Die US-amerikanische Sportwagenmeisterschaft IMSA hat ihren zweiten Sieger des Jahres 2024: Der #40 Acura (Louis Deletraz/Colton Herta/Jordan Taylor) von Wayne Taylor Racing (WTR) in Zusammenarbeitet mit dem Andretti-Team überquerte nach zwölf Stunden und 54 Sekunden als erstes Auto die Ziellinie in Sebring. Schlussfahrer Deletraz setzte sich sechs Minuten vor dem Ablauf der zwölf Stunden mit einem aggressiven Manöver, inklusive einiger Berührungen, gegen Sebastien Bourdais im #01 Cadillac (Sebastien Bourdais/Scott Dixon/Renger van der Zande) durch.

Der vielumjubelte und überraschende Erfolg ist der erste Sieg für den ARX-06 sowie für WTR Andretti bei einem Rennen auf dem früheren Militär-Flughafen in Zentralflorida. Trotz des Zusammenschlusses von WTR (mehrfacher Gewinner der 24h Daytona und IMSA-Champion) sowie Andretti Global (IndyCar-Champion und Indy-500-Sieger) blieb das Team in elf aufeinanderfolgenden IMSA-Rennen seit August 2022 sieglos.

Mit dem jetzigen Acura-Triumph endete auch eine dreijährige Cadillac-Siegesserie (2021 – 2023). Jordan Taylor feierte bei seinem 168. IMSA-Start den 34. Karriereerfolg sowie den zweiten Gesamtsieg in Sebring nach 2017. Deletraz und Herta werden nun nach ihrem Erfolg zum ersten Mal in die ewige Bestenliste seit 1952 aufgenommen.

„Wir waren viele, viele Male nah dran am Sieg, so auch in den letzten fünf Jahren als Zweiter und Dritter“, erinnerte sich Taylor gegenüber NBC Sports. „Heute war es wie eine Achterbahnfahrt. Zum ersten Mal waren wir in der Lage, ein Zwei-Auto-Programm zu fahren, und das ist es, was es heutzutage wirklich braucht, um in dieser Serie konkurrenzfähig zu sein.“ Andretti begründet den Erfolg mit einer „großartigen Partnerschaft“.

Überschattet wurde die 72. Auflage des 12h-Rennens von einem schweren Unfall des #31 Cadillacs (Jack Aitken/Tom Blomqvist/Pipo Derani) in der achten Stunde des Langstreckenklassikers. Der Brasilianer Derani kollidierte in Führung liegend mit dem von Miguel Molina pilotierten #21 Ferrari 296 GT3 bei einer Überrundung. Vorjahressieger Derani, der am Freitag noch die Pole Position geholt hatte, kam von der Strecke ab und landete mit einem heftigen Frontaleinschlag in den Reifenstapeln. Dabei überschlug sich der Cadillac V-Series.R und blieb kopfüber auf der Streckenbegrenzung liegen.

12h Sebring 2024: Der Unfall von Pipo Derani im Video

Pipo Derani: Zum Glück fahre ich nicht in den 60ern

Bis Derani aus dem Wrack befreit werden konnte, vergingen mehr als sechs Minuten. Der 30-Jährige blieb bei dem Unfall jedoch unverletzt. "Es war das erste Mal, dass ich mich in einem Rennauto überschlagen habe. Es ist nicht das schönste Gefühl, kopfüber zu sein, bis sie es schaffen, das Auto umzudrehen", sagte Derani dem US-TV-Sender NBC Sports.

Dennoch zeigte sich der Mann aus Sao Paulo, der seit 2016 bereits viermal in Sebring triumphieren konnte, erleichtert - und lobte die Verbesserungen in Sachen Sicherheit: "Zum Glück fahre ich im Jahr 2024 Rennen und nicht in den 60ern. Generell haben die Reifenstapel die meiste Wucht abbekommen."

Der Unfall Deranis war im Hinblick auf den gesamten Rennverlauf nur einer von vielen Zwischenfällen in einem ereignisreichen 12-Stunden-Rennen. Insgesamt war das Langstreckenrennen zwölfmal durch Gelbphasen neutralisiert. In der letzten Stunde allein wurde das Rennen dreimal neu gestartet.

