Jean-Eric Vergne ist ein Urgestein der Formel E: Nachdem er 2014 beim dritten Rennen der Elektro-Rennserie im uruguayischen Punta del Este debütiert hatte und dabei sofort auf die Pole Position gefahren war, verpasste er keinen einzigen ePrix mehr. Nur Lucas Di Grassi ging bei einem Rennen mehr als der Franzose an den Start und steht nach dem erfolgten Saisonauftakt in Mexiko-City bei 116 Rennstarts.

Mit elf Siegen und 15 Pole Positions zählt Vergne auch zu den erfolgreichsten Fahrern der Formel-E-Geschichte. Zudem ist der DS-Penske-Star mit Titeln 2018 und 2019 der einzige zweimalige Meister der Rennserie, die am vergangenen Samstag in ihre zehnte Saison gestartet ist. In Mexiko gelang Vergne nun ein Meilenstein: Als zweiter Fahrer in der Formel-E-Historie knackte er die magische Marke von 1.000 gesammelten Meisterschaftspunkten.

Bisher hatte nur Lucas Di Grassi 1.000 Formel-E-Punkte gesammelt, Foto: LAT Images
Bisher hatte nur Lucas Di Grassi 1.000 Formel-E-Punkte gesammelt, Foto: LAT Images

Diese Hürde hatte zuvor nur der frühere Formel-E-Champion Di Grassi überwunden. Gelungen war dem Abt-Piloten dieses Kunststück beim Saisonfinale im südkoreanischen Seoul 2022. Für Di Grassi war es damals der 99. ePrix-Start, Vergne errang den 1.000 Formel-E-Punkt in seinem 115. Rennen.

Formel E: Diese Fahrer haben die meisten Punkte erzielt

PositionFahrerPunkteBisherige Teams
1Lucas di Grassi1041Abt/Audi, Venturi, Mahindra
2Jean-Eric Vergne1002Andretti, DS Virgin, (DS) Techeetah, DS Penske
3Sebastien Buemi956Renault/Nissan e.Dams, Envision
4Sam Bird837(DS/Envision) Virgin, Jaguar, McLaren
5Mitch Evans743Jaguar
6Antonio Felix da Costa667Aguri, (BMW) Andretti, DS Techeetah, Porsche
7Stoffel Vandoorne477HWA, Mercedes, DS Penske
8Robin Frijns454Andretti, Envision (Virgin), Abt-Cupra
9Jake Dennis448(BMW) Andretti
10Edoardo Mortara422Venturi/Maserati, Mahindra

Vergne in Mexiko: Per Strategiecoup nach vorne

Abgesehen vom Punkte-Meilenstein, blieb das Auftaktrennen für Vergne und seinen DS-Penske-Teamkollegen Stoffel Vandoorne recht unspektakulär. Sowohl in den Trainings als auch im Qualifying fanden sich die beiden Piloten eher im Mittelfeld wieder, am Ende qualifizierte sich Vergne auf der zehnten Position und Vandoorne auf P7. Der Belgier musste jedoch ebenso wie die Jaguar-Boliden aufgrund eines Verstoßes während einer roten Flagge im Freitagstraining einen Startplatz nach hinten.

Stoffel Vandoorne wird während dem Mexiko-City ePrix 2024 dicht von seinem DS-Penske Teamkollegen Jean-Eric Vergne verfolgt.
Nach dem Start waren Vandoorne und Vergne dicht beieinander, Foto: LAT Images

Am Start arbeiteten sich Vandoorne und Vergne auf die Plätze sieben und acht nach vorne. Schon in der dritten Runde löste Vergne seinen ersten Attack Mode mit einer Dauer von zwei Minuten aus und fiel hinter den Andretti-Porsche des amtierenden Weltmeisters Jake Dennis zurück. In der sechsten Runde aktivierte der Franzose die restlichen sechs Minuten seines verbliebenen Attack Mode, in der gleichen Runde nutzte auch Vandoorne die ersten zwei Minuten.

