24 Grad und strahlender Sonnenschein zum Auftakt der 24 Stunden von Daytona: Der Ovalkurs im US-Bundesstaat Florida zeigte sich schon am Donnerstag von seiner besten Seite. Vor dem Rennstart am Samstag (19:40 Uhr deutscher Zeit) stehen den Teams mit insgesamt 59 Autos vier Freie Trainings zur Verfügung, um sich auf den Langstrecken-Klassiker einzuschießen.

Nachdem die Startaufstellung bereits seit einer Woche feststeht, geht es jetzt um die Vorbereitungen zum Rennen auf dem 5,7 Kilometer langen Tri-Oval samt kurvigem Infield. Und es gibt viel zu lernen, denn: Die Temperaturen sind im Vergleich zu den Roar-Testfahrten und dem Qualifying am vergangenen Wochenende fast doppelt so hoch und wirken sich entsprechend auf das Reifen-Management aus.

Cadillac vorne - 4 Sekunden langsamer als im Qualifying

Das zeigte sich im 1. Training am Freitagvormittag schon an den Rundenzeiten: Scott Dixon pilotierte den #01 Cadillac-LMDh an die Spitze der Zeitenliste, brauchte für seine beste Runde aber 1:36.012 Minuten. Zum Vergleich: Cadillac-Markenkollege Pipo Derani im #31 Cadillac hatte im Qualifying mit der Bestzeit von 1:32.656 Minuten einen neuen Streckenrekord in Daytona aufgestellt und war damit rund 3,5 Sekunden schneller unterwegs im zweiten Prototypen des US-Herstellers.

Cadillac hinterließ bislang den besten Eindruck vor der 62. Auflage der 24 Stunden von Daytona, doch die deutschen GTP-Vertreter (Topklasse in Daytona) hängen dem Lokalmatador weiter im Nacken. BMW-Werksfahrer Connor De Phillippi stellte den #25 BMW M Hybrid V8 im 90-minütigen Training auf den zweiten Platz in der Zeitenliste. Der US-Amerikaner benötigte 1:36.139 Minuten für seinen schnellsten Umlauf und hatte 0,127 Sekunden Rückstand auf die Caddy-Bestmarke.

'Deutsch' ging es auch auf den Plätzen drei bis fünf zu: Kevin Estre belegte im #6 Porsche 963 die dritte Position, gefolgt von Dries Vanthoor im #24 BMW sowie Dane Cameron im zweiten von Penske eingesetzten Porsche 963 mit der Startnummer #7. Die Top-5 in der gesamtsiegfähigen GTP-Klasse trennte weniger als eine Sekunde.

Zwei Kunden-Porsche 963 im Acura-Sandwich

Zwischen die beiden von Wayne Taylor Racing eingesetzten Acura ARX-06 quetschten sich die beiden Kunden-Porsche im Feld der zehn LMDh-Rennwagen: Richard Westbrook im #85 Proton-963 fuhr auf Platz acht, gefolgt von Neel Jani im #5 Porsche von Proton Competition. Der Schweizer verunfallte im Training am vergangenen Wochenende, woraufhin das deutsche Kundenteam das Qualifying auslassen und den Porsche wieder aufbauen musste.

In der LMP2-Klasse sicherte sich Tobey Sowery im #04 Oreca von Crowdstrike Racing by APR die Bestzeit in 1:39.407 Minuten. Ben Hanley im #2 Wagen von United Autosports und Charles Milesi in der Startnummer #11 von TDS Racing belegten die Plätze zwei und drei und der zweitstärksten Klasse der 24 Stunden von Daytona.

GT3-Klassen: Katherine Legge im Acura NSX-GT3 vorne

Höchst durchgewürfelt ging es unterdessen bei den GT3-Vertretern zu, die in die Klassen GTD-Pro und GTD aufgeteilt sind und sich nur in den Zusammenstellungen der jeweiligen Fahrer-Lineups unterscheiden. Überraschend erzielte die frühere DTM-Pilotin Katherine Legge im #66 Acura NSX-GT3 von Gradient Racing (GTD-Klasse) die Bestzeit und war damit sogar schneller als der bestplatzierte GTD-Pro-Entry (Jake Hawksworth im #14 Lexus RC F GT3 von Vasser Sullivan).

Von außen könnte man leicht den Eindruck gewinnen, dass die GT3-Teams die Katze noch nicht aus dem Sack gelassen haben. Am Mittwoch gab die IMSA eine stark überarbeitete Balance of Performance heraus, unter anderem mit 20 Kilogramm Zusatzgewicht für den brandneuen Ford Mustang GT3. "Ford und Corvette fahren aktuell mit Halbgas in der Hoffnung, eine noch bessere BoP zu bekommen", vermutete noch während des laufenden Trainings ein deutscher Werksfahrer, der namentlich nicht genannt werden wollte, im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Acura NSX-GT3 bei den Roar-Testfahrten zu den 24 Stunden von Daytona
Der Acura NSX-GT3 von Gradient Racing in Daytona, Foto: LAT Images

Die wahre Performance in den beiden GT3-Klassen dürfte sich erst im Rennen selbst zeigen, alles davor gilt als BoP-Geplänkel. "Wir können hier nicht sehen, wie viel Sprit und welche Programme die Teams fahren", sagte der neue Ford-Werksfahrer Christopher Mies zu Motorsport-Magazin.com. "Deshalb fällt ein Vergleich in den Trainings schwer."

