"Was kann man als Fahrer groß ändern? Als Fahrer kann man nicht viel machen", musste Sebastian Vettel am Donnerstag in Shanghai zum Urteil im Diffusor-Verfahren sagen. Natürlich war beim Red-Bull-Piloten auch die Entscheidung vom Mittwoch das Hauptthema und er konnte nur betonen, dass jene, die den Doppel-Diffusor bislang nicht hatten, jetzt eben auf- und umrüsten können. "Für jene, die es haben, gibt es die Hoffnung, dass es lange dauert oder den anderen vielleicht nicht so gut gelingt."

Dass der Umbau nicht einfach werden wird, war Vettel voll bewusst. Und er sah für alle Teams eine große Aufgabe. "Es ist komplexer, als man sich das vielleicht vorstellt. Es heißt immer, dass das ganze Auto zusammenpassen muss, also dass das Verhältnis von vorne zu hinten stimmt." Kommt an der Hinterachse dann etwas komplett Neues, muss deswegen viel umkonzipiert werden. Es müssen neue Teile entworfen werden und das Gesamtpaket muss dann auch wieder passen. "Das geht nicht von heute auf morgen."

In Europa kommen alle

Vettel hatte von einem anderen Team gehört, dass es dort sechs bis acht Wochen dauern wird, er selbst meinte, dass es ein längerer Prozess sei, der sich über Monate hinziehen kann. "Ich kenne die Situation bei uns und wir haben ja eine Aufhängung, die doch von allen anderen abweicht. Es dauert seine Zeit. Ich denke, bei den Europa-Rennen werden wohl alle damit [den neuen Diffusoren] eintrudeln. Gerüchten zufolge gibt es welche, die das Paket hier bringen. Lassen wir uns überraschen", sagte er. Die Teams, die schon in Shanghai mit Neuerungen aufwarten sollen, sind Renault und McLaren.

Was bei Red Bull nicht passt, wird passend gemacht, Foto: Sutton
Was bei Red Bull nicht passt, wird passend gemacht, Foto: Sutton

Danach gefragt, ob Red Bull nicht lieber seinen eigenen Weg gehen sollte, statt die Probleme mit der Kompatibilität von Aufhängung und Diffusor auf sich zu nehmen, meinte Vettel: "Geht nicht, gibt's nicht." Dass die anderen Teams nicht gleich im Winter mit dem Kopieren des Diffusors begannen, als die Testzeiten darauf hindeuteten, dass die Autos schnell waren, konnte er verstehen. "Es ist im Winter immer die Frage, was man glauben kann. In dem Sinne haben dann erst in Australien alle eine auf den Deckel bekommen."

Wie viel hat Brawn GP schon gezeigt?

Für entschieden hielt Vettel die WM aber noch nicht. So sind seiner Meinung nach die Brawn-Autos momentan zwar klar die schnellsten, es gebe aber noch genügend Rennen und es könne noch viel passieren. "Für sie [Brawn GP] ist nichts gewonnen, für die Anderen nichts verloren." Unsicher war sich Vettel nur, wie viel Jenson Button und Rubens Barrichello schon vom vollen Potential des Autos gezeigt haben. "Im Prinzip ist niemand unschlagbar. In Australien waren wir sehr, sehr nahe dran. Es bleibt eben die Frage, wie sehr Jenson aufs Gas gedrückt hat oder nicht. Die Chance ist immer da. Wie sehr die Entscheidung diese Woche das Bild verändert, bleibt abzuwarten."

Sicher war sich Vettel nur, dass sein Auto stark ist, auch wenn es bislang keine Punkte gegeben hat. Ferrari und McLaren will er aber auch nicht abschreiben. "Dass sie sich momentan schwer tun, ist aus den Ergebnissen nicht schwer raus zu lesen. Aber Ferrari war beispielsweise am Freitag in Malaysia extrem stark unterwegs und das war kein Zufallstreffer, sondern sie haben die Rundenzeiten konstant wiederholt." Was dann am Samstag schief gelaufen ist, wollte Vettel nicht genau beurteilen, er hatte Ferrari aber auf der Rechnung. Seiner Meinung nach ist hinter Brawn alles so dicht gedrängt, dass kleine Dinge einen großen Unterschied machen können - und Malaysia sei eben wieder ein unbeschriebenes Blatt.