Für Williams-Miteigentümer Patrick Head ist der Fall Crashgate ein Test der Integrität der Formel 1. Renault wird beschuldigt, Nelson Piquet Jr. im Singapur GP 2008 dazu angehalten zu haben, absichtlich zu verunfallen, damit Fernando Alonso gewinnen kann. Am 21. September wird der Fall vor dem World Motor Sport Council verhandelt und Head ist der Ansicht, sollte Renault wirklich schuldig sein, dann müsse die Strafe auch hart ausfallen. Wie er bei seinen Ausführungen in Monza aber betonte, wisse Head nichts darüber, ob Piquet Jr. wirklich absichtlich verunfallt sei oder nicht, er spreche nur hypothetisch.

Einfach nein sagen

"Es gab damals viele Gerüchte, aber für mich ist das eine recht außergewöhnliche Situation. Junge Fahrer sind in einer schwierigen Situation, bevor sie sich in der Formel 1 etabliert haben. Aber wenn der junge Nelson gebeten wurde, absichtlich sein Auto zu drehen oder zu verunfallen, dann hätte er meiner Meinung nach ungeachtet der vertraglichen Situation nein sagen sollen. Wenn die Sache wirklich so passiert ist, dann sollten die Verantwortlichen hart zur Verantwortung gezogen werden", meinte Head. Sollte das nicht passieren, würde dem Ansehen der Formel 1 großer Schaden zugefügt. Denn es gebe viele Wege, um die FIA zu hintergehen und sich einen Vorteil zu erschleichen. Sollte sich herausstellen, dass das ständig passiere, würde niemand mehr an der Formel 1 interessiert sein, weil man dem Gesehenen nicht trauen könne.

"Das gleiche gilt, wenn jemand operative Abläufe genutzt hat, um sich einen Vorteil zu erschleichen, so wie das angedeutet wurde. Da muss streng vorgegangen werden, denn man würde nichts mehr glauben, was man sieht - man könnte auch keinen Artikel mehr schreiben und sagen, dass derjenige, der das Rennen gewonnen hat, tolle Arbeit geleistet hat, denn man müsste annehmen, dass betrogen wurde", betonte Head. So sei der Sport zwar komplex und außen herum gebe es viel Brimborium und Kommerz, aber letztendlich seien die Autos und Motoren nach dem gleichen Reglement entworfen, weswegen man auch ein ehrliches Rennen erwarte, wenn die Ampel ausgeht. Deswegen stimmte Head auch mit Max Mosley überein und meinte, dass die Manipulation eines Rennens schwerer wiege als Betrug, so wie damals im Fall Spygate bei McLaren.

Anderes Niveau

Head wusste aber auch, dass wenn nur Aussage gegen Aussage steht, es schwer werden könnte, so harte Strafen zu verhängen. "Ich weiß nicht, welche Informationen vorhanden sind und wie gut die verschiedenen Parteien bei der Befragung abschneiden. Was heraus sticht, ist dieser absichtliche Unfall. In der Vergangenheit passierte es, dass ein Auto ein anderes aufgehalten hat, um dem Teamkollegen zu helfen, was nicht sehr sportlich war. Aber dafür würde man kaum 100 Millionen Dollar Strafe verhängen. Wenn man aber so weit geht und verlangt, dass ein Auto etwas tut, damit das Safety Car herauskommt, ist das ein ganz anderes Niveau", sagte Head. Dennoch findet er es richtig, dass Piquet Jr. von der FIA Immunität eingeräumt bekommen hat und das Team die Strafe ausfassen würde, wenn es denn schuldig ist.

Denn Head ist der Ansicht, dass junge Leute unter Druck einfach falsche Entscheidungen treffen, weswegen er 99 Prozent der Schuld jenen Leuten gibt, die ihm den absichtlichen Unfall vorgeschlagen haben - wenn sie das haben. So sei es zwar ein Fehler gewesen, dem Plan zuzustimmen, wenn es denn einen Plan gab, doch gekreuzigt sollte Piquet dafür nicht werden. Dafür verriet Head ein interessantes neues Detail. Ihm soll ein Journalist erzählt haben, dass Piquet bereits 15 Minuten nach dem Singapur-Rennen über die Manipulation gesprochen hat. "Das ist schwierig. Wenn ein Journalist das von einem Fahrer gesagt bekommt, hätte er sagen müssen: 'Stop. Wenn du so weitermachst, muss ich...' Wie gesagt, wir gehen beim Design des Autos so sehr ans Limit wie möglich, aber wir gehen nicht so weit, dass wir rausgeworfen werden, wenn etwas gefunden würde. Ich hoffe, dass nach dem 21. September die FIA die Sache ordentlich behandelt hat und ungeachtet der Strafen, die in Paris ausgesprochen werden, man auf den Fall schauen kann und das Urteil der öffentlichen Überprüfung standhält."