1. S - wie Silberpfeile

Zum dritten Mal in dieser Saison steht ein Mercedes auf der Pole Position, zum zweiten Mal hat Nico Rosberg freien Blick nach vorne. Damit zieht der Wiesbadener in dieser Saison mit Sebastian Vettel gleich, Mercedes hat die meisten Pole Positions bei den Teams. Trotzdem hat kaum jemand die Silberpfeile auf der Rechnung. "Soweit ich das mitbekommen habe, ist der Mercedes auf Longruns immer noch ausgesprochen mittelmäßig", verriet Christian Danner Motorsport-Magazin.com. Auch die direkte Konkurrenz redet Mercedes nicht stark und belustigt sich sogar an deren Rennperformance.

"Nach dem Qualifying stehen wir sehr gut da. P4 mit zwei Mercedes davor - da stehen wir ja quasi noch ein paar Startplätze weiter vorne", so Lotus-Chef Gerard Lopez. Auch bei Mercedes selbst herrscht nicht gerade Aufbruchsstimmung. "Ich hatte gute - relativ gute - Longruns, mit denen ich zufrieden war, für das, was wir haben." Optimismus hört sich anders an. Immerhin Formel-1-Orakel Eddie Jordan schreibt Mercedes im Rennen nicht gänzlich ab. "Wenn ihnen morgen ein guter Start gelingt und sie die anderen Autos hinter sich halten, haben sie gute Chancen." Ein Hoffnungsschimmer könnte für Mercedes die Statistik in Barcelona sein...

2. S - wie Statistik

Monaco liegt in Spanien: Geographisch mag diese Aussage nicht ganz der Realität entsprechen, blickt man in die Statistikbücher, erscheint diese These schon in anderem Licht. Seit 1991 gastiert die Königsklasse nun auf dem Circuit de Catalunya, fast immer gewann der Polesitter auch das Rennen. Von 22 Rennen, die bislang auf der katalanischen Strecke ausgetragen wurden, konnten nur fünf Grands Prix nicht von der Pole Position aus gewonnen werden. Zum Vergleich: In Monaco wurden im selben Zeitraum elf Rennen nicht von Startposition eins aus gewonnen. In den letzten zwölf Jahren siegte in Barcelona unglaubliche elf Mal der Polesitter. Gut für Mercedes, schlecht für den Rest.

3. S - wie Startaufstellung

Die Startaufstellung enthält am Sonntag einige Brisanz. "Wir respektieren uns beide und wir wissen, wie wichtig es ist, einen guten Job fürs Team zu machen", sagte Nico Rosberg über das teaminterne Duell am Start. Doch in einem heißen Startgefecht wird sich wohl kein Fahrer an Respekt vor einem Kollegen erinnern. Wenig Respekt hatte in der letzten Saison vor allem Romain Grosjean vor seinen Fahrerkollegen. Der Franzose räumte nicht nur einmal am Start so richtig auf.

Alonso wird sich ungern an Spa 2012 erinnern, Foto: Sutton
Alonso wird sich ungern an Spa 2012 erinnern, Foto: Sutton

Doch besonders in Erinnerung blieb natürlich seine Aktion in Spa, als er gleich mehrere Fahrer in der ersten Kurve aus dem Rennen kegelte. Fernando Alonso gehört damals zu den Leidtragenden und verpasste später nur hauchdünn die Weltmeisterschaft. Entsprechend gut ist der Spanier auf den Franzosen zu sprechen. Wenig begeistert dürfte er deshalb über die Strafversetzung seines Teamkollegen sein. Weil Felipe Massa drei Startplätze abgeben muss, startet Grosjean direkt hinter Alonso. Spannung - und vielleicht auch Spektakel - ist also am Start programmiert.

4. S wie Spanien

In seinem Heimrennen gibt es für Fernando Alonso nur eine Richtung: nach vorne. Dass er vor den Augen seiner Landsleute zu außergewöhnlichen Leistungen fähig ist, stellte der Ferrari-Star im vergangenen Jahr unter Beweis. Beim Großen Preis von Europa in Valencia durfte er dank einer furiosen Aufholjagd von Startplatz elf auf eins noch den Sieges-Champagner kosten. Ist der Lokalmatador beim Rennen in Barcelona zu einem ähnlichen Husarenstück in der Lage? Zutrauen tut es sich Alonso auf jeden Fall: "Wir sind optimistisch, dass es mit dem Podium klappt - aber hoffentlich wird es noch ein bisschen mehr."