Hinter dem 'Damen'-Acura und dem Vasser-Sullivan-Lexus fuhren der #96 BMW M4 GT3 von Turner Motorsport (Robbey Foley) und Marvin Kirchhöfer im #9 McLaren 720 S GT3 des neuen Kundenteams Pfaff Motorsports auf die Plätze drei und vier. Zwei Ferrari 296 GT3 und zwei Mercedes-AMG GT3 folgten auf den weiteren Positionen im Feld der 35 GT3-Wagen.

2. Freies Training (Donnerstag)

Cadillac nistete sich auch im 2. Training am Donnerstagnachmittag Ortszeit an der Spitze der Zeitenliste ein. Der amtierende IndyCar-Champion Alex Palou im #01 Cadillac-LMDh erzielte die Tagesbestzeit in 1:35.589 Minuten.

"Das war ein guter Tag für die #01", sagte Palou vor seinem zweiten 24h-Rennen in Daytona. "Ich bekomme viel Zeit auf der Strecke. Es hilft mir, dass meine Teamkollegen weniger Zeit benötigen, um die Strecke zu lernen. Das Auto lässt sich ziemlich intuitiv fahren. Wir werden im Rennen aber keine sauberen Runden haben, deshalb ist es wichtig, den Verkehr auf der Strecke richtig zu managen. Da gibt es die meiste Zeit zu gewinnen. Wir üben auch viele Fahrerwechsel, weil ich die nicht so sehr gewohnt bin."

Dem gelb lackierten Cadillac V-Series R am dichtesten auf den Fersen waren zwei Porsche 963: Die #7 mit Fahrer Josef Newgarden an zweiter Stelle, gefolgt von Alessio Picariello im #5-Porsche des Kundenteams Proton Competition. Mit Tom Blomqvist (#31 Cadillac) und Mathieu Jaminet (#6 Porsche) auf den Plätzen vier und fünf, waren die Top-5 komplett in Hand der beiden Hersteller.

Nick Yelloly beförderte den bestplatzierten der beiden BMW M Hybrid V8 mit 0,378 Sekunden Rückstand auf den sechsten Rang im Klassement. Der frühere Formel-1-Weltmeister Jenson Button (#40 Acura) belegte den zehnten und damit letzten Platz in der GTP-Topklasse.

In den GT3-Klassen hatte der #86 Porsche 911 GT3 R von MDK Motorsports unter anderem mit dem Österreicher Klaus Bachler die Nase vorne. Auf dem zweiten Rang folgte der brandneue Ford Mustang GT3 von Proton Competition, während der Conquest Racing Ferrari 296 GT3 die Top-3 komplettierte. Alle drei Autos sind in der GTD-Klasse gemeldet.

3. Freies Training (Donnerstag)

Aller guten Dinge aus Sicht von Cadillac sind drei: Auch im abschließenden 3. Freien Training am Donnerstag eroberte ein LMDh-Auto des US-Herstellers die Spitze in der Zeitenliste. Diesmal war Pipo Derani im #31 Cadillac V.Series R an der Reihe. Der Brasilianer, der am vergangenen Wochenende im Qualifying mit einem neuen Streckenrekord die Pole Position erzielt hatte, fuhr am Donnerstagabend eine 1:35.708.

Landsmann Felipe Nasr im #7 Penske-Porsche steuerte den 963 in der 90-minütigen Session unter Flutlicht auf die zweite Position: 1:36.018 Minuten für den früheren Formel-1-Fahrer, dessen Rückstand zu Spitzenreiter Derani 0,310 Sekunden betrug. Der #01 Cadillac (Sebastien Bourdais) sowie die beiden Werks-BMW M Hybrid V8 (Connor De Phillippi in der #25 und Philipp Eng im #24-Schwesterauto) folgten auf den Positionen drei, vier und fünf.

Josh Burdon im #74 Riley-LMP2 sorgte nach einem Abflug für zwischenzeitliche rote Flaggen. Ein seltenes Ereignis in den Tagen vor der 62. Auflage der 24 Stunden von Daytona. Bislang waren die Trainings am Roar-Testwochenende sowie am heutigen Trainings-Donnerstag auffällig glimpflich verlaufen.

In den GT3-Klassen hatten diesmal die Vertreter der GTD-Pro die Nase vorne: Die beiden von Pratt Miller Motorsports eingesetzten Corvette Z06 GT3.R mit Earl Bamber bzw. Alex Sims belegten die Plätze eins und zwei, dahinter belegte der #60 Lamborghini Huracan GT3 Evo2 den dritten Rang.