2009 wird nicht unbedingt als das glorreichste Jahr von Ferrari in die Formel-1-Geschichte eingehen, deswegen hatte das Team auch die volle Motivation, es 2010 besser zu machen. Alleine schon die Tatsache, dass der F60 voriges Jahr bereits Mitte der Saison nicht mehr weiterentwickelt wurde und sich alles auf den F10 konzentrierte, zeigte, dass man bei Ferrari wusste, welche Stunde geschlagen hat. "Der F10 wurde im Vergleich zum Vorjahres-Auto komplett neu entworfen. Wir sind zufrieden, wissen aber, dass wir erst auf der Strecke sehen, ob genug gearbeitet wurde. Es war eine gute Teamleistung", meinte Chefdesigner Nicolas Tombazis bei der Präsentation des F10.

Motorenchef Luca Marmorini sah 2010 generell als völlig neue Herausforderung, wenn es im Kontext zu den Jahren davor betrachtet wird. "Das Tankverbot hat den Verbrauch wichtig gemacht. Wenn man weniger verbraucht, wird das Auto leichter, die Zeit besser und die Leistung geht nach oben. Das ist für alle wichtig, nicht nur für uns. Den Verbrauch zu optimieren, ist Teamwork. Das involviert viele Seiten der Entwicklung", erklärte er. Neben den Elektronik-Ingenieuren war vor allem die Arbeit mit Shell wichtig. Da die Motoren-Entwicklung eingefroren ist, können die Hauptteile nicht verbessert werden, der Leistungsgewinn ist limitiert.

Ein neuer Auspuff

"Wir haben den Auspuff neu designt. Wir haben in neue Materialen und andere Dinge investiert, um Kosten zu sparen. Wir haben mit Shell gearbeitet, um die Schmiermittel zu verbessern. Dadurch haben wir Leistung gewonnen, die den F10 schneller macht", sagte Marmorini. Und auch in punkto Zuverlässigkeit wurde einiges getan, um sich den geplanten WM-Angriff nicht durch Ausfälle zu zerstören. "Die Zuverlässigkeit ist sehr wichtig. Deswegen haben wir die Prüfstandtechnik verbessert. Die ist nun viel näher an dem dran, wie der Motor auf der Strecke läuft."

Die Position der Reifen war wichtig, Foto: Ferrari
Die Position der Reifen war wichtig, Foto: Ferrari

Wie Tombazis meinte, beeinflussten vor allem zwei Faktoren das Design des F10. Der Doppel-Diffusor und der größere Tank. Der F60 war noch nicht auf den Doppel-Diffusor ausgelegt gewesen, deswegen funktionierte das Teil damit auch nicht hundertprozentig, der F10 wurde voll darauf abgestimmt. "Der Diffusor ist ein wichtiger Teil des Projekts. Um die Leistung zu maximieren, mussten wir einiges umgestalten. Das Motor-Packaging, das Getriebe und andere Dinge. Das Getriebe ist nun viel kleiner, um Raum zu lassen", sagte der Chefdesigner. Im Gegensatz dazu konnte der Diffusor größer gemacht werden, weswegen er mehr Leistung bringt als voriges Jahr. "Und das in einem Bereich, wo wir 2009 schlechter waren als die Konkurrenz. Die neue Konfiguration erlaubt auch eine bessere Weiterentwicklung als voriges Jahr."

Die Front

Auch an der Front des Autos hat sich ein wenig getan, die Nase und das Chassis sind nun wie beim Red Bull des Vorjahres höher gezogen, um einen besseren Luftfluss unter das Auto zu ermöglichen. "Auch der Vorderflügel ist wichtig, da er mit der Aufhängung und den Rädern zusammenarbeitet", sagte Tombazis. Da die Vorderreifen dieses Jahr kleiner sind, wurde der Luftfluss rund um den Flügel etwas verändert. Im Mittelteil des Autos war der größere Tank das bestimmende Element beim Design. "Er ist wegen des Tankverbots viel größer. Die Größe hat fast um das Doppelte zugenommen. Die Mitte des Autos ist nun etwas länger. Deswegen ist das Kühlsystem auch etwas enger und länger. Der Tank wurde außerdem so entworfen, dass der Verbrauch verbessert wird."

Aerodynamisch wollte Tombazis im Mittelbereich von nur kleinen Änderungen sprechen, die kaum sichtbar, aber dennoch wichtig seien. Viel eher betonte er die Umbauten im mechanischen Bereich. Das Bremssystem wurde neu entworfen, weil das Auto dieses Jahr dank vollem Tank und höherem Minimalgewicht viel schwerer sein wird. "Zu Beginn des Rennens wird das Auto dieses Jahr rund 100 Kilogramm schwerer sein. Daher haben wir die Bremsen neu entworfen. Bei der Aufhängung gab es zwei Faktoren, die die Dynamik des Autos ändern: die Reifen und das höhere Gewicht das Autos", meinte Tombazis.

Ein Schritt nach vorne

Daher wurden viele Simulationen gemacht und die Kinematik der Aufhängung verändert sowie die Stoßdämpfer verbessert. "Auch die Reifen sind neu und haben Auswirkungen. Dieser Faktor war wichtig, um die Position der Vorder- und Hinterreifen festzulegen. Wir haben ein längeres Chassis und einen größeren Tank, das Auto ist also länger und der Schwerpunkt musste neu optimiert werden." Die anstehenden Herausforderungen glaubt man bei Ferrari alle gut bewältigt zu haben, auch wenn sich das Auto dank der neuen Erkenntnisse bei den Testfahrten bis zum ersten Rennen noch verändern wird. Von Verfeinerung sprach Technikchef Aldo Costa in diesem Zusammenhang, da im Werk bereits ausgiebig auf den Prüfständen simuliert wurde. Tombazis war jedenfalls voller Zuversicht: "Wir sind sicher, das Auto ist ein Schritt nach vorne. Wir freuen uns auf das erste Rennen."