MZ-Werksfahrer Anthony West beendete einen schwierigen ersten Trainingstag beim Portugal-Grand Prix auf dem 21. Platz. Trotz seiner berühmten Fähigkeiten auf nasser Strecke hatte der 29-jährige Australier an den extremen Bedingungen mit einer überfluteten Strecke und starkem Wind am Vormittag ebenso wenig Freude wie seine Rivalen in der Moto2-Klasse. Und als sich das Wetter am Nachmittag aufhellte und die Strecke abzutrocknen begann, war es auch für ihn schwierig, den richtigen Moment für einen Reifenwechsel auszuloten.

"Zu Beginn des Nachmittagstrainings war es zu nass für Slicks. Und obwohl wir eine Weile warteten, bis sich die Verhältnisse gebessert hatten, zog es Anthony vor, auf Regenreifen auszurücken. Das war die richtige Entscheidung - erst zum Ende hin wäre es besser gewesen, zu wechseln und dann auf Slicks auf Zeitenjagd zu gehen. Diesen Moment haben wir verpasst. Es war ein Lotteriespiel", erklärte Teammanager Peter Rubatto. "Doch wegen der Wetterlaunen war das Training heute ohnehin von untergeordneter Bedeutung. Das Wichtigste ist, dass unser Motorrad läuft. Wir haben bei Prüfstandstests festgestellt, dass die Leistungskurve tatsächlich eine Delle aufwies. Jetzt setzen wir ein anderes Auspuffsystem ein, mit dem Anthonys Beschleunigungsprobleme gelöst sein sollten. Doch wir brauchen trockene Streckenbedingungen, um unsere Fortschritte belegen zu können."

Neukirchner kommt

Während Anthony West und sein Team mit der Vorbereitung für das vorletzte Moto2-Rennen der Saison beschäftigt waren, blieb MZ-Geschäftsführer Martin Wimmer in der Teambasis im MZ-Werk, um die Verhandlungen mit dem deutschen Superbike-WM-Star Max Neukirchner zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. "Max wird 2011 als MZ-Werksfahrer in der Moto2-Klasse Gas geben, und wir freuen uns sehr auf diese Zusammenarbeit. Nach dem Jahr mit Anthony West ist es ein sehr wichtiger Schritt für MZ, mit einem sächsischen Fahrer auf Weltniveau antreten und mit einem zweiten, Toni Wirsing, im Nachwuchsbereich in der spanischen Meisterschaft angreifen zu können", erklärte MZ-Geschäftsführer Martin Wimmer.

Der Glaube an Max Neukirchner ist groß, Foto: Honda
Der Glaube an Max Neukirchner ist groß, Foto: Honda

"Wir haben die Struktur und die Ressourcen, Max fürs nächste Jahr ein konkurrenzfähiges Motorrad bieten zu können. Im Gegensatz zu dem ehemaligen Rennleiter bei BMW haben wir Max Neukirchner als Fahrer auch noch nicht abgeschrieben. Er ist der einzige deutsche Pilot, der Superbike-WM-Läufe gewonnen und gegen Kaliber wie Max Biaggi oder Carlos Checa bestanden hat - und er hat das Zeug, auch in Zukunft wieder ganz vorne mitzufahren. Was unseren zweiten Fahrer betrifft, stehen drei Kandidaten, Michael Ranseder, Anthony West und Arne Tode auf der Warteliste. Wir werden diese Entscheidung ohne Eile und in aller Ruhe treffen. Nach den Moto2-Tests im Anschluss an das Saisonfinale in Valencia wissen wir mehr."

Rubatto glaubt an Neukirchner

"Martin hat mich heute Morgen um 2.30 Uhr angerufen, um mir die gute Nachricht zu überbringen. Max hat schon oft bewiesen, dass er Motorrad fahren kann. Wenn wir über Winter unser neues Motorrad fertig gestellt haben, kann er vorne mitmischen - so wie Supersport-Weltmeister Kenan Sofouglu, der den Jungs hier in Estoril ebenfalls zeigt, wo sie sich einzuordnen haben", erklärte Peter Rubatto. "Wir werden mit zwei Fahrern in der Weltmeisterschaft und mit zwei weiteren in der Spanischen Meisterschaft antreten, wir sind also ausgelastet - und werden viel Arbeit haben, aber auch viel aufregenden Rennsport erleben."

"Ich bin überzeugt, dass wir ein Paket geschnürt haben, mit dem ich erfolgreich sein kann und mit dem wir ordentlich angreifen können", kommentierte Max Neukirchner selbst. "Ich stehe schon deshalb hinter diesem Projekt, weil ich Sachse bin, weil ich aus dem Erzgebirge komme und das MZ-Werk mit seiner langen Tradition und seiner großartigen Geschichte im Motorsport für die Menschen unserer Region eine besondere Bedeutung hat. Schon mein Vater ist 1979 und 1980 MZ gefahren, und jetzt selbst MZ-Werksfahrer zu werden, ist ein Meilenstein in meiner Karriere. Mit einem neuen Motorrad von MZ und mit Marco Nicotari vom früheren Team Alto Evolution als meinem Cheftechniker haben wir eine sehr vielversprechende Kombination. Marco hat enorm viel Erfahrung im Viertakt-Rennsport und weiß, was ich brauche, um vorne mitfahren zu können."

Starke Klasse

"Moto2 ist eine sehr starke Klasse, bei der man an Fahrwerk, Verkleidung, Bremse und Auspuffanlage das Letztmögliche herausholen muss. Ich bin überzeugt, dass MZ mit der Erfahrung aus dem ersten Jahr in der WM ein sehr konkurrenzfähiges Motorrad bauen wird. Ich finde aber auch klasse, dass MZ in der Serienproduktion eigene Wege geht und jetzt zum Beispiel in den Markt für Elektrofahrzeuge eingestiegen ist. Das ist die Zukunft."

Der 27jährige Max Neukirchner fuhr die letzten sechs Jahre in der World Superbike- Meisterschaft und hatte seine erfolgreichste Saison 2008 auf Suzuki, wo er zwei Siege, sieben Podestplätze und einen fünften Gesamtrang holte. Die Resultate auf Honda in diesem Jahr blieben unter Neukirchners eigenen Erwartungen, doch immerhin feierte er auch er auch heuer einen Sieg - im August bei einem IDM-Lauf in Assen.