Deutsche Hersteller nicht im Siegeskampf

Die deutschen Hersteller Porsche und BMW konnten in Sebring in der Schlussphase nicht in den Kampf um den Sieg eingreifen. Der #7 Porsche (Dane Cameron/Matt Campbell/Felipe Nasr), der Ende Januar im prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen von Daytona den Gesamtsieg errungen hatte, komplettierte als bester Porsche-Bolide das Podest. Im Ziel fehlten mehr als acht Sekunden auf den siegreichen Acura.

Dahinter verlor der Kundenporsche von Proton Competition kurz vor Schluss nach einem Dreher von Julien Andlauer den vierten Platz an den #25 BMW (Connor De Phillippi/Maxime Martin/Nick Yelloly). Der zweite BMW M Hybrid V8 (Philipp Eng/Augusto Farfus/Jesse Krohn) reihte sich auf Position sechs ein, während der zweite Werks-Porsche (Mathieu Jaminet/Frederic Makowiecki/Nick Tandy) Platz neun erreichte. Auch der #6 Porsche 963 hatte während dem Rennen einen Kontakt mit einem GT-Fahrzeug, der zu einem Reifenschaden führte und die Mannschaft zwei Runden kostete, die bis ins Ziel nicht mehr aufgeholt werden konnten.

Der Lamborghini SC63 bei den 12 Stunden von Sebring 2024.
Lamborghini erreichte beim IMSA-Debüt P7, Foto: LAT Images

Lamborghini bei IMSA-Debüt Siebter

Nachdem Lamborghini bereits beim WEC-Saisonauftakt in Katar mit seinem SC63 debütiert hatte, folgte in Sebring auch das Debüt in der IMSA. Wie schon im Golfstaat absolvierte der neue LMDh-Bolide das Rennen ohne große technische Probleme. Dennoch litt der italienische Sportwagenhersteller auch in Sebring unter einem Pace-Defizit im Vergleich zur GTP-Konkurrenz. Schlussendlich beendete der einzige eingesetzte SC63 (Matteo Cairoli/Andrea Caldarelli/Romain Grosjean) das Rennen auf P7. In der LMP2-Kategorie war Laurents Hörr in einem Oreca 07 von MDK by High Class Racing auf Rang 17 in der Gesamtwertung und Platz acht in der Klasse bester deutscher Teilnehmer.

Auf Position 24 im Gesamtergebnis und Platz fünf in der GTD-Pro-Klasse beendete Mario Farnbacher in einem Aston Martin Vantage GT3 Evo das Rennen einmal rund um die Uhr. Zwei Positionen dahinter platzierten sich Christopher Mies und Mike Rockenfeller im Mustang GT3 des Ford-Werksteams Multimatic Motorsports.

Ein seltenes Kunststück gelang den Mercedes-AMG-Piloten Indy Dontje, Philip Ellis und Russell Ward in der GTD-Kategorie. Das WINWARD-Trio, das die 24h Daytona schon zweimal gewinnen konnte, stand in Sebring auf der Pole Position – eine vermeintlich gute Ausgangsposition. Mitnichten, denn wegen eines nicht reglementkonformen Sensors wurden die Pole-Setter disqualifiziert und mussten das Rennen vom Ende des Starterfeldes aufnehmen.

Nach dem Motto „Jetzt erst recht“, kämpften sich die drei Sternfahrer an die Spitze der Klasse, die sie bis ins Ziel mit einem Vorsprung von lediglich 0,646 Sekunden verteidigten. Damit konnten sie einen seltenen Triumph feiern, nämlich den inoffiziellen Titel „36 Stunden von Florida“, mit Siegen bei den 24h Dayton und 12h Sebring innerhalb von sieben Wochen.

Die beiden GTD-Kategorien waren hart umkämpft: In der Pro-Klasse belegten mit Lexus, Ferrari, Lamborghini, BMW und Aston Martin fünf verschiedene Marken die ersten fünf Plätze, in der GTD waren es mit Mercedes-AMG, Ferrari, Porsche, Aston Martin, Lamborghini, BMW und McLaren sogar sieben!

Das nächste IMSA-Rennen findet am 20. April 2024 in Long Beach statt. Im Vergleich zu den beiden Auftaktrennen wird das Rennen jedoch deutlich kürzer. Lediglich eine Stunde und 40 Minuten wird das Rennen im US-Bundesstaat Kalifornien dauern.