Das Moto2-Rennen in Le Mans schien ein Kampf zwischen Morbidelli und Lüthi zu werden, doch am Ende kam es ganz anders: Morbidelli wurde von Bagnaia bis ins Ziel gejagt, während Lüthi nach einem Fehler nicht ganz um den Sieg mitkämpfen konnte.

Der Start: Den Holeshot schnappte sich Pole-Setter Lüthi, hinter ihm reihten sich Bagnaia und Morbidelli ein. Einige Manöver zwischen Morbidelli und Bagnaia in den ersten Kurven gaben Lüthi eine Chance, sich sofort minimal abzusetzen, doch schnell konnte sich Morbidelli gegen Bagnaia durchsetzen und holte Lüthi wieder ein. Schon am Ende der ersten Runde überholte er den Schweizer.

Morbidelli versuchte, sich abzusetzen, doch Lüthi blieb ihm am Hinterrad. Zu Bagnaia auf drei tat sich schon nach zwei Runden eine kleine Lücke auf. Alex Marquez drehte auf und schnappte sich Bagnaia, dann nahm er die Verfolgung der Spitzenreiter auf. Dahinter tobten wilde Duelle zwischen Bagnaia, Baldassarri, Aegerter und Pasini.

In Runde fünf setzte Lüthi in der Schikane ein Manöver gegen Morbidelli, konnte sich aber nicht an der Spitze halten. Marquez schaffte dadurch den Anschluss auf die Führenden. In Runde sieben versuchte Lüthi ein beinahe identisches Manöver in der Schikane, und diesmal konnte er Morbidelli erfolgreich hinter sich halten. Auf der Geraden versuchte es Morbidelli aus dem Windschatten, Lüthi hielt gegen, dann drängte Morbidelli Lüthi völlig ab und der fiel bis auf Rang vier hinter Bagnaia zurück.

Vorne lagen nun Morbidelli und Marquez, doch Bagnaia und Lüthi fuhren direkt an ihren Hinterreifen. Bagnaia legte zu und drängte sich an Marquez vorbei, was Morbidelli die Chance gab, sich wieder minimal abzusetzen.

Lüthi fand nun keinen Weg an Marquez vorbei, während Pasini Zehntel um Zehntel auf ihn gutmachte. An der Spitze konnte sich Morbidelli weiter absetzen. Er knallte mehrere schnellste Rennrunden hin, darunter auch einen neuen Rundenrekord, und war plötzlich außer Reichweite für den Zweitplatzierten Bagnaia. Der legte zwar ebenfalls einen Zahn zu, doch zur Rennhälfte hatte Morbidelli weiter über eine halbe Sekunde Luft auf seine Verfolger. Marquez verlor ebenfalls auf Bagnaia, und Lüthi klebte ihm am Hinterrad, fand aber keine Lücke, um vorbeizuziehen.

Mit noch fünf Runden auf der Uhr geriet Morbidelli etwas unter Druck von Bagnaia, der plötzlich hohe 1:36er Zeiten fuhr, doch der WM-Leader konterte sofort mit einer 1:36.8 und verteidigte seine sechs Zehntel Vorsprung. Lüthi fand endlich einen Weg an Marquez vorbei, hatte aber bereits eine riesige Lücke auf Bagnaia vor sich. Morbidelli und Bagnaia knallten nun eine Rekordrunde nach der anderen hin, die Lücke schrumpfte um Hundertstel, ganz in Schlagdistanz kam Bagnaia aber vorerst nicht.

Zwei Runden vor Schluss lag Morbidelli immer noch eine halbe Sekunde vor Bagnaia, die er auch auf die letzte Runde mitnahm, während sich Lüthi etwas von Marquez abgesetzt hatte. Bagnaia gab alles, doch er konnte Morbidelli nicht mehr attackieren.

Die Platzierungen: Den Sieg holte sich also Morbidelli vor Moto2-Rookie Bagnaia, Lüthi schnappte sich Platz drei. Marquez wurde mit gebrochenem Fuß Vierter, Pasini fuhr auf Platz fünf. Aegerter wurde Sechster vor Nakagami, Corsi und Vierge. Hernandez kam gerade noch in die Top Ten. Elfter wurde Syahrin, während Schrötter nach einem unspektakulären Rennen mit Platz zwölf Vorlieb nehmen musste. Cardus wurde Dreizehnter, Cortese holte als Vierzehnter noch zei Punkte und Axel Pons schnappte sich den letzten WM-Punkt. Raffin wurde mehr als zwanzig Sekunden hinter den Punkterängen am Ende 23.

Die Zwischenfälle: Schon in der ersten Runde stürzte Marini und musste sein Rennen beenden. In Runde fünf stürzte Navarro in Kurve 13. In der achten Runde stürzte Baldassarri in der Schikane und gab später auf, Manzi crashte in Turn 8. Neuling Mackenzie stürzte mit noch fünf Runden auf der Uhr in Turn 10.

Das Wetter: Endlich herrliches Frühsommerwetter: Zum Start der Moto2 herrschte in Le Mans strahlender Sonnenschein. Mit Lufttemperaturen von 19 Grad und Asphalttemperaturen von 35 Grad waren die Bedingungen nahezu optimal.

Die Analyse: An Franco Morbidelli führt derzeit in der Moto2 kein Weg vorbei. Erneut zeigte er sich in Höchstform, doch Rookie Pecco Bagnaia sorgte dafür, dass der MarcVDS-Pilot nicht einfach zum Sieg cruisen konnte. Schade für Tom Lüthi, dass er zu lange keinen Weg an Alex Marquez vorbei fand, sonst hätte er vielleicht noch ein Wörtchen im Kampf um den Sieg mitreden können.