Erst am Sonntagmorgen hat Vitaly Petrov seinen Vertrag bei Renault unterschrieben, dementsprechend strahlte er dann am späten Nachmittag auch, als er sich in Valencia der Presse stellte, um über seine neue Position als Formel-1-Einsatzfahrer zu sprechen. "In Russland explodiert die Sache im Fernsehen und in den Zeitungen. Sie werden mich anrufen, aber ich werde versuchen, das Telefon abzuschalten und mich auf die Arbeit mit dem Team konzentrieren, denn die Formel 1 ist neu für mich, aber ich hoffe, es wird gut", sagte Petrov über die Aufmerksamkeit in seiner Heimat.

Er hoffte, dass diese Aufmerksamkeit auch dafür sorgen wird, dass in Zukunft ein Grand Prix nach Russland kommt. Schon in seiner Zeit in der GP2 wollte er die Medien davon überzeugen, dass ein großes Land wie Russland ein Formel-1-Rennen braucht. "Vielleicht werden sie jetzt aufwachen und etwas versuchen", meinte er. Zunächst wird sich Petrov aber einmal als Fahrer einfinden müssen und dank der beschränkten Testtage hat er dafür nur wenig Zeit. Ob es wirklich schwierig wird, will er beim zweiten oder dritten Test wissen. "Dann kann ich euch sagen, was los ist. Ich habe mit den Ingenieuren bereits geredet, also muss ich erst ein paar Runden drehen, um ein Gefühl für das Auto zu bekommen und dann sehen wir. Ich werde mein Bestes geben. Das erste Ziel wird es sein, Rennen zu beenden und dann für das Team Punkte zu holen."

Erfahrung hilft immer

In Valencia erwartet er am Dienstag oder Mittwoch fahren zu dürfen und hoffte, dann seine Erfahrungen aus der GP2 ein wenig nutzen zu können. "Es ist egal, ob man Karts, GP2 oder Formel 1 fährt. Man kann immer Informationen mitnehmen." Allerdings ist Petrov nie Kart oder kleine Formelserien gefahren, sondern fing erst in der Formel Renault und F3000 so richtig an, womit er auch einen Erfahrungsnachteil hat. Das Ziel bleiben dennoch Punkte, er will aber zuallererst lernen, wie er mit dem Auto umzugehen hat und wie er erklären kann, was am Auto verbessert werden muss. "Ich brauche erst ein paar Runden, um zu verstehen, wie ich dieses Auto fahren muss."

Robert Kubica soll auch ein wenig helfen, Foto: Sutton
Robert Kubica soll auch ein wenig helfen, Foto: Sutton

Dass er ähnlich wie Romain Grosjean in der vorigen Saison scheitern könnte, glaubte Petrov nicht. Immerhin sei der Franzose mit schweizerischen Wurzeln in der Mitte der Saison von der GP2 nach oben gewechselt und habe keine Tests gehabt, während die anderen bereits mehrere Rennen gefahren waren, was es schwer gemacht habe. "Ich denke, ich habe Zeit, um ein wenig zu lernen und dann werden wir sehen." Schon jetzt konnte er aber sagen, dass ein Traum für ihn wahr geworden ist. Zwar habe er nicht an die Formel 1 gedacht, als er als Fünfjähriger erstmals einen Lada fuhr - und das bereits ganz alleine -, doch als er von der Königsklasse hörte, interessierte sie ihn sofort. "Es ist etwas Besonderes, hier zu sein."

Ein Jahr und zwei als Option

Dabei hätte er aber nicht unbedingt bei Renault landen müssen. Wie Petrov zugab, sprach er mit einigen Teams, darunter auch Campos, Renault sei dann die beste Lösung gewesen. Warum, wollte er allerdings nicht sagen. Immerhin gab er Auskunft über die Dauer seines Vertrages: ein Jahr mit zwei weiteren Jahren als Option. Dass er dabei mit Robert Kubica fahren wird, freute ihn, denn von der Erfahrung des Polen will Petrov profitieren. Körperlich hat er sich schon ordentlich vorbereitet. "Ich habe bereits einige Formel-1-Trainingsprogramme gemacht, also weiß ich, was ich erwarten muss - einige Computer-Tests, einige physische Tests und viele Dinge. Ich fuhr nach Australien und Österreich, um in den Bergen zu trainieren. Schritt für Schritt habe ich mich vorbereitet."

Auch wenn Petrov betonte, dass Renault ihn zunächst nur wegen seines Talents und nicht wegen seines Geldes angesprochen hatte, so war das Geld klarerweise auch ein Thema, an dem er nicht vorbeikam. Er hoffte, dass er nun einige russische Sponsoren anziehen wird. "Sie müssen jetzt kommen, sie müssen aufwachen, denn wir kamen ohne Sponsoren, ohne Hilfe, um in der Formel 1 zu sein - nur mit meinem Vater, meinem Manager und den Freunden meines Vaters [als Geldgeber]. Sonst niemand. Jetzt werden sie uns in der Formel 1 sehen und das wird etwas ändern." Am liebsten würde sich Petrov dabei im Zweikampf mit Michael Schumacher zeigen. Der war sein Idol, als er sich für die Formel 1 zu interessieren begann und der Russe freute sich, gegen den Deutschen fahren zu können. Sollte das passieren, wird er aber nicht zurückstecken. "Ich werde natürlich mit ihm kämpfen. Wenn man auf der Strecke ist, dann ist es egal, ob es ein Freund, dein Vater oder deine Mutter ist. Man muss kämpfen. Aber vorsichtig, nicht verrückt."