Als in der Folge des Frijns-Unfalls in der achten Runde das Safety-Car ausgerufen wurde, lag Vandoorne auf der siebten Position und Vergne auf P10. Der direkt vor Vergne fahrende Andretti von Norman Nato hatte zu diesem Zeitpunkt aber noch keinen seiner Attack Modes ausgelöst. Nachdem die beiden Andrettis sich die Zusatzleistung abgeholt hatten, lag Vergne wieder auf Position acht, direkt hinter Vandoorne. Als dieser seinen finalen sechsminütigen Attack Mode auslöste, gewann Vergne auch die Position gegen seinen Teamkollegen.

Beim Mexiko-City ePrix 2024 gab es auch einen prominenten Rückkehrer: Nyck de Vries gab nach seinem Formel-1-Gastspiel sein Comeback. Wie es für den Formel-E-Weltmeister von 2021 gelaufen ist, lest Ihr in diesem Artikel:

Schwierige Überholbedingungen kosten Vergne Top-5-Ergebnis

Den sechstplatzierten Jake Hughes ließ Vergne ebenfalls hinter sich, als dieser zum zweiten Mal die 50 kW Zusatzleistung auslöste. Was schon Nick Cassidy im Podiumskampf gegen Maximilian Günther zum Sieg verhalf, spülte auch Vergne nach vorne: Früh beide Attack Modes auslösen, dann die Lücke zu den vorausfahrenden Fahrzeugen schließen und diese überholen, wenn sie ihrerseits den Attack Mode einlösen. Da sich das Überholen auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez als äußerst schwierig gestaltete, war diese Strategie schlussendlich gewinnbringend.

Das Überholproblem sollte Vergne später im Rennen jedoch noch zum Verhängnis werden: Den vorausfahrenden Jaguar von Mitch Evans plagte ein Defekt an der Lenkung, doch für Vergne gab es kein Vorbeikommen. "Zum Ende des Rennens war ich wesentlich schneller als Mitch Evans, aber es war unmöglich ihn zu überholen, da der Grip abseits der Ideallinie sehr limitiert war", zeigte sich Vergne enttäuscht.

"Dennoch haben wir vier Positionen gutgemacht, indem wir die Strategie und den Attack Mode gut genutzt haben und wir hatten eines der wettbewerbsfähigsten Autos dort draußen im Hinblick auf die Pace", so der Fünftplatzierte der abgelaufenen Saison.

Mitch Evans im Jaguar wird während dem Mexiko-City ePrix 2024 dicht vom DS-Penske von Jean-Eric Vergne verfolgt.
Typisches Bild beim Mexiko-City ePrix: Jean-Eric Vergne fährt Mitch Evans dicht hinterher, Foto: LAT Images

Qualifying die größte DS-Baustelle vor Diriyah

Sein Teamkollege Vandoorne beendete das Rennen auf der achten Position, zeigte sich aber trotz der teaminternen Niederlage zufrieden: "Es gab ein paar Änderungen im Team und aus meiner Perspektive war es das erste Mal, dass ich mit meinem neuen Renningenieur gearbeitet habe." Im Januar war Kyle Wilson-Clarke zu DS Penske gestoßen, der zuvor seit 2015 bei Porsche gewesen war und zuletzt als Renningenieur von Pascal Wehrlein gearbeitet hatte, und wurde Vandoornes neuer Renningenieur.

DS Penske belegt nach dem Saisonauftakt den fünften Platz in der Team-WM, punktgleich mit Kundenteam Maserati. Im Hinblick auf das nächste Rennwochenende in Diriyah, Saudi-Arabien (26./27. Januar 2024), setzte sich Vergne vor allem ein besseres Qualifying als Ziel. In dem Vorort der Hauptstadt Riad trägt die Formel E ihre einzigen Nachtrennen der Saison aus und den ersten Double-Header der Saison 2024.