Als jemand, dessen Unternehmen MotorSport Vision unter anderem die Strecken Brands Hatch, Snetterton, Oulton Park und Cadwell Park betreibt, weiß Jonathan Palmer, wie wertvoll Rennstrecken sind und für ihn ist es eine Tragödie, was in Donington vorgefallen ist. Das Fortbestehen des Kurses ist momentan in der Schwebe, nachdem der Kurs wegen des Umbaus für den britischen Formel 1 Grand Prix fast vollständig abgerissen wurde, dann aber das Geld fehlte, um weiterzumachen. Dadurch ging der Grand-Prix-Vertrag verloren und die Strecke ist weit davon entfernt, nutzbar zu sein. Die Wheatcroft-Familie, der die Strecke gehört, sucht nun nach einem neuen Betreiber, nachdem Donington Ventures Leisure Ltd in Konkurs ging.

Palmer musste nun betonen, dass er aktuell nicht in die Ereignisse in Donington involviert ist, sich die Sache aber genau ansehen wird. "Ich hätte Donington gerne als Teil der MSV-Gruppe, aber ich weiß nicht genau, was Kevin Wheatcrofts Pläne für die Strecke sind. Ich war nicht dort, aber wir werden die Situation sicher beobachten und wenn sie daran interessiert sind, zu verkaufen oder zu verpachten, dann würden wir uns sicher bewerben. Noch ist es aber früh", meinte Palmer. Kritik gab es dafür, wie Simon Gillett, Chef von Donington Ventures Leisure Ltd, die ganze Situation gehandhabt hat. Er habe nur viel versprochen und wenig davon sei in Erfüllung gegangen. "Donington ist ein toller Kurs und ich denke, es ist eine enorme Tragödie, dass er so kaputt gemacht wurde."

Nach Palmers Meinung wurde Donington in der Vergangenheit ziemlich ausgenutzt, weswegen es nun viel Arbeit bräuchte, und das nicht nur an der Strecke, die durch das Grand-Prix-Projekt zerstört wurde. "Es geht um den allgemeinen Standard. Jeder der dort war, weiß, dass die Zufahrtstraßen viele Schlaglöcher haben, es ist sehr veraltet und schäbig. Man hat sich nicht gekümmert, es gab da in den vergangenen zwei, drei Jahren hoffnungslos wenige Investitionen durch den Betreiber", monierte Palmer. Er hoffte darauf, dass wer auch immer die Strecke schließlich übernimmt, sich gut darum kümmert, da sie es verdiene.

Gillett ist schuld

Palmer wollte auch nicht das Argument Gilletts und Bernie Ecclestones gelten lassen, dass die Wirtschaftskrise die Grand-Prix-Pläne zerstört hätte. Nach seiner Meinung hätte Gillett die Probleme erahnen müssen. "Wenn ich MSV an die Wand fahre, ist es mein Fehler. Wenn Brands Hatch nächstes Jahr nicht betrieben werden kann, muss ich dafür die Verantwortung übernehmen. Darum geht es, wenn man der Boss ist. Man übernimmt die Verantwortung und die Nachteile. Die Schuld liegt bei Simon Gillett. Er war der Geschäftsführer, er machte viele Versprechungen. Man geht nicht Verträge ein, bei denen jemand sagt: 'Ja, keine Sorge, ich werde dir 50 Millionen Pfund geben.' So etwas macht man nicht auf gemütlicher Basis."

In Donington wurde viel zerstört, Foto: Sutton
In Donington wurde viel zerstört, Foto: Sutton

Die Leute würden einen hängen lassen, wenn es nichts Schwarz auf Weiß gebe, weswegen Palmer betonte, dass die Vertragssituation von Anfang an nicht ordentlich ausgearbeitet war. "Es ist nicht einfach, so etwas zu machen, aber in Wahrheit hat Simon Gillett mehr abgebissen als er kauen konnte. Es war ein sehr ambitioniertes Projekt, es war nicht realistisch. Viele von uns im Motorsport wussten das, wenige von uns dachten, es würde je umgesetzt, aber er versicherte weiter, dass es so wäre und letztendlich passierte es doch nicht. Wir sind also nicht überrascht", meinte Palmer, der Ecclestones Beweggründe für Donington durchaus verstand, aber dennoch froh war, dass die Formel 1 weiter in Silverstone bleibt.

Ecclestone wollte einen Markt schaffen

So verstand Palmer, dass Ecclestone versucht, durch den Verkauf von Rennrechten so viel Geld zu verdienen wie möglich. Um das zu erreichen, müsse der Formel-1-Boss einen Markt schaffen, was mit nur einer Grand-Prix-Strecke nicht gehe. "Wenn man jemand Anderen findet, der es tun will, dann hat man einen Markt. Das hat wahrscheinlich etwas Druck auf Silverstone gemacht. Ich freue mich, dass Silverstone das Rennen nun wieder hat, das ist der rechtmäßige Ort dafür und ich bin mir sicher, sie werden gute Arbeit machen. Bei Bernie zweifle ich, dass er je daran glaubte, es würde [in Donington] passieren, aber es passte für seine Verhandlungsposition. Bei Bernie weiß man aber nie genau."

Was den Standard von Silverstone betrifft, konnte Palmer aber kaum mehr Grund zur Beanstandung finden. Es sei viel besser als einige andere Grand-Prix-Strecken. So war er mit der Formel 2 in Barcelona und das Paddock und die Gebäude dort waren seiner Meinung nach viel schlechter. "Silverstone hat in den letzten ein, zwei Jahren hart gearbeitet, um sich aufzuhübschen und ich denke, sie haben gute Arbeit geleistet."