1. - S wie Startaufstellung

Eigentlich hatten es alle schon am Freitag vermutet, doch die Umsetzung am Samstag versetzte doch noch mal jeden ins Staunen: Red Bull fährt in Barcelona in einer eigenen Welt. "Ja sogar in einem anderen Universum!", sagt Christian Danner. "So eine große Lücke haben wir lange nicht mehr gesehen", war der Fünfte Jenson Button erstaunt. Der Abstand zwischen Pole-Mann Mark Webber und dem Dritten, Lewis Hamilton, beträgt fast eine Sekunde. "Das ist abartig!", sagt Danner.

Der Serien-Polemann dieser Saison, Sebastian Vettel, musste sich seinem Teamkollegen geschlagen geben. "Er war einfach diesen Tick besser", sagte Vettel, der rund ein Zehntel langsamer war als Webber. Die erste Startreihe ist dennoch fest in Red Bull-Hand. Dahinter teilen sich die ehemaligen Teamkollegen Lewis Hamilton und Fernando Alonso die zweite Reihe. Für Hamilton ist Platz 3 so etwas wie die Pole Position der Nicht-Red-Bull-Teams.

Michael Schumacher musste sich mit Startplatz sechs zufrieden geben. "Keine Frage, ich hatte das gesamte Wochenende ein gutes Gefühl und fühlte mich wesentlich wohler als zuletzt", sagte Schumacher. "Dennoch ist der Abstand zu Red Bull extrem groß, geradezu erschreckend groß." Wenn man über eine Sekunde hinter der Red Bull Pace herhinke, könne man nicht glücklich sein, selbst da Schumacher zum ersten Mal seinen Teamkollegen Nico Rosberg im Qualifying schlagen konnte.

2. - S wie Start

Bei einem trockenen Rennen kommt dem Start mal wieder extreme Bedeutung zu: Ohne Regen und Chaos sind der Start und die Boxenstopps die besten Gelegenheiten, um Plätze zu gewinnen. Die Statistik spricht eine eindeutige Sprache: Fünf Rennen, fünf Pole Positions für Red Bull. Drei Mal stand Sebastian Vettel ganz vorne, gewonnen hat er aber nur ein einziges Rennen, und zwar von Startplatz 3.

"Wenn man der Statistik glaubt, hat noch kein Polesetter ein Rennen gewonnen, aber ich wäre trotzdem lieber auf der Pole", sagt Vettel, der wie in Malaysia am Start nach vorne schießen möchte. "Es ist kein Geheimnis, dass ich hier gerne das gleiche schaffen würde", sagt er. "Aber Mark [Webber] startet auf der sauberen Seite und ich muss erst mal schauen, dass ich gut loskomme und keine Plätze verliere." Danach sei es ein langer Weg bis zur ersten Kurve.

Lewis Hamilton ist der erste Verfolger der Red Bull, Foto: Sutton
Lewis Hamilton ist der erste Verfolger der Red Bull, Foto: Sutton

"Sebastian würde sicher lieber auf der Pole stehen, weil die Startposition deutlich besser ist", analysiert Nick Heidfeld. "Die Plätze 2, 4, 6 und so weiter sind auf der dreckigen Linie. Das betrifft leider auch Michael und Nico. Es wird schwierig, einen Platz am Start zu gewinnen."

3. - S wie Strafen

Strafen regnete es am Samstag in großen Mengen. Die ersten Überstunden schoben die Rennkommissare wegen einer happigen Geschwindigkeitsübertretung: Michael Schumacher war im 3. Training gleich zweimal zu schnell, insgesamt muss er 8.400 Euro berappen. Noch mehr muss Ferrari blechen: Für das unsichere Loslassen von Fernando Alonso im Qualifying müssen die Italiener 20.000 Dollar zahlen. Die Aktion hätte beinahe zu einer Kollision mit Nico Rosberg in der Boxengasse geführt.

Strafversetzungen gibt es für Lucas di Grassi und Timo Glock, deren Getriebeübersetzungen am Freitag nicht rechtzeitig an die FIA übermittelt wurden, sowie Vitaly Petrov und Karun Chandhok, die beide einen Getriebewechsel vor dem Qualifying vornahmen. Alle vier werden jeweils um fünf Plätze nach hinten versetzt und sorgen so für jede Menge Durcheinander in der Startaufstellung.

4. - S wie Strecke

Alle Teams und Fahrer kennen den Circuit de Catalunya von Testfahrten wie ihre Westentasche. Für spannende Rennen sorgt die Strecke bei Barcelona meist nicht, denn das Überholen ist so gut wie unmöglich. "Trotzdem macht es Spaß, hier zu fahren, denn die Stimmung ist toll und die spanischen Fans gehen enthusiastisch mit", sagt Robert Kubica.

Das Streckenlayout wechselt zwischen einigen Hochgeschwindigkeits-Passagen und dem sehr langsamen letzten Sektor. "Du musst also einen Abstimmungs-Kompromiss finden, der für die unterschiedlichsten Kurvenarten funktioniert", erklärt der Pole. "Bislang habe ich ein Set-up bevorzugt, das für die langsamen Abschnitte passt - in den schnelleren Sektionen war ich als Fahrer gefordert. Für mich fühlt es sich einfach besser an, wenn ich gute Traktion aus niedrigen Geschwindigkeiten und ein stabiles Bremsverhalten habe." Das gilt vor allem bei heißem Wetter, wenn der Reifenverschleiß zunimmt. Bridgestone erwartet vor allem Probleme mit dem linken Vorderreifen, der sehr stark belastet wird.