Nervös macht ihn die heimische Kulisse und der damit verbundene Erwartungsdruck auf jeden Fall nicht. Es ist eher so, dass der Asturier aufgrund des aufopferungsvollen Beistandes seiner Anhänger die Verpflichtung verspürt, ihnen eine gute Show zu bieten und möglichst weit vorne zu landen. "Es ist nicht mehr so speziell wie vor 12 Jahren, aber es ist ist immer noch etwas Besonderes. Die Leute springen in jeder Runde auf und jubeln mir zu, ganz egal, was passiert", erzählte er. "Ich versuche morgen, ein gutes Rennen zu fahren, um den Fans zu zeigen, dass wir da sind."

5. S - wie Strategie

Der Große Preis von Spanien stellt keine Ausnahme dar, denn so werden auch in Barcelona die Reifen über Gedeih und Verderb entscheiden. Pirelli hat die beiden härtesten Mischungen an die Strecke gebracht, wobei der Hard-Compound mittlerweile etwas überarbeitet wurde und zwischen den beiden Typen daher nicht mehr so große Unterschiede wie zuvor bestehen. Sebastian Vettel und Red Bull entschlossen sich dazu, im Qualifying lediglich den Medium-Pneu zu fahren, weshalb im Rennen vermutlich die härteren Reifen mit der orangen Markierung die erste Wahl darstellen werden.

Kann Lotus einen Stopp weniger machen?, Foto: Sutton
Kann Lotus einen Stopp weniger machen?, Foto: Sutton

Die bevorzugte Strategie dürfte drei Boxenstopps beinhalten, wie Kimi Räikkönen betonte. "Ich erwarte nicht wirklich, dass wir weniger Stopps als die anderen machen werden. Aber manchmal kann man zu einem anderen Zeitpunkt stoppen, selbst wenn man gleich viele Stopps wie die Konkurrenz einlegt", erklärte der Finne. Spannend wird zu beobachten sein, ob Mercedes den massiven Verschleiß an der Hinterachse mittlerweile in den Griff bekommen hat und somit ein ernsthafter Sieganwärter ist, oder ob die Silberpfeile wie zuletzt in Bahrain aus ihrer guten Ausgangsposition kein Kapital schlagen können.

6. S - wie Setup

Einigkeit herrscht unter den Top-Teams der Formel 1 nur selten. Bezüglich der Behandlung der Reifen und dem benötigten Setup gibt es beim Rennen in Barcelona aber keine zwei Meinungen. "Der wichtigste Faktor sind die Reifen, darauf müssen wir bei der Abstimmung des Autos achten", meinte Red Bull-Pilot Mark Webber. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali sah es genauso -insbesondere den Abbau gelte es in Grenzen zu halten. "Der Verschleiß wird hier ein großer Faktor sein", stellte der Italiener klar.

Die Herausforderung besteht nun darin, ein Setup zu finden, dass die Reifen möglichst schonend behandelt und gleichzeitig eine konkurrenzfähige Racepace zulässt. Das betrifft vor allem das Mercedes-Team. Dass eine Pole Position in dieser Saison noch lange nicht mit einem Rennsieg gleichzusetzen ist, bekam die Truppe aus Brackley in Bahrain nachhaltig vor Augen geführt, als Nico Rosbergs Walzen regelrecht auseinander fielen. "Immerhin starten wir von der bestmöglichen Position aus", meinte Teamchef Ross Brawn. "Aber wir müssen erst einmal gut durch den ersten Stint kommen, der auf den weicheren Reifen sicher interessant wird."

7. S - wie Strafen

Massa kann Alonso keine Schützenhilfe leisten, Foto: Sutton
Massa kann Alonso keine Schützenhilfe leisten, Foto: Sutton

Nach dem Qualifying erwischte es Felipe Massa und Esteban Gutierrez: Wegen Behinderung von Mark Webber bzw. Kimi Räikkönen wurden die beiden Lateinamerikaner von den Stewards um je drei Startplätze nach hinten versetzt. Während das Rennen von Gutierrez - er startet nun von P19 - damit endgültig vernichtet wurde, trifft Massas Bestrafung vor allem Ferrari. Fernando Alonso ist dadurch nämlich seinen ursprünglich auf Rang sechs qualifizierten Geleitschutz in der dritten Reihe los. Im Vorjahr wurde in Barcelona sogar die Pole Position durch eine Strafe entschieden, als Lewis Hamilton wegen zu wenig Sprit im Tank vom ersten auf den letzten Startplatz zurück musste.