie er in seinem Alter noch mit den jungen Wilden mithalten kann. Allerdings helfen ihm weder Leidenschaft, Erfahrung, Gefühl oder Wissen dabei, Risiken zu vermeiden. Der Texaner musste betonen, dass kein Rennwochenende vergehe, an dem er nicht mehr Risiko nehme als er wollte.

"Aber wenn man diese Risiken nicht mehr nimmt, dann macht es keinen Sinn mehr. Man muss pushen, damit man dran bleibt", gab Edwards zu bedenken. Wichtig war es ihm allerdings, festzuhalten, dass es immer kalkuliertes Risiko ist, dem er sich aussetzt. "Man ist immer am kalkulieren - wenn man hingegen jung und dumm ist, voller Pisse und Essig, dann denkt man einfach... ich bremse 20 Meter später und schaue, was passiert. So ist das nicht mehr. Jede Runde etwas mehr abknabbern." So hat er bis zum Alter von 37 Jahren in der MotoGP durchgehalten, obwohl er eigentlich schon mit 32 oder 33 aufhören wollte und es auch hätte tun können. "Das Problem ist, ich bin immer noch motiviert."

Früher waren Fahrer genausogut

Er ist vor allem deswegen motiviert, weil er nicht der Ansicht ist, dass die fahrerische Klasse unbedingt größer geworden ist. Barry Sheene, Kenny Roberts oder Giacomo Agostini seien auch absolute Spitzenfahrer gewesen, sie hätten nur anderes Material gehabt als die Fahrer jetzt. Edwards hat selbst einige Materialwechsel mitgemacht, immerhin war er früher Superbike-Fahrer und durfte dann auch in der MotoGP einige Änderungen miterleben. Deswegen ist ihm auch klar, dass er die Reifen nicht so gut belastet wie etwa Jorge Lorenzo, er hat einfach nie den 250cc-Stil gelernt. "Ich verforme den Reifen nicht genug."

Colin Edwards glaubt, die Reifen zu verstehen, Foto: Milagro
Colin Edwards glaubt, die Reifen zu verstehen, Foto: Milagro

Edwards glaubt, wäre er heute 20 Jahre alt, würde er das nicht kapieren, da er aber schon mit Dunlop, Michelin und Bridgestone gefahren ist, weiß er, was ein Reifen braucht. "Und ich muss mich etwas anpassen, oder die Maschine ändern, damit sie für mich läuft. Das ist immer Work in Progress." Work in Progress ist auch nach wie vor Edwards' Karriere. Mit Tech 3 Yamaha könnte die Zusammenarbeit nach diesem Jahr enden, doch es gibt Gerüchte, dass er zu BMW in die Superbike-WM gehen könnte. Allerdings scheint ihn der Wechsel nicht zu sehr zu reizen. "Man sieht dort einen Trend - Yamaha steigt aus, es wird gesprochen, dass Aprilia aussteigt, das ist eine Art Geisterstadt. Es gibt eine Idee, aber auch eine andere Idee."

Irgendwas mit BMW

Die andere Idee soll angeblich so aussehen, dass er zum Suter-BMW-Projekt stößt, das eine CRT-Maschine für die neue MotoGP ab 2012 entwickelt. Als Entwickler ist Edwards nach wie vor sehr gefragt, es ist nur die Frage, ob er sich ein CR-Team antun will, wobei er natürlich durch die Arbeit mit dem BMW-Motor auch dem deutschen Hersteller ein wenig Hilfe leisten könnte, sollte der doch einmal in die MotoGP kommen wollen.

So oder so, irgendwann wird Edwards, der Troy Bayliss als den besten Gegner bezeichnet, den er je hatte, den Helm einmal an den Nagel hängen. Doch der nächste Edwards könnte ihm folgen. Denn sein fünfjähriger Sohn scheint die Gene des Vaters geerbt zu haben. "Er ist ein Tier. Die erste Maschine, die er je fuhr, war eine PW50 Yamaha und das war vier Tage vor seinem dritten Geburtstag, er war also genau genommen noch zwei Jahre alt. Er hatte seine Balance mit eineinhalb gefunden. Er kommt zu jedem Lehrgang, den wir machen und er besiegt, abgesehen von den Instrukteuren, so ziemlich jeden .Was auch immer er tun will, ich werde ihn unterstützen. Mein Vater hat mich nie angetrieben, was ein großer Unterschied zu den Motocross-Dads zu der Zeit war."