5. - S wie Strategie

Robert Kubica erwartet kein Überholmanöver in Barcelona, Foto: Sutton
Robert Kubica erwartet kein Überholmanöver in Barcelona, Foto: Sutton

Michael Schumacher ist vor dem Rennstart bewusst, dass es für ihn gleich aus mehreren Gründen nur schwer nach vorne gehen wird. "Wir müssen mehr nach hinten schauen", sagt er. Erstens sei die Konkurrenz vor ihm zu schnell, zweitens gebe es auf dem Circuit de Catalunya ohnehin so wenig Überholmöglichkeiten, dass die Startposition meistens nicht verbessert werden kann.

Robert Kubica erwartet deshalb höchstens beim Boxenstopp sowie der In- und Outlap zum Boxenhalt Positionsveränderungen. Entsprechend simpel sind die Strategien im Trockenen: Ein Stopp für alle. Pro Boxenstopp verliert ein Fahrer in der 370 Meter langen Boxengasse von Barcelona - ohne Standzeit - 18,6 Sekunden. Auch auf Safety Car Phasen sollte niemand hoffen. In der Vergangenheit gab es davon durchschnittlich 0,6 pro Rennen. Allerdings krachte es im letzten Jahr gleich in der ersten Kurvenkombination - es ist also alles möglich. Erst recht, wenn es regnen sollte. Das hat das Chaosrennen von Shanghai bewiesen.

6. - S wie Sonntagswetter

Zu langsam, viel Konkurrenz hinter sich, Michael Schumacher sieht nur noch eine Hoffnung für ein besonders gutes Rennergebnis am Sonntag: Regen! Der Wettergott wird ihm diesen Gefallen aber wohl nicht tun. Trotz einiger Regenankündigungen in den vergangenen Tagen wird das Rennen wohl bei trockenen Bedingungen stattfinden. "Es gibt noch eine Regenwahrscheinlichkeit, aber es wird wohl trocken bleibt", glaubt Sebastian Vettel.

Für Barcelona stimmt diese Vorhersage: Dort beträgt das Regenrisiko zur Mittagszeit am Sonntag rund 20%. Für die Region rund um Granollers und Montmelo, zwischen diesen beiden Orten liegt der Circuit de Catalunya, wird für Sonntagmittag von einigen Wetterfröschen aber ein Regenrisiko von 80% vorausgesagt. Wie gefährlich selbst eine nur leicht nasse Strecke sein kann, zeigte das 3. Training: Kamui Kobayashi und Vitaly Petrov drehten sich auf einem nassen Kerb. Der Russe schlug dabei ziemlich heftig in die Reifenstapel ein und demolierte seinen Renault.

7. - S wie Spannung

Christian Danner sieht wenig Spannung im Kampf um den Sieg: "Red Bull fährt vorneweg und macht die Sache unter sich aus", sagt er. Der Sieger werde entweder Webber oder Vettel heißen. Es gibt aber Hoffnung auf ein unterhaltsames Rennen: "Der Kampf hinter den Red Bull wird spaßig", glaubt Danner. "Jenson Button ist genauso schnell wie Lewis Hamilton, aber die Reifen bauen auf einem Stint ziemlich ab - das kann sich also umdrehen."

Nick Heidfeld sieht sogar noch etwas Spannung an der Spitze: "Theoretisch müsste Red Bull die ersten beiden Plätze belegen, aber theoretisch hätten sie auch die ersten vier Rennen gewinnen müssen." Das haben sie aber nicht. Vettel gewann nur in Malaysia, in Bahrain und Australien stoppten ihn sonderbare Probleme. Darauf baut Lewis Hamilton: "Wir hoffen, dass unsere Zuverlässigkeit ihre übertrumpft." Auch Nico Rosberg glaubt, dass alles von der Zuverlässigkeit abhängt. "Das ist der einzige Weg, um Red Bull zu schlagen."

Fernando Alonso möchte seinen Fans zumindest einen Podestplatz schenken, Foto: Sutton
Fernando Alonso möchte seinen Fans zumindest einen Podestplatz schenken, Foto: Sutton

Unter normalen Umständen sieht auch Fernando Alonso kein Kraut gegen Red Bull gewachsen. "Wenn man zwei oder drei Zehntel hinten ist, kann man vielleicht um den Sieg kämpfen, aber wenn man eine Sekunde hinten ist, kann man nur hoffen, nicht zu weit weg zu sein", sagt der Spanier. "Bei normalen Bedingungen ist Red Bull Favorit." Er selbst möchte es von Platz 4 wenigstens auf das Podium schaffen.

Das hat Michael Schumacher abgeschrieben. "Von dieser Position brauchen wir nicht über ein Podium reden", sagt er klipp und klar. "Nach vorne war McLaren mit harten Reifen stark und Ferrari ist bei der Rennpace sehr stark." Schumacher erwartet ein anstrengendes Rennen. "Wir müssen die Augen im Rückspiegel behalten und nicht unbedingt nach vorne schauen."

Und was sagt Vettel? "Wir müssen schauen, dass wir als Erster und Zweiter ins Ziel kommen, dann hoffentlich in umgedrehter Reihenfolge." Der große Vorsprung von Red Bull im Qualifying sehe komfortabel aus, gesteht Vettel. Trotzdem müsse das Team auf dem Boden bleiben. "Wir haben gesehen, was am Sonntag alles passieren kann." Das Ziel ist es, das Auto ohne Schäden und Probleme bis ins Ziel zu bringen. Noch sind 66 Runden zu fahren.