Die magischen Strategie-Wechsel bei Brawn GP, die Jenson Button in Barcelona letztendlich vor Rubens Barrichello ins Ziel kommen ließen, sorgten schnell dafür, dass die Ersten lauter oder leiser davon sprachen, dass es im Team mit Blickrichtung WM schon eine indirekte Teamorder geben könnte. Zyniker würden angesichts der Rundenzeiten von Rubens Barrichello im zweiten oder dritten Stint wohl sagen, das bräuchte es gar nicht, doch der Brasilianer hatte dort nach seinen Aussagen ein Problem mit dem Auto, das bislang noch nicht genauer identifiziert ist.

So oder so, die Team-Verantwortlichen musste nach dem Rennen betonen, dass es keine Teamorder gebe. "Nein, beide Seiten der Garage fuhren gegeneinander. Wenn man sich angehört hat, was so passierte, dann gab es da viel Entschlossenheit - erstens bei Jenson, damit er die Lücke aufmacht und dann bei Rubens, wo es etwas Frust gab, dass er es am Ende nicht schaffte", sagte Nick Fry zu den Kollegen von Autosport. Ross Brawn betonte, dass die Zwei-Stopp-Strategie bei Button nie darauf ausgelegt war, ihm einen Vorteil zu verschaffen. Seiner Meinung nach waren es schlechte Rundenzeiten von Barrichello im dritten Stint, die ihm den Sieg kosteten.

Barrichello in entscheidender Phase zu langsam

"Wenn man sich die Rundenzeiten und das Benzin ansieht, dann gab es eine Phase im Rennen, in der er viel langsamer war als erwartet. Das hat ihm das Rennen gekostet, denn Jenson war mit mehr Benzin schneller", erklärte der Teamchef. Er hoffte, dass Barrichello nicht das Gefühl bekommt, dass eine Teamorder zum Zug gekommen war. "Man hat in der ersten Kurve gesehen, dass es keine Teamorder gibt. Rubens machte einen tollen Start und kam an Jenson vorbei. Ich würde Rubens und seine Crew liebend gerne ein Rennen gewinnen sehen, denn das wäre toll für das Team. Es gibt de keine Prioritäten."

Dass Barrichello enttäuscht war, konnte Brawn verstehen, wenn ein Kampf verloren wird, sei das so. "Jeder Fahrer, der geschlagen wird und glücklich ist, wäre kein Fahrer, den ich im Team haben will. Die Tatsache, dass Rubens unglücklich ist, ist ein gutes Zeichen, denn es wäre eigenartig, wenn er mit Platz zwei hinter Jenson zufrieden wäre", sagte Brawn. Fry wunderte sich, dass der Strategie-Wechsel bei Button Barrichello so überrascht hatte. Einerseits sei er logisch gewesen, da der Brite einen kürzeren ersten Stint hatte als der Brasilianer und eigentlich vorne wegfahren hätte sollen. Da das nicht passierte, musste das Team die Autos auseinander dividieren.

Strategie oft besprochen

"Darüber hatten wir vor dem Rennen oft gesprochen. Dafür hatten wir geplant und es stellte sich als der beste Weg heraus. Wir waren bei Rubens wegen Massa und Vettel besorgt und das erledigte sich, als beide gemeinsam an die Box kamen. Das war eine Überraschung, da wir dachten, Vettel würde etwas länger draußen bleiben. Ich weiß nicht, ob sie das absichtlich gemacht haben oder das ohnehin der Plan war", sagte Fry.