1. Warum kam Button an Barrichello vorbei?

Es ist mittlerweile zur Gewohnheit geworden: Jenson Button siegt und siegt und siegt und siegt. Vier von fünf Rennen endeten mit einem Triumph des Briten. Kein Wunder, dass der Terminator auf seinem Auto wirbt. Dabei sah nach dem Start alles nach dem ersten Saisonerfolg von Rubens Barrichello aus. "Sie haben meine Strategie auf 2-Stopps geändert", erklärte Button, der daran leichte Zweifel hatte, da er drei Stopps als die schnellere Variante ansah. "Mit dem ganzen Sprit fühlte sich das Auto sehr schwer an. Ich hätte nicht gedacht, dass ich vor Felipe und Sebastian wieder auf die Strecke komme, aber es hat geklappt."

Barrichello war über die geänderte Taktik bei seinem Teamkollegen, genannt Plan B, nicht gerade happy. "Ich hatte das Rennen in den Händen und war schon überrascht, als sie mir sagten, dass sie Jensons Strategie ändern würden", sagte der 36-Jährige. "Ich hätte gern verstanden, warum sie sie änderten." Derweil ereilte Barrichello ein Problem mit dem dritten Reifensatz. "Ich konnte nicht mehr so schnell fahren und es war ein Kampf das Auto auf der Strecke zu halten."

Von einer Stallregie wollte die Teamführung nichts wissen. "Beide Seiten der Garage fuhren gegeneinander", betonte Nick Fry. Das habe man beim Duell beider Fahrer in der ersten Kurve sehen können, meinte Ross Brawn, der hinzufügte: "Wenn man sich die Rundenzeiten und das Benzin ansieht, dann gab es eine Phase im Rennen, in der Rubens viel langsamer war als erwartet. Das hat ihn das Rennen gekostet, denn Jenson war mit mehr Benzin schneller."

2. Wie kam es zu Massas Spritproblem?

Felipe Massa wollte seinen Ohren nicht trauen: Mehrmals funkte ihm sein Team ins Cockpit, dass er langsamer fahren und mehr Benzin sparen solle. "Wie soll ich das machen? Ich bin im Zweikampf!", beklagte er sich. Am Ende musste er Sebastian Vettel ziehen lassen, sonst wäre er ohne einen zusätzlichen Boxenstopp nicht ins Ziel gekommen. Auch Fernando Alonso schlüpfte so kurz vor Ende noch vorbei.

Massa stoppte zur gleichen Zeit wie Vettel - nur er bekam zu wenig Benzin., Foto: Sutton
Massa stoppte zur gleichen Zeit wie Vettel - nur er bekam zu wenig Benzin., Foto: Sutton

"Wir haben schon beim ersten Stopp gesehen, dass ein Teil des Benzins nicht in den Tank floss", erklärte Stefano Domenicali. Den Grund dafür kannte er noch nicht. Ein Rechenfehler sei es aber auf keinen Fall gewesen. Beim zweiten Stopp wiederholte sich das Tankproblem. "Die Ferraristi sind wieder voll italienisch", kritisierte Niki Lauda. "Der Speed ist wieder da, jetzt müssten sie halt noch genug ins Auto tanken." Christian Danner erwartet dafür einen Satz heiße Ohren in Maranello. Aus seiner Sicht reagierte das Team zu spät. Es hätte Vettel früher durchwinken sollen. "Wenn man früher auf mager geht, kommt Massa wenigstens noch vor Alonso ins Ziel."

3. Warum konnte Vettel nicht mit Button mithalten?

Für Christian Danner stand fest: "Sebastian Vettel hätte die Brawn erwischt, wenn er nicht Pech am Start gehabt hätte. Sein Speed war schneller." Doch Vettel verlor das Startduell gegen Barrichello und Massa. "Der Start war nicht sehr erfolgreich", gestand Vettel. "Dass ich als Vierter in die erste Kurve kam, war ein großer Nachteil." Einen Fehler unterstellte Danner Vettel nicht: "Ich glaube nicht, dass er langsam reagiert oder etwas falsch gemacht hat. Als Fahrer kann man heutzutage auch nichts falsch machen - außer man drückt den falschen Knopf."

Red Bull Berater Helmut Marko wurde deutlicher: "Ferrari hat unser Rennen zerstört", polterte er. "Es ärgert uns auch, dass Ferrari so wenig Benzin eingefüllt hat, nur um vorne zu bleiben. Wir hätten Brawn attackieren können." Vettel hing das gesamte Rennen über im Heck von Felipe Massa, ging sogar zum gleichen Zeitpunkt wie er an die Box. "Massa stoppte in der gleichen Runde wie Sebastian und obwohl wir seinen Mittelstint verkürzten, kam Massa wieder in der gleichen Runde rein", erklärte Christian Horner. Der frühere Stopp hing mit Massas Tankproblem zusammen. "Wir hätten schnell sein können, vor allem mit den weichen Reifen", bilanzierte Vettel. "Aber hätte, wenn und aber zählt nicht. Als ich vorbei war, war das fast sofort wie ein völlig anderes Auto."

4. Wie kam es zum Startcrash?

Gleich in der ersten Kurvenkombination flogen die Karbonteile. Auslöser war ein Duell zwischen Nico Rosberg und Jarno Trulli. "In der ersten Kurve waren Alonso und Rosberg nebeneinander", schilderte Jarno Trulli die Szene, die das Rennen für vier Fahrer beenden sollte. "Rosberg musste aufmachen, Alonso und ich blieben auf der Strecke, aber Rosberg war zu schnell, als er wieder auf die Strecke kam, fuhr er in mich rein."

Chaos nach dem Start: Für vier Fahrer war hier Schluss., Foto: Sutton
Chaos nach dem Start: Für vier Fahrer war hier Schluss., Foto: Sutton

Der Deutsche ist sich keiner Schuld bewusst. "Ich weiß nur, dass ein rotes Auto wegen mir ein bisschen rausgegangen ist. Da war vorher aber auch Fernando, der mir in der ersten Kurve keinen Platz gelassen hat", beschrieb er die Entstehung des Unfalls. "Was soll ich machen? Ich wurde auch rausgedrängt, ich kann nichts dafür."

Nachdem sich Trulli gedreht hatte, traf er den Force India von Adrian Sutil. "Jarno hat sich voll in mein Auto reingedreht", so Sutil. Dahinter kam es zur Folgekollision zwischen den beiden Toro Rosso von Sebastien Buemi und Sebastien Bourdais. "Als mir bewusst wurde, dass vor mir alle langsamer wurden, hatte ich keine Zeit mehr zu bremsen", erklärte Bourdais, der auf den abbremsenden Boliden seines Teamkollegen auffuhr. "Ich flog über das hintere Teil vom Auto meines Teamkollegen und dachte, ich würde auf der anderen Seite landen." Auch Kazuki Nakajima konnte dem Chaos nicht ausweichen und beschädigte sich den Frontflügel. Im Gegensatz zum Crash-Quartetts konnte er das Rennen aber fortsetzen.

5. Wie kam Webber aufs Podium?

Ein Red-Bull-Fahrer auf dem Podium, damit hatten viele gerechnet. Doch es war nicht Sebastian Vettel, der hinter den beiden Brawn GP über die Ziellinie donnerte. Mark Webber hatte sich geschickt an Vettel und seinem Zugfahrzeug aus Maranello vorbeimanövriert.

"Ich fuhr einen sehr langen zweiten Stint", verriet Webber seinen Schlüssel zum Podesterfolg. "Wir hatten geplant, lange zu fahren, weil wir wussten, dass Felipe Massa normal eine Runde länger fahren würde als ich. Das war der Schlüssel für mein Rennen: Wir mussten mich von ihm frei machen." Bei Vettel ist das nicht geglückt.