AVL RACETECH hat den nächsten Meilenstein mit seinem innovativen Wasserstoff-Verbrennungsmotor für den Einsatz auf der Rennstrecke erreicht. Die Motorsportabteilung des österreichischen Unternehmens AVL konnte die im Vorfeld per Simulation errechneten Werte beim realen Prüfstandlauf bestätigen. Mit einer spezifischen Leistungsdichte von etwa 205 PS pro Liter (150 kW pro Liter) erreicht der 2-Liter-Turbomotor ein äußerst wettbewerbsfähiges Niveau in der Welt des Motorsports.

Auf einem der für Wasserstoff modifizierten Motorprüfstände am Hauptsitz von AVL in Graz erreichte ein Prototyp des wasserstoffbetriebenen Motors einen Spitzenwert von 410 PS (301,7 kW) bei einer Motordrehzahl von 6.500 U/min. Der Motor erzeugt ein Drehmoment von 500 Newtonmeter bei 3000 bis 4000 U/min, was einem mittleren effektiven Mitteldruck (BMEP) von 32 bar entspricht.

Wasserstoff-Verbrennungsmotor von AVL RACETECH
H2-Rennmotor von AVL RACETECH mit 410 PS, Foto: AVL RACETECH

H2-Rennmotor von AVL RACETECH: Wettbewerbsfähiges Paket

"Die Ergebnisse unseres H2-Rennmotors bestätigen, dass wir mit dieser Technologie ein äußerst wettbewerbsfähiges Paket liefern können", betont Ellen Lohr, Leiterin Motorsport bei AVL. "Das Ziel von AVL RACETECH ist es, den Motorsport in eine nachhaltige Zukunft zu führen. Mit der Entwicklung des ersten unter eigenem Namen entwickelten Rennmotors - einem leistungsstarken H2 ICE - sind wir einen Schritt näher an der Verwirklichung dieser Vision."

In den vergangenen Monaten entwickelte die Motorsportabteilung von AVL in Zusammenarbeit mit dem ungarischen HUMDA Lab einen innovativen H2-Rennmotor. Für AVL RACETECH ist dies der erste Rennmotor unter eigenem Namen. Zu den Merkmalen gehört eine intelligente PFI-Wasserinjektion, die zusätzliches Wasser in die Ansaugluft des Motors einspritzt, um unerwünschte Frühzündungen zu vermeiden, die den Motor beschädigen könnten.

H2-Motor: In diesen Rennserien könnte er fahren

Das Luft-Kraftstoff-Verhältnis (Lambda) beträgt 1 (stöchiometrische Verbrennung), was bedeutet, dass es nicht mehr im mageren Bereich liegt. Der Luftbedarf, der geringer ist als bei magerer Verbrennung, wird durch einen speziell dafür entwickelten Wastegate-Turbolader abgedeckt. Im nächsten Entwicklungsschritt dieses Projekts soll das neue Motorenkonzept in einem Auto auf der Rennstrecke getestet werden. Der spätere Einsatz dieser Projektstufe ist etwa im Tourenwagensport, in Markenpokalen oder auch bei Rallyes vorstellbar.

Projektleiter Paul Kapus, Manager Development Spark Ignited Engines: "Ende 2022 haben wir erstmals angekündigt, dass wir an einem wasserstoffbetriebenen 2-Liter-Rennmotor mit stöchiometrischer Verbrennung und PFI-Wasserinjektion arbeiten würden. Unsere Ziele waren 500 Newtonmeter Drehmoment und eine Leistung von bis zu 300 kW. Wir sind stolz darauf, diese Werte auf dem Prüfstand validiert zu haben."

Wasserstoff-Verbrennungsmotor von AVL RACETECH
Nächster Schritt: Der H2-Rennmotor soll im Auto getestet werden, Foto: AVL RACETECH

Ellen Lohr: "Motorsport nicht nur nachhaltig, sondern auch bezahlbar gestalten"

Bei seinem Wasserstoff-Projekt verfolgt das Team von AVL RACETECH einen ganzheitlichen Ansatz. Neben dem Aufbau des Rennmotors umfasst das Angebot sogenannte Electrolyzer, sprich: eine eigens entwickelte Infrastruktur, um direkt an den Rennstrecken dieser Welt grünen Wasserstoff herzustellen. Electrolyzer, auch als Elektrolyseur bezeichnet, werden für die Wasserstofferzeugung eingesetzt und sind Teil eines umweltfreundlichen Systems zur Energieerzeugung und -speicherung, wenn sie mit einer erneuerbaren Energiequelle wie grünem Strom betrieben werden.

"Mit dieser 360-Grad-Herangehensweise wollen wir den Motorsport nicht nur nachhaltig, sondern auch bezahlbar gestalten", sagt die langjährige Rennfahrerin und frühere DTM-Siegerin Ellen Lohr zu Motorsport-Magazin.com. "Neben Großprojekten in der Formel 1 oder der WEC liegen uns auch die kleineren Motorsport-Klassen sehr am Herzen. Gerade auf diesem Gebiet muss die Technologie für klimafreundlichen Rennsport zugänglich und finanzierbar sein. Ebenso spüren wir ein großes Interesse seitens Rennstreckenbetreibern an einer grünen Infrastruktur, die wir mit unserem eigenen AVL Electrolyzer anbieten können."