1. Wie wurde Button schon jetzt Weltmeister?

Ein Rennen vor dem Saisonende steht Jenson Button als neuer Weltmeister fest. Er ist der zehnte britische Formel-1-Champion und nach Lewis Hamilton der zweite in Folge. Genau genommen ist er sogar der zweite Brite in Folge, der mit einem Auto mit der Startnummer 22 in Brasilien mit einem 5. Platz den WM-Titel einfuhr.

Danach sah es am Samstag nach dem Qualifying gar nicht aus. Startplatz 14 schürte die Titelhoffnungen seines Teamkollegen Rubens Barrichello, der von der Pole startete. Aber Button nahm sich eine aggressive Fahrt vor und setzte diese bravourös in die Tat um: "Das war das beste Rennen meines Lebens", sagte er. "Ich habe heute zwar nicht das Rennen gewonnen, aber ich habe alles aus dem Auto herausgeholt. Es fühlt sich für mich wie ein Sieg an. Ich bin Weltmeister - ich kann gar nicht aufhören, das zu sagen."

Für seine kompromisslosen Überholmanöver gab es Lob von Brawn GP CEO Nick Fry: "Er hat gezeigt, dass er ein würdiger Weltmeister ist." Besonders der erste Stint voller Überholmanöver ließ Fry atemlos zurück. "Er hatte alles zu verlieren, hat aber trotzdem überholt, das hat gezeigt, aus welchem Holz er geschnitzt ist." Damit habe er auch seine Kritiker verstummen lassen: "Er hat es den Zweiflern gezeigt, die meinten, er könne nicht überholen oder er sei nicht aggressiv genug. Heute hat er es unter einem enormen Druck gezeigt und war phänomenal stark."

Am Ende reichte ihm Platz 5, weil seine beiden WM-Konkurrenten nicht genügend Punkte sammelten: Vettel hätte mindestens Zweiter werden müssen, wurde aber Vierter, Barrichello hätte gewinnen müssen, fiel aber wegen eines Reifenschadens auf Platz 8 zurück.

2. Warum dauerte Vettels erster Stopp so lange?

Über neun Sekunden stand Sebastian Vettel bei seinem ersten Boxenstopp. "Wir mussten die linke Bremskühlung richten, weil die bei der Kollision mit Heikki Kovalainen am Start verbogen wurde", erklärte Helmut Marko das lange Warten. "Das mussten wir entfernen, aber das war innerhalb von anderthalb Sekunden erledigt." Ohne die verlorenen Sekunden wäre Vettel schon zu diesem Zeitpunkt vor Button aus der Box gekommen. Das holte er beim zweiten Stopp nach.

Heikki Kovalainen wollte den Tankschlauch mitnehmen., Foto: Sutton
Heikki Kovalainen wollte den Tankschlauch mitnehmen., Foto: Sutton

"Ein Podium wäre möglich gewesen", sagt Marko. "Vettel ist ein sensationelles, sehr hartes Rennen gefahren - mit diversen Kontakten. Da kann man nur den Hut ziehen. Wir hatten am Anfang Pech. Die Safety Car-Phase nach dem Start hat Hamilton ermöglicht, dass er nach vorne gekommen ist. Drei, vier Runden hätten wir noch gebraucht, um ihn einzuholen." Dann hätte Vettel wenigstens auf dem Podium gestanden. Zum Titelgewinn hätte das aber auch nicht gereicht.

3. Warum riss Kovalainen den Tankschlauch ab?

Schon nach einer Runde kamen die McLaren an die Box, um ihre Strategie umzustellen. Lewis Hamilton brachte das eine Fahrt von 17 auf 3. Für Heikki Kovalainen hatte es ebenfalls Folgen, allerdings negative: Beim Losfahren riss er den Tankschlauch heraus, verteilte Benzin in der Boxengasse und auf dem Ferrari seines Landsmanns Kimi Räikkönen und musste anhalten, um den Schlauch von der Brawn-Truppe entfernen zu lassen. "Ich habe dabei rund sechs oder sieben Runden an Sprit verloren." Ohne das hätte er im ersten Stint viel länger draußen bleiben können.

Die Unfallursache konnte das Team noch nicht identifizieren. "Heikki war schuldlos, es war ein menschlicher Fehler", sagte Teamchef Martin Whitmarsh. "Niemand wurde verletzt und wir konnten schnell die Ersatztankanlage für die zweiten Stopps einsetzen." In der Fabrik soll nun das Videomaterial des Vorfalls studiert und eine Analyse angefertigt werden. "Vorher ist es unmöglich, einen Kommentar abzugeben." Der FIA war das egal: Die Rennkommissare bestraften das Team mit einer Geldstrafe in Höhe von 50.000 Dollar und brummten Kovalainen eine nachträgliche Zeitstrafe von 25 Sekunden auf. Statt auf Platz 9 belegte er so Platz 12.

Kimi Räikkönen half das nichts. Der Finne nahm den Feuerzwischenfall aber gewohnt cool hin: "Ich hatte keine Angst, denn ich konnte eh nichts machen. Ich sah, dass Kovalainen Sprit verlor, aber ich wusste nicht, wohin ich ausweichen sollte", sagte der Ferrari-Pilot. "Leider floss alles über mich, ich bekam sogar etwas Sprit in die Augen ab. Plötzlich waren Flammen an meinem Helm und im Cockpit, aber ich hatte noch Glück. Wenn es mehr Benzin gewesen wäre, dass in Flammen aufging, dann hätte ich stoppen müssen."

4. Was war an Vettels Auto kaputt?

Schon auf dem Weg in die Startaufstellung flogen die Fetzen: Ein Beutel mit Trockeneis beschädigte das rechte Bargeboard am RB5 von Sebastian Vettel. "Die Jungs haben tolle Arbeit geleistet, alles noch in der Startaufstellung wieder zu reparieren", lobte der Deutsche. "Wir müssen das noch untersuchen", erklärte Helmut Marko. "Auf der rechten Seite gibt es gar kein Eis, es kann auch sein, dass er drüber gefahren ist und beim Bremsen ist es vorgekommen. Es war aber kein Problem im Rennen."

5. Wer hatte Schuld: Trulli oder Sutil?

Gleich drei Autos beendeten die erste Runde nicht: "Es war eine sehr hektische erste Runde und leider war ich eines der Opfer", sagte Fernando Alonso. "Als Sutil und Trulli kollidierten, wurde ich von dem Force India getroffen." Soweit die Kurzfassung.

Trulli, Alonso und Sutil eliminierten sich gegenseitig., Foto: Sutton
Trulli, Alonso und Sutil eliminierten sich gegenseitig., Foto: Sutton

Adrian Sutil führt etwas ausführlicher aus, was zum vorzeitigen Rennende des Trios führte: "Bis zur dritten Kurve war ich sehr zufrieden", sagte Sutil. "Dann habe ich plötzlich einen Schlag von hinten bekommen und komplett die Kontrolle verloren. Jarno schien es außen probiert zu haben, aber ich habe ihn nicht gesehen." Als er ihn sah, war Trulli schon auf dem Kerb draußen. "Ich hätte nichts machen können, aber er hätte vom Gas gehen können. Das Auto war 100 Meter außer Kontrolle. Irgendwann muss man doch verstehen, dass man den Vordermann nicht überholen kann. Das hat er nicht getan und mich in eine gefährliche Situation geritten."

Trulli teilt diese Sichtweise nicht, das machte er Sutil bereits an der Unfallstelle mit Gesten und Worten deutlich. "Sutil war auf der ersten Runde sehr langsam in Kurve 4, weil er mit Räikkönen kämpfte", beschrieb er die Szene, die zu seinem Ausfall führte. "Er war innen, also fuhr ich außen herum, aber er kam immer weiter raus. Am Ende war ich im Gras und verlor die Kontrolle über das Auto. Ich schlug in die Mauer ein. Es gab genug Platz, um gemeinsam um die Kurve zu kommen."

Die Rennkommissare sahen keinen Grund, einen der Fahrer für den Rennunfall zu bestrafen. Trulli erhielt jedoch eine Geldstrafe in Höhe von 10.000 Dollar für sein schlechtes Benehmen. "Dass er so ausflippt, das ist total unsportlich", kritisierte Sutil. "Man muss zuerst runterkommen und normal an die Sache rangehen. Wenn es zwei Meinungen gibt, dann kann man darüber reden." Aber das wollte Trulli nicht. "Er war total uneinsichtig und hat auch herum geschrien. Ich weiß nicht was mit ihm los war, vielleicht bangt er um sein Cockpit. Ich glaube, bei den Stewards kam das auch nicht gut an."

6. Warum rollte Heidfeld ohne Benzin aus?

Nick Heidfeld wurde eines der letzten Opfer der Tankanlagen: Ab dem nächsten Jahr sind diese verboten. Nachtanken gibt es nicht mehr. Als er in Runde 20 an die Box kam, sah alles noch gut aus. Aber die Tankanlage hatte einen technischen Defekt. "Es war kein Bedingungsfehler", betonte Mario Theissen. "Die Alarmanzeige kam zu spät und wir waren in Bedrängnis, weil Robert auch in der Runde kommen sollte."

Somit schickte der Lollipopmann Heidfeld raus, obwohl sein Auto gar nicht betankt worden war. "Man kann niemandem einen Vorwurf machen. Es war in der Zehntelsekunde, in der man das Auto rausschickt. Es war absolut blöd", sagte Technikchef Willy Rampf. Heidfeld erlebte die Situation so: "Sie müssen mich wegfahren haben lassen, ohne zu merken, dass kein Sprit lief. Ich bin sogar einmal noch an Start-Ziel vorbeigefahren und da hatten sie es immer noch nicht gemerkt. Dann war es zu spät."

7. Wieso war Kubica so gut?

Damit hatte Willy Rampf nicht gerechnet: "Wir konnten die Pace des führenden Autos mithalten. Das war sehr schön zu sehen." Der Grund für die gute Pace von Robert Kubica war sein Setup: "Unsere Abstimmung war auf ein Trockenrennen und Topspeed ausgerichtet, um überholen zu können", verriet Rampf.

"Wir hatten uns entschieden zu pokern, und das Qualifying mit wenig Abtrieb zu fahren", bestätigte der Pole. Auch Mario Theissen war mit diesem Kniff zufrieden: "Es hat uns sicher geholfen, dass wir eher auf Trockenabstimmung gesetzt haben. Das hat uns im Qualifying vielleicht etwas gekostet, aber im Rennen war es genau richtig."