Flavio Briatores Versuch, sich von seiner Crashgate-Strafe per Zivilgerichtsentscheid wieder freisprechen zu lassen und dadurch wieder im Motorsport arbeiten zu können, sorgt bei Max Mosley nach wie vor für Ärger. Besonders verärgert scheint der ehemalige FIA-Präsident darüber zu sein, dass Gerichtsdokumente beim Guardian aufgetaucht waren, in denen Briatore Mosley persönliche Rache als Motiv für die Sperre nach Crashgate vorwarf und meinte, die FIA habe ihm keine faire Verhandlung ermöglicht. In einem Statement beklagte sich Mosley nun darüber, dass die Dokumente einerseits an die Öffentlichkeit kamen und der Guardian sie dann sehr einseitig abgearbeitet habe, ohne mit ihm selbst zu sprechen. Der Brite ging davon aus, dass Briatore oder jemand in dessen Auftrag dafür verantwortlich sei.

Zu dem Fall selbst hatte Mosley klarerweise auch noch einiges zu sagen. So musste er betonen, dass er keine bitteren Gefühle gegenüber Briatore aufgrund des FIA-FOTA-Streits hegte, weil der Italiener nur eine unbedeutende Rolle spielte. "Wir haben mehrmals miteinander gesprochen und hatten in Monaco ein nettes Mittagessen, kurz nachdem der Streit zu Ende war", meinte er. Deswegen konnte er auch nicht verstehen, warum Briatore glaubte, dass das Urteil im Fall Crashgate etwas mit dem Streit zu tun haben könnte. Mosley musste betonen, dass der Vorfall in Singapur, wo Briatore Nelson Piquet Jr. dazu veranlasste, absichtlich zu verunfallen, sehr ernst war. Dieser Zwischenfall habe nicht nur der Klärung bedurft, sondern auch nach Antworten von den Beteiligten verlangt.

Mehrmals pro Briatore entschieden

Dass sich Briatore dann weder vor der FIA-Anhörung noch dem Zivilgericht selbst äußerte, konnte Mosley deswegen gar nicht verstehen. Zudem meinte er, dass sich Briatore überhaupt nicht darüber beschweren müsse, von der FIA nicht fair behandelt worden zu sein. "Die FIA hat bei Zweifeln mehrmals für ihn entschieden. Das war so, als unter seiner Verantwortung verbotene Software im Auto gefunden wurde, als Teile der Tankanlage entfernt wurden, als das Team keine passende Erklärung für den Zweck eines Teils der Aufhängung bieten konnte und als man sie erwischte, wie sie auf unerlaubte Weise an Informationen anderer Teams gelangten", erklärte Mosley. In all diesen Fällen habe man Briatores Beteuerungen Glauben geschenkt, dass er von nichts wisse, da er kein Techniker sei und ein anderes Mitglied des Teams dafür verantwortlich war.

Im Fall von Crashgate war das aber anders. Laut Mosley seien die Beweise überwältigend gewesen und haben darauf hingedeutet, dass Briatore den absichtlichen Unfall Piquets in Auftrag gegeben hatte. Dazu gehörte eine Eidesstattliche Erklärung sowie Untersuchungen von Renault und einer unabhängigen Kommission. Aus diesem Grund sind die Anschuldigungen Briatores gegenüber Mosley, wonach die ganze Sache aus Rachegründen konstruiert wurde, für den ehemaligen FIA-Präsidenten nur ein verzweifelter und nicht haltbarer Vorwurf. Mit Hilfe des Guardian habe der Italiener nur von einem der "übelsten und gefährlichsten Beispiele von beabsichtigtem Betrugs in der Geschichte des Sports ablenken wollen".