Die Kritik an Ferrari begann in Barcelona bereits vor der Zieldurchfahrt. Kimi Räikkönen ausgeschieden und Felipe Massa mit zu wenig Benzin unterwegs, weswegen er die letzten Runden auf Schleichfahrt Richtung zielen fahren musste, nur um überhaupt anzukommen. "Leider hatten wir ein Problem. Wir haben schon beim ersten Stopp gesehen, dass ein Teil des Benzins nicht in den Tank floss. Wir wissen nicht, was das Problem war, ob das mit dem Tank zu tun hatte oder etwas Anderem", erzählte Teamchef Stefano Domenicali danach. Rechenfehler war es also keiner, zumindest nach offizieller Auskunft.

Das Tank-Problem führte dann klarerweise dazu, dass der zweite Stint kürzer war als geplant, denn eigentlich konnte Massa auf den weichen Reifen gute Zeiten fahren. "Beim zweiten Stopp hatten wir das Tank-Problem wieder. Als wir die Situation genau prüften, versuchten wir das zu managen" sagte der Teamchef. Die Lösungen waren: noch ein Stopp oder irgendwie ins Ziel retten. Die zweite Variante gewann und Massa sah das Ziel auch. Räikkönen hatte laut Domenicali das Ziel nicht gesehen, weil es ein noch nicht genauer identifiziertes Elektronikproblem gab.

Massa ein Vielverbraucher?

Verwunderung gab es unter den Beobachtern, weil Massa im ersten Stint gleichzeitig mit dem viel leichter gestarteten Sebastian Vettel an die Box kam. Domenicali wusste nicht, ob es auch da schon ein Problem gab, er räumte aber ein, dass der Fahrstil des Brasilianers möglicherweise auch etwas damit zu tun hat. Vor einer genauen Analyse legte er sich aber nicht fest. Massas Benzinverbrauch war auch nicht Domenicalis größtes Problem, sondern viel eher die immer wieder auftretenden strategischen Pannen. Nur mit einem Blick in die Teamvergangenheit waren die für ihn aber nicht zu erklären. "Es gibt Gründe, aber es liegt nicht nur daran, dass früher eine bestimmte Person die Entscheidungen getroffen hat."

Beim Tanken gabs Probleme, Foto: Sutton
Beim Tanken gabs Probleme, Foto: Sutton

Und die Probleme mit der Zuverlässigkeit musste er ohnehin nicht als Novum bezeichnen. Die habe es die vergangenen Jahre immer gegeben, auch vor seiner Zeit, betonte er. "Leider haben wir Erfahrung damit. Wir müssen da wirklich was tun, das ist ein Problem, das wir lösen müssen", sagte er. Gleichzeitig müsse sichergestellt werden, dass die abgerufene Leistung auch das Maximum sei. Sobald das garantiert sei, könne man wieder ganz vorne mitmischen.

Eigene Position nicht das Problem

"Leistungs- und Zuverlässigkeits-Management", nannte Domenicali die wichtigen Bereiche. "Wenn wir das alles haben, können wir nach vorne schauen und prüfen, wo wir sind. Brawn ist sehr zuverlässig und schnell und bei uns ist die Situation genau das Gegenteil. Wir versuchen, auf unserer Seite das Beste zu geben und dann werden wir sehen." Domenicali beteuerte, dass man auch durchaus in neue Leute investieren werde, um auf strategischer Seite wieder sattelfester zu werden. Über seine eigene Position habe er aber nicht nachgedacht. "Ich denke nicht, dass dies das Problem ist", sagte er. Er meinte aber, dass er als treuer Ferrari-Mitarbeiter kein Problem hätte, einem Wunderwuzzi Platz zu machen, der alles erledigen könne, damit sich die Situation verbessert. "Ich denke aber nicht, dass dies der Punkt ist, um zu unserem Standard zurückzukommen."

Viel eher müssten die Probleme rational angegangen und nach und nach abgearbeitet werden. "Denn die Liste der Probleme, die wir bislang hatten, ist nicht akzeptabel." Dafür müsse sichergestellt werden, dass die Verantwortlichen im Team alles haben, um voll arbeiten zu können. Domenicali ist gleichzeitig bereit, den Druck auf seine Schultern zu nehmen. "Ich brauche meine Leute, damit sie reagieren und in ihren Verantwortungsbereichen hart arbeiten", erklärte er. Das Ziel sei es, bald wieder auf dem früheren Level zu sein.

Das Positive

Einen positiven Punkt konnte der Teamchef aber mitnehmen, denn die Pace war in Barcelona stark verbessert. "Ich würde sagen, Felipe hätte heute um das Podest gekämpft, hätte er die Probleme nicht gehabt. In diesem negativen Moment müssen wir das als positiven Punkt behalten, wenn wir uns für kommende Woche in Monaco vorbereiten."