Siebzehn Rennen und ein extrem hartes Jahr liegen hinter Martin Whitmarsh. Anfang März übernahm Whitmarsh das Amt des McLaren-Teamchefs von Ron Dennis. Was folgen sollte war die wohl schwierigste Saison für McLaren Mercedes seit vielen Jahren. Ein nicht konkurrenzfähiges Auto, die Lügenaffäre, die Aufholjagd, die Trennung von Partner Mercedes. "Es ist ein komplettes Spektrum von Gefühlen", urteilt Whitmarsh über seine erste Saison als Teamboss.

Im Interview mit dem Motorsport-Magazin sagt er: "Ich bin sehr zufrieden mit dem, was das Team in einem kurzen Zeitraum erreicht hat, über das Jahr, wie das Team zurückgeschlagen hat, nachdem wir am Saisonbeginn überhaupt nicht konkurrenzfähig waren." Beim letzten Barcelona-Test vor Saisonbeginn fehlten McLaren 2,5 Sekunden auf die Spitze.

Zweifel kamen Whitmarsh trotzdem nie. Selbst der Wirbel um die Lügenaffäre von Melbourne und die Bewährungsstrafe vor dem World Motor Sport Council nagten nicht an seiner Entscheidung, Teamchef zu werden. "Wenn man mittendrin in den Problemen steckt, dann konzentriert man seine ganze Energie darauf, sich durchzukämpfen", verrät er in der Dezember-Ausgabe des Motorsport-Magazins. "Ich wusste, wir haben zwar Probleme, haben kein schnelles Auto, aber wir haben auch ein fantastisches Team, das in der Lage sein wird, diese Probleme zu lösen."

Whitmarsh kennt McLaren in- und auswendig. Seit 20 Jahren arbeitet er für den Rennstall. "Als ich zu Beginn des Jahres die Position des Teamchefs übernahm, dachte ich eigentlich, es würde gar keinen so großen Unterschied machen." Er rechnete mit einer eher symbolischen Rolle, die Arbeit machte er ohnehin schon. "Aber ich habe gemerkt, dass ich dadurch erheblich mehr in der Öffentlichkeit stehe, und dass ich noch mehr Verantwortung trage."

Martin Whitmarsh hatte Spaß auf dem Podium., Foto: Sutton
Martin Whitmarsh hatte Spaß auf dem Podium., Foto: Sutton

Umso schöner war es, in Ungarn zum ersten Mal den Pokal für den siegreichen Konstrukteur als Teamchef entgegen zu nehmen. "Ich habe auch vorher schon vielleicht 20 oder 30mal auf dem Podium gestanden, bis zurück in die Zeiten von Ayrton Senna... Aber das war in Ungarn ein ganz besonderer Moment, noch einmal ein ganz anderes Gefühl, besonderer Stolz, aber auch Erleichterung darüber, was wir im Bezug aufs Zurückkommen geschafft hatten."

Genauso soll es weitergehen. "Die Leute haben sehr hart gearbeitet, damit wir 2010 von Anfang an ein konkurrenzfähiges Auto haben, und wir sind überzeugt, dass wir das geschafft haben", glaubt Whitmarsh. "Ich habe Ende September schon gesehen, dass das Auto anhand der Daten bereits deutlich schneller war als das aktuelle, das ist ein sehr aggressives Programm und das ist vielversprechend." Aber natürlich könne man nie 100prozentig sicher sein, bevor das Auto nicht gefahren sei. "Aber ich bin sehr zuversichtlich."

Ein ausführliches Interview mit McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh lesen Sie exklusiv in der Dezember-Ausgabe des Motorsport-Magazins. Darin spricht Whitmarsh über seine Zusammenarbeit mit Ron Dennis, seine Zeit im Flugzeugbau und einige peinliche Momente in der Formel 1. Das Motorsport-Magazin ist seit dem 3. Dezember im Handel erhältlich oder am besten gleich online drei Ausgaben zum Vorzugspreis und ohne Abozwang bestellen: