In den letzten Minuten des zweiten Freien Trainings zum Australien Grand Prix fuhr Sandro Cortese auf den zweiten Platz nach vorne. "Heute Morgen haben wir mit dem Setup noch etwas in die falsche Richtung gearbeitet, aber am Nachmittag waren wieder auf einem grünen Weg. Mir liegt die Strecke und ich genieße jede Runde hier", schilderte er. "Ich versuche einfach, locker zu bleiben und den Fokus aufs Rennen zu legen. Es passt momentan alles, die Sonne scheint, und ich kann mich voll aufs Fahren konzentrieren, um fürs Rennen gewappnet zu sein und nicht wieder so einen Leichtsinnsfehler zu machen wie in Japan."

Währenddessen lag Tom Lüthi am Nachmittag lange an der Spitze lang und wurde am Ende der zweiten Session noch auf den dritten Rang verdrängt. "Heute Morgen machte ich einen kleinen Fehler und bin schon in der zweiten Runde gestürzt. Ich hatte vom ersten Moment an Mühe mit dem Hinterreifen, denn ich hatte kaum Grip. Ich habe dann versucht, zu pushen, um Temperatur reinzubekommen in den Reifen, war aber bei der Federung etwas zu weich. Deshalb bekam ich nicht den nötigen Druck auf den Reifen, und dann rutschte er auch schon weg. Allerdings passierten nicht weniger als elf Stürze in den ersten fünf Runden, das sagt alles über die Reifen", sagte der Schweizer.

Am Nachmittag habe er dann den anderen, noch härteren Hinterreifen probiert. "Doch das war der absolute Horror. Der wollte mich sogar beim Einlenken abwerfen. Es sind sehr schwierige Verhältnisse auf der Strecke, denn zunächst ist der Grip da, reißt dann aber schlagartig ab. In den wenigen Rechtskurven ist es besonders heikel, es war auch eine Rechtskurve, in der ich gestürzt bin. In der ersten Kurve, einem schnellen Bergab-Rechtsknick, fühle ich mich gut, denn diese Kurve ist leicht überhöht, und ich habe Druck auf den Reifen. Doch in anderen Kurven bin ich am Rumschwimmen und fühle mich überhaupt nicht gut. Deshalb habe ich meinen Jungs gesagt, dass wir umbauen und nach einem anderen Setup suchen müssen", ergänzte Lüthi.

Jonas Folger belegte Rang neun. "Im Gegensatz zu Japan war das heute ein gelungener Start in das Wochenende", sagte der Moto2-Rookie, der mit seiner Leistung zufrieden war. "Der einzige Haken heute war, das es enorm schwierig war Vertrauen für die neuen Reifen aufzubauen. Deshalb sind auch viele Stürze passiert. Dermaßen viele Stürze zu sehen, war nicht unbedingt hilfreich, härter ans Limit zu pushen. Zum Glück bin ich selbst nicht gestürzt und konnte trotzdem zwei gute Ergebnisse einfahren", ergänzte der Deutsche.

Windschatten-Spiele bei Schrötter

"Hinsichtlich meiner Rundenzeit und der Platzierung war ich mit dem ersten Training nicht restlos zufrieden, obwohl ich von Beginn an ein gutes Gefühl für die Bedingungen und das Motorrad hatte", begann Marcel Schrötter nach Rang 17. "Außerdem haben mich die vielen Stürze in der Anfangsphase ein wenig aus dem Konzept gebracht. Es fällt nicht leicht zu pushen, wenn nahezu in jeder Ecke jemand abfliegt. Auch wenn die Sonne scheint, ist es hier immer frisch und der Wind macht es umso kühler. Daher ist es schwierig die Reifen optimal auf Temperatur zu halten und man muss viel Vertrauen dafür haben, vor allem in den Hinterreifen, der für dieses Wochenende gebracht wurde."

Am Nachmittag lief es für Schrötter viel besser, was sich in den Resultaten seiner Meinung nach aber nicht zeigte. "Dafür haben wir wichtige Erkenntnisse gewonnen, welchen Unterschied der Windschatten hier ausmacht. Bereits in meiner vierten Runde bin ich meine schnellste Runde gefahren, als ich zwei, drei schnelle Vorderleute vor mir hatte. Der Windschatten bringt hier über die gesamte Runde einen gewaltigen Vorteil. Das Motorrad lässt sich viel einfacher einlenken und sogar der Kurvenspeed ist um einiges höher. Ohne zu pushen kommen die Rundenzeiten eigentlich sehr locker zustande", ergänzte er. Am Samstag will der Bayer seine schnelle Runde aber ohne Windschatten fahren.

Schweizer mit Aufholbedarf

"Ich habe überhaupt kein Gefühl für Strecke und Motorrad, mehr kann ich im Moment nicht sagen", äußerte Dominique Aegerter, der den ersten Tag nur auf Rang 19 beendete. "Ich möchte gerne verstehen, warum es nicht läuft, aber ich habe noch keine Lösungen auf meine Fragen gefunden. Wir müssen einfach weitersuchen. Ich selbst muss freier im Kopf werden und auch technisch müssen wir vorwärtskommen. Wir haben zwei unterschiedliche Reifentypen zur Verfügung, aber ich merke überhaupt keinen Unterschied. Das unterstreicht leider ziemlich gut, wie schwierig meine Lage im Moment ist."

Randy Krummenacher war mit Platz 22 einigermaßen zufrieden. "Die Platzierung nach dem zweiten Training ist keinesfalls berauschend, aber zumindest konnte ich meine Rundenzeit mit gebrauchten Reifen nochmals verbessern. Die Hauptaufgabe war, beide Reifenoptionen zu testen, wobei auch ein klarer Trend zu erkennen war. Daher werde ich mich morgen Vormittag auf einen Long-Run konzentrieren, um endgültig Aufschluss über das neue Material zu bekommen und außerdem will ich mich bis zum Qualifying kontinuierlich steigern, um dann bestens vorbereitet in diese Session zu gehen", resümierte der Schweizer.

Robin Mulhauser musste zwei Stürze wegstecken und landete am Ende auf Platz 34. "Ich habe Glück im Unglück gehabt. Beim Sturz am Morgen habe ich mich ein wenig an der linken Hand verletzt, beim Crash am Nachmittag konnte ich trotz dem heftigen Aufprall selbstständig aufstehen. Ich fühle mich noch ein wenig benommen, aber es ist sicher nichts Schlimmes. Morgen früh beim Aufstehen dürften mir die Prellungen wohl etwas zu schaffen machen. Aber was mich am meisten beunruhigt, ist die Tatsache, dass ich keine Ahnung habe, warum ich gestürzt bin. Ich muss zugeben, dass ich mich zum ersten Mal in dieser Saison ein bisschen verloren fühle", fasste er zusammen.