Saisonprognose Bei den ersten Tests mit dem neuen R29 konnte Renault noch nicht die Form der zweiten Saisonhälfte von 2008 an den Tag legen. Fernando Alonso hat trotzdem große Ziele. (...) Sollte er nicht vorne mitfahren können, dann weil das Auto nicht konkurrenzfähig genug ist. (Auszug aus der Saisonvorschau 2009 - Motorsport-Magazin 3/09, März 2009)

Die Bilanz - Team Renault hatte ein klares Ziel für die Saison 2009: Die Franzosen wollten das enttäuschende Jahr 2008 vergessen machen. Fernando Alonso sprach sogar offen vom Gewinn beider Weltmeistertitel. Diese Hoffnungen wurden bald zerschlagen. Aber Renault enttäuschte nicht nur sportlich auf ganzer Linie, die Affären und Skandale nagten auch schwer an der Glaubwürdigkeit und dem Image des Teams. Zwei Sponsoren sprangen nach der Crashgate-Affäre vorzeitig ab, neue ließen sich nicht finden.

In Singapur durfte Alonso noch einmal für Renault aufs Podium steigen., Foto: Sutton
In Singapur durfte Alonso noch einmal für Renault aufs Podium steigen., Foto: Sutton

Auf politischer Ebene erzielte nur Flavio Briatore in diesem Jahr Erfolge, nämlich im Kampf zwischen der FIA und der FOTA. Allerdings sehen manche darin den Grund, warum er später den Zorn der FIA und ihres Präsidenten Max Mosley besonders hart zu spüren bekam. Durch die Strafen für Briatore und Technikchef Pat Symonds verlor das Team die beiden obersten Führungskräfte. Technikchef Bob Bell wurde zum Interimsteamchef befördert, konnte aber nur noch Schadensbegrenzung betreiben.

Schon vorher begleiteten Ausstiegsgerüchte das Team durch die gesamte Saison - das sollte sich nach Saisonende nicht ändern. Neben Crashgate beschädigte das verlorene Rad an Fernando Alonsos Auto in Ungarn das Ansehen des Teams. Die Rennkommissare sahen es als erwiesen an, dass das Team den Fahrer bewusst mit einem falsch montierten Vorderrad an die Box zurückfahren ließ, welches er auf dem Weg dorthin verlor. Angesichts des tödlichen Formel-2-Unfalls von Henry Surtees eine Woche zuvor und des Massa-Unfalls am Vortag sperrte man Renault für ein Rennen. Die Strafe wurde zwar später aufgehoben, aber es blieb der Beigeschmack, dass dies nur geschah, um den Hersteller von einem Ausstieg abzuhalten - genauso wie die Quasi-Straffreiheit des Teams beim Crashgate-Urteil.

Die Bilanz - Auto Vor dem ersten Test sprudelte Fernando Alonso vor Zuversicht. Die Windkanalergebnisse stimmten ihn optimistisch, mit den Topteams mitzuhalten. Beim ersten Test kam dann die Ernüchterung: Über zwei Sekunden fehlten Renault auf die Spitze. Das Team begründete dies damit, dass man eine Interimsaerodynamik eingesetzt habe. Tatsächlich war man in Melbourne nur noch eine Sekunde von der Q2-Bestzeit weg - trotzdem sah kein Fahrer die Top10.

Ein verlorenes Rad brachte Renault beinahe eine Rennsperre ein., Foto: Sutton
Ein verlorenes Rad brachte Renault beinahe eine Rennsperre ein., Foto: Sutton

Wie viele Teams hatte Renault den Doppeldiffusor verschlafen und als illegal eingestuft. KERS setzte man ein, kam jedoch nach einigen Rennen zu der Ansicht, dass die Vorteile des Systems am Start und im Zweikampf von den Nachteilen überwogen wurden. Nur in Monza baute man es wieder ein, konnte daraus aber kein Kapital schlagen. Die Franzosen bauten darauf, dass sie wie im Vorjahr nach einem Fehlstart in der zweiten Saisonhälfte zurückschlagen könnten, doch das gelang nicht.

Von Vorteil war, dass Renault im Winter den Motor an das Niveau der Konkurrenztriebwerke anpassen durfte. Trotzdem zählte der Renault-Motor nicht zu den besten - außer beim Spritverbrauch. Im Gegensatz zu Red Bull und Sebastian Vettel hatte das Werksteam keinerlei Zuverlässigkeitsprobleme mit dem V8. Von den sieben Ausfällen waren nur zwei technischer Natur, aber keiner motorbedingt, die anderen fünf rührten von Fehlern und Kollisionen.

Die Bilanz - Fahrer Fernando Alonso hoffte auf eine ähnliche Aufholjagd wie im Vorjahr: 2008 gab es zwei Siege und fast die meisten Punkte der zweiten Saisonhälfte für den Spanier. In der Saison 2009 konnte man das Auto nicht so gut weiterentwickeln. Selbst ein Weltklassefahrer wie Alonso hatte so keine Chance auf einen Sieg.

Nelsinho Piquet wird so schnell kein F1-Auto mehr fahren., Foto: Sutton
Nelsinho Piquet wird so schnell kein F1-Auto mehr fahren., Foto: Sutton

Nelson Piquet Junior ist alles andere als ein Weltklassefahrer. Schon im Winter stand er in der Kritik, durfte aber für ein weiteres Jahr bleiben - erst später kam heraus wieso. Nachdem Briatore seinen Fahrer und Managementschützling vor der Sommerpause ersetzte, begann die dunkle Phase der Saison - die Crashgate-Affäre. Obwohl das Team bestraft wurde, stand auch Piquet alles andere als in einem guten Licht da. Sein Nachkarten gegen den alten Arbeitgeber und seine Beteiligung an dem absichtlichen Unfall in Singapur 2008 brachten ihm keine Sympathien im Fahrerlager. Noch immer ist vielen nicht klar, warum er als ausführendes Organ von der FIA Immunität gewährt bekam.

Für Piquet rückte der nächste Briatore-Schützling Romain Grosjean ins Cockpit. Ohne Testfahrten musste sich der GP2-Pilot durchbeißen - fiel aber zumeist durch Fehler und Dreher auf. Bereits in der GP2 galt er nicht als der nächste Superstar, sondern eher als Renault-Günstling. Seine Leistungen in den letzten sieben Saisonrennen dürften ihm kein Formel-1-Cockpit für 2010 einbringen.

Renault

Saisonziel Weltmeister
Saisonergebnis 8. Platz (26 WM-Punkte)
Ziel erreicht? Nein.
Top oder Flop? Flop. Die Zukunft von Renault in der Formel 1 ist weiter ungewiss und nach dieser skandalträchtigen Saison kann man den Vorstand nur allzu gut verstehen. Selbst Fernando Alonso hat das sinkende Schiff Richtung Ferrari entlassen. Crashgate hat nicht nur Flavio Briatore den Teamchef-Sessel gekostet, sondern das Team auch jegliches Ansehen. (Kerstin Hasenbichler)