Nach seinem gescheiterten Versuch in der NASCAR Serie Fuß zu fassen hat man von Jacques Villeneuve schon länger nichts mehr gehört. Sonst war der Kanadier immer wieder für markante Sprüche zu haben, doch in den letzten Monaten hatte man den Anschein, dass auch der Heißsporn etwas älter geworden sei.

Nun bringt sich der Weltmeister von 1997 aber wieder ins Gespräch und wäre einem Comeback in der Königsklasse alles andere als abgeneigt. "Ich bin nicht zurückgetreten", sagte Villeneuve gegenüber Sport Bild. "Ich bin geboren, um Rennautos zu fahren. Alles, was ich bisher machte, hat mit Geschwindigkeit zu tun - ob beim Skifahren oder jetzt zu Hause in Montreal beim Motocross oder Kartfahren. Ich versuche immer, am Limit zu sein und nehme Risiken auf mich. Wenn du einmal Formel 1 gefahren bist, kannst du es immer wieder machen, solange du fit bist. Am Ende hast du ein Lenkrad und Pedale, mehr nicht."

Der Kanadier steht noch immer in engen Kontakt mit seinem ehemaligen Renningenieur Jock Clear, der jetzt für Brawn GP arbeitet. Auch Clear glaubt, dass das neue Reglement seinem ehemaligen Schützling entgegenkommen würde. Der Sohn des legendären Gilles Villeneuve sieht die Sache genauso und hat schon seit Jahren auf diese Änderungen gewartet. "Das neue Reglement mit weniger Aerodynamik und vor allen Dingen den Slickreifen ist genau das, was ich immer mochte. Die Autos rutschen dann mehr, das macht einen Heidenspaß. Zehn Jahre habe ich praktisch darauf gewartet - vergeblich."

Villeneuve war schon immer der Meinung, dass die neue Generation von Fahrern sich zu reinen PR Maschinen entwickelt haben. Genau aus diesem Grund würde vermutlich auch Bernie Ecclestone ein Comeback des Paradiesvogels begrüßen. "Das Problem ist, dass es in der Formel 1 keine Krieger mehr gibt", sagte Villeneuve. "Alonso ist noch so ein Typ, aber sonst? Heute sagen die nichts mehr, geben nur Dinge wider, die zuvor von irgendwelchen PR-Leuten vorgekaut wurden. Es gibt keine Fights mehr, die haben sich alle lieb. So kam es mir im vergangenen Jahr jedenfalls vor, als Hamilton gegen Massa um den Titel kämpfte. Man hat nicht mehr den Eindruck, dass sich die Typen hassen, die da um den Sieg kämpfen. Das war anders, als ich mit Michael Schumacher oder Eddie Irvine kämpfte. Von Sympathie war da auf der Strecke und auch daneben gar nichts zu spüren."

Ecclestone hatte immer schon eine Freude mit dem Kanadier, Foto: Sutton
Ecclestone hatte immer schon eine Freude mit dem Kanadier, Foto: Sutton

Eine Frage bleibt jedoch noch offen: Wo könnte der Kanadier denn unterkommen? Da nächstes Jahr das Starterfeld vermutlich um drei neue Teams erweitert wird, gäbe es somit sechs zusätzliche Fahrerplätze zu vergeben. Bereits letztes Monat wurde Villeneuve mit dem USGPE Team in Verbindung gebracht. Obwohl Villeneuve kein Amerikaner ist, ist er als Kanadier dem südlichen Nachbarn doch recht nahe. Dazu glaubt der Weltmeister nicht, dass es möglich sein wird zwei F1 taugliche amerikanische Rennfahrer zu finden. "Es gibt zwar ein paar Amerikaner wie Marco Andretti, Graham Rahal oder Danica Patrick, die im Gespräch sind, aber keiner von denen hat Formel-1-Erfahrung", sagte Villeneuve gegenüber RueFrontenac.com. "Erfahrung ist wieder etwas wert, und Gott weiß, dass ich davon eine Menge habe. Ich bin zwar kein Amerikaner, aber von allen erfahrenen Formel-1-Piloten bin ich am nächsten an einem Amerikaner